Düsseldorf Trebecafé als Vorbild für China

Düsseldorf · Professoren und Studenten der Uni Shanghai besuchen Düsseldorfer Sozialeinrichtungen. Sie wollen sich Ideen für die Arbeit in China holen.

 Marita Wenzel vom Trebecafé (r.) und Benjamin Weil (dahinter) mit der chinesischen Delegation

Marita Wenzel vom Trebecafé (r.) und Benjamin Weil (dahinter) mit der chinesischen Delegation

Foto: Anne Orthen

Einer Einladung der Evangelischen Jugendsozialarbeit (BAGESJA) folgend, haben acht Professoren und Studenten der Universität Shanghai das Trebecafé für obdachlose Mädchen und die Outback-Stiftung für Jugendsozialarbeit besucht. Schon 2012 hatte es einen Austausch zwischen China und Düsseldorf gegeben, als Mitarbeiter aus sozialen Einrichtungen der Stadt sich Pflege- und Wohnheime in Shanghai anschauten.

Erste Überraschungen gab es für die Delegation im Trebecafé. Die Strukturen der städtischen Sozialarbeit waren einigen der Besucher neu, andere zogen Vergleiche zu China. "Dort gibt es auch christliche soziale Einrichtungen. Die können ihren Einfluss innerhalb staatlicher Strukturen aber nicht nutzen", erklärt Ting Wang. Die 25-Jährige schreibt in Vechta ihre Doktorarbeit über soziale Organisationen, seit November sammelt sie Eindrücke in Deutschland. Neben Düsseldorf besuchte sie mit der Gruppe ein Christliches Jugenddorf (CJD) am Bodensee. Mainz bildet den letzten Punkt der Reise. "Der Besuch verhilft zu neuen Perspektiven, vor allem, was geschlechterspezifische Sozialarbeit angeht", sagt Wang. So gebe es zwar Einrichtungen wie das Trebecafé auch in Shanghai, allerdings nicht exklusiv für Mädchen und junge Frauen.

Religiöse Institutionen spiele im Sozialsystem Chinas kaum eine Rolle. Zwar biete die YMCA (Young Men's Christian Association) dort Hilfe für Jugendliche, das christliche Weltbild des Vereins werde aber in den Hintergrund gerückt. "In der chinesischen Bevölkerung sind nur 30 Prozent gläubig", sagt Wang. Den Einfluss kirchlicher Organisationen als "dritten Sektor" in Deutschland empfinde sie als positiv. Beim Besuch in Shanghai war Angela Wüsthof von der evangelischen Kirche im Rheinland dabei. Jetzt begleitet sie die chinesische Delegation auf ihren Stationen in der Region.

"Den Gästen wollen wir die Möglichkeit geben, sich Ideen zu holen, wie Sozialarbeit funktionieren kann", sagt Wüsthof. Dazu gehöre der Ansatz, kirchliche Organisationen mit sozialen Aufgaben des Staates zu betrauen. "Die Rolle der Kirche im chinesischen Sozialsystem ist nicht unproblematisch", sagt Projektleiter Benjamin Weil (BAGESJA).

(RP)
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