Tausendfüßler-Abriss in Düsseldorf Trauerzug mit schwarzen Luftballons

Düsseldorf · Etwa 150 Abrissgegner zogen mit der Initiative "Lott Stonn" über das Bauwerk.

Düsseldorfer nehmen vom Tausendfüßler Abschied
33 Bilder

Düsseldorfer nehmen vom Tausendfüßler Abschied

33 Bilder

Klaus Reuter geht den Weg über den Tausendfüßler entgegen der Fahrtrichtung — und das fühlt sich falsch an. Als die Hochstraße eingeweiht wurde, war Reuter zwölf Jahre alt. Damals ist er sie ebenfalls abgelaufen. "Wir waren stolz auf dieses neue Wahrzeichen der Stadt", sagt der 63-jährige Gewerkschafter. "Heute tragen wir es zu Grabe."

Rund 150 Trauergäste haben sich vor der Deutschen Bundesbank an der Berliner Allee versammelt. Über ihnen streben schwarze Luftballons in den grauen Winterhimmel. Die Stimmung ist gedrückt. Während wenige Meter weiter Wurstbuden und lachende Gesichter an ein heiteres Großereignis erinnern, ist rund um die Initiative "Lott Stonn" niemandem zum Lachen zumute. "Wir sind das Salz in dieser Suppe der Euphorie", sagt Reuter.

Und das Salz würzt kräftig. In seiner Rede erinnert Initiativen-Mitbegründer Manfred Droste an die Vorzüge der Hochstraße. Rund 25 000 Autos passierten sie täglich, es gab keine Staus, keine Unfälle. Dafür auch aus ästhetischen Gesichtspunkten etwas Bestaunenswertes, Einmaliges. Der Abriss des Tausendfüßlers sei ein großes Unglück für Düsseldorf, sagt Droste. Die Umstehenden klatschen. Mit den Worten "Wir gehen alle miteinander" endet die Rede und beginnt der Trauerzug. Langsam und begleitet von zeternder Musik ziehen die Trauernden über die Hochstraße. Viele Passanten fotografieren die Trauernden, die einzeln oder in organisierten Gruppen gekommen sind. "Gebt dem Altern eine Chance" und "Gestern war auch ich neu" steht auf den Plakaten. Patrick Lenz und Susanne Troesser haben falsche Tausend-Euro-Scheine zu Pappschildern zusammen geklebt. "Sie sollen an die Millionen erinnern, die der Bau des neuen Tunnels verschlingen wird", sagt Lenz.

Am Ende des Weges löst sich die Versammlung zügig auf. Die meisten Abriss-Gegner machen sich auf den Heimweg. Nicht wenige nehmen dafür den Weg durch den Tunnel unter den Libeskind-Bauten.

(RP/jco/ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort