Prozess in Düsseldorf Türkei-Masche: Betrüger prellten Senioren um Millionen

Düsseldorf · Bargeld und Schmuck für mehr als eine Million Euro hat eine Bande von Trickbetrügern bundesweit bei Senioren erbeutet. So lautet die Anklage gegen einen 26-Jährigen, über die seit Mittwoch das Landgericht verhandelt.

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Die Maschen der Trickbetrüger

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Er soll als Mitglied jener internationalen Bande fünf Rentner zwischen 72 und 86 Jahren getäuscht, verängstigt und dann geprellt haben. Eine 76-Jährige aus Bergisch Gladbach vertraute den falschen Polizisten ihr ganzes Hab und Gut an: Schmuck für 980.000 Euro und 10.000 Euro in bar.

Erst einem aufmerksamen Bankkassierer gelang es, der Betrugsserie, die allein diesem Angeklagten angelastet wird, Anfang 2013 ein Ende zu setzen. Innerhalb weniger Wochen hatte eine 80-Jährige aus Kaarst plötzlich mehrfach Beträge von 2000 bis 2500 Euro in bar abgehoben. Als die Rentnerin dann 6000 Euro holen wollte und angab, sie müsse das Geld im Auftrag von Polizisten in die Türkei schicken, rief der Kassierer die echte Polizei. Die Spur führte zu dem jetzt angeklagten Mann.

Bis dahin hatte er von dieser Rentnerin bereits fast 10.000 Euro in bar erschwindelt plus Schmuck für weitere 10.000 Euro. Elf solcher Delikte werden ihm jetzt vorgeworfen — als Mitglied einer Bande, die wohl in der Türkei sitzt. Über Gewinnversprechen wurden speziell Senioren von dort aus geködert. Allerdings müssten sie, so wurde behauptet, erst Anzahlungen leisten, bevor ihr "Gewinn" zugeteilt würde. Wer nicht zahlte, wurde angeblich auch vom Angeklagten prompt angerufen.

Betrüger gab sich als Kripo-Beamter aus

Er soll sich als Teichmann, Maybach oder Becker "von der Kripo Köln" oder vom Bundes- oder Landeskriminalamt vorgestellt und den Opfern erklärt haben: Sie seien ins Fadenkreuz internationaler Betrüger geraten, ihr Vermögen sei nun in höchster Gefahr. Um die Gauner schnappen zu können, sollten die Senioren aber ihr Geld ruhig weiter in die Türkei schicken. Oder der Anrufer bot an, er könne "Kollegen" vorbeischicken. Bei denen solle das Opfer dann Schmuck und Bargeld in "sichere Hände" abliefern.

Eine 72-Jährige aus Magdeburg plünderte daraufhin ihr Konto, übergab den uniformierten "Polizisten" 14 000 Euro in bar plus Schmuck für 15.000 Euro. Die Witwe aus Bergisch Gladbach händigte den Schwindlern fast eine Million Euro aus. Der Prozess geht am 18.9. weiter, 9.30 Uhr, Saal 1.117.

(anch)
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