Tod durch Herzversagen Trauer um Malerfürst Immendorff

Düsseldorf · Der große Künstler Jörg Immendorff hat den Kampf gegen die Nervenkrankheit ALS verloren. Er starb im Alter von 61 Jahren an Herzversagen. Düsseldorf will ihn mit einer Ausstellung würdigen.

Jörg Immendorff - ein Leben für die Kunst
11 Bilder

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Jörg Immendorff starb in der Nacht zum Montag um zwei Uhr in seiner Atelierwohnung in der Düsseldorfer Stephanienstraße an Herzversagen. Das teilte sein behandelnder Arzt Thomas Meyer mit. Immendorff habe schon zuvor unter Herz-Rhythmus-Störungen gelitten.

Der Neurologe Meyer hatte die Behandlung des Malerfürsten koordiniert, der seit 1998 an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankt war - einer Nervenkrankheit, die ihn zu einem Leben im Rollstuhl zwang. Seit langem war Immendorff nicht mehr in der Lage, Arme und Beine selbständig zu bewegen, so dass er malte, indem er mit den Schläfen Sensoren eines an seinem Rollstuhl angebrachten Steuerungscomputers bediente. Helfer setzten seine Entwürfe dann um. Im Kampf gegen seine Krankheit schreckte Immendorff indes auch vor verzweifelt wirkenden Aktionen nicht zurück: So ließ er sich 2005 in China Zellen abgetriebener Föten ins Gehirn spritzen, die seinen Verfall aufhalten sollten.

Wie Immendorff-Arzt Meyer erklärte, hatte er den Künstler zuletzt am Dienstag besucht. Er habe keine Anzeichen für eine Verschlechterung bei Immendorff gesehen. Allerdings habe sich dessen Lebenswillen verringert. Der Maler habe über eine Patientenverfügung gesprochen. "Er war sehr entschlossen, dass er keine lebensverlängernden Maßnahmen will", sagte Meyer. Der Tod sei friedlich eingetreten. Immendorff habe nicht leiden müssen.

Der Joseph-Beuys-Schüler lehrte an der Düsseldorfer Kunstakademie und gilt als einer der erfolgreichsten Künstler der Welt. Bekannt wurde der ehemalige Hauptschullehrer vor allem durch seinen Bilder-Zyklus "Café Deutschland", der bis 1983 auf insgesamt 43 Werke anwuchs. Darin setzte sich der Ex-Maoist und Bundesverdienstkreuz-Träger mit der deutschen Geschichte auseinander. Zuletzt machte er im März dieses Jahres auf sich aufmerksam, als er das Porträt seines Duzfreundes Gerhard Schröder für die Galerie ehemaliger Regierungschefs im Bundeskanzleramt vorstellte. Schröder würdigte Immendorff gestern als seinen Freund.

Der 1945 bei Lüneburg geborene Künstler war mit seiner früheren Meisterschülerin Oda Jaune verheiratet. Das Paar hat eine Tochter, die im August 2001 geborene Ida. Schlagzeilen machte der Maler, als er von der Polizei im Jahr 2003 in seiner Suite im Düsseldorfer Hotel Steigenberger bei einer von insgesamt 27 bizarren Partys mit Prostituierten aufgegriffen wurde. In dem Zimmer fanden die Beamten 6,5 Gramm Kokain. Wegen illegalen Drogenbesitzes wurde Immendorff zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt. Im Prozess räumte er ein, jahrelang Kokain genommen zu haben, um mit der Angst vor dem sicheren Tod durch Ersticken leben zu können. Damals sprach er von seiner "Lebensgier", die ihn auch künstlerisch am Leben halte.

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nannte Immendorff gestern "einen der bedeutendsten Maler des 20. und 21. Jahrhunderts". Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) kündigte gegenüber unserer Zeitung eine Ausstellung mit Werken Immendorffs an.

(RP)
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