Grand Départ 2017 So erlebte die Region die Tour de France

Düsseldorf · Hunderttausende Menschen waren am Wochenende in Düsseldorf und Umgebung im Tour-Fieber. Bei der zweiten Etappe am Sonntag gingen die Fahrer auf eine Rundfahrt durch die Region. Wir geben einen Überblick, was am Rande der Strecke los war.

Tour de France 2019: Skurrile Kostüme, Motiv-Wagen und Picknick - die schönsten Fan-Bilder von der Tour-Strecke
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Kostüme, Motiv-Wagen und Picknick - die schönsten Fan-Bilder von der Tour-Strecke

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Foto: AFP/MARCO BERTORELLO

Düsseldorf war bereits Tour-geübt, als am Sonntag gegen 10.15 Uhr die Werbekarawane startete — denn die gleichen Wagen waren ja schon am Samstag bei der ersten Etappe durch die Stadt gefahren. Das hatte den Düsseldorfern Gelegenheit gegeben, ihre Jubeltechnik zu perfektionieren. Trotzdem war nur punktuell viel los — vor allem zwischen Burg- und Marktplatz drängten sich die Menschen an der Strecke.

Das änderte sich gegen Mittag, als die Fahrer am Burgplatz in die zweite Etappe starteten. Besonders an der Living Bridge war die Stimmung gut. Viele Menschen kamen nach Pempelfort, wo nach einer Phase des langsamen Tempos bei Kilometer Null die eigentliche zweite Etappe begann und die Fahrer richtig Gas gaben. Und auch in den Stadtteilen stellten sich zahlreiche Zuschauer an die Strecke und jubelten. Die Feste in der Innenstadt waren allerdings nicht besonders gut besucht.

In Neuss kam der Regen exakt in der Minute, in der die Tour de France verließ. Das war aus Neusser Sicht das Tüpfelchen auf einem "I", das so groß gemacht werden muss wie ein Ausrufezeichen. Bürgermeister Reiner Breuer gehörte zu denen, die sich direkt nach der Durchfahrt nur begeistert äußerten. Die Tour mobilisierte mehr Menschen , so schätzte der erste Bürger der Stadt, als der Kappessonntagszug im Karneval und der zieht immer rund 100.000 Schaulustige auf die Straße.

Tour de France 2017 in Neuss und Kaarst
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Tour de France in Neuss und Kaarst

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Foto: Berns, Lothar

Polizei und Rettungsdienste meldeten keine besonderen Vorkommnisse. "Die Tour hatte überhaupt keine Auswirkungen auf das Einsatzgeschehen", berichtet Elmar Eppels vom Leitungsdienst der Leitstelle. Er konnte die meisten zusätzlich eingeteilten Rettungskräfte um 15 Uhr entlassen, als sich das Treiben in die Lokale und Geschäfte der Innenstadt verlagerte. Denn auch in Neuss war verkaufsoffener Sonntag.

In knapp fünf Minuten durcheilten die vierköpfige Ausreißer-Gruppe und Hauptfeld — zusammen 197 Fahrer Ratingen. Viele tausend Menschen kamen an die Straßenränder. Erst ließen sie sich von der schrillen Werbekarawane beschallen und mit Geschenken bewerfen. Dann wurde es immer stiller an der Strecke. Die Spannung stieg. Bis eine Welle aus Beifall und Jubel die Führenden ankündigte. Und nach dreieinhalb Minuten stürmte das Hauptfeld heran — und vorbei.

Vor dem Ratinger Stadttheater lernte Moderator Volker Boix, dass zwischen dem TV-Bild auf dem LED-Bildschirm und der Wirklichkeit beinahe eine Minute Zeitversatz waren. Um ein Haar hätte er die Fahrer verpasst! Bürgermeister Klaus Pesch war selbst mit dem Fahrrad unterwegs — dem Nachbau eines Modells von 1898 — bei Politikern besonders beliebt: ohne Rücktritt. "Es war ein tolles Erlebnis die Tour in Ratingen zu haben", sagte er. "Überall in der Stadt wird jetzt noch weitergefeiert. Den Fahrern wünsche ich alles Gute auf ihren 3500 Kilometern, die jetzt noch vor ihnen liegen."

Tour de France 2017 in Düsseldorf: Werbekarawane zieht durch die Region
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Werbekarawane zieht zur zweiten Etappe durch die Region

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Foto: Bretz, Andreas

In Mettmann dagegen wurden die Zuschauerzahlen wohl übertroffen: Mit knapp 15.000 Zuschauern hatte die Stadt an der Strecke gerechnet. Nicht wenige hatten den Eindruck, dass fast doppelt so viele Mettmanner und ihre Gäste die zweite Etappe der Tour de France verfolgen wollten. Egal, wo man sich an der Strecke hinstellen oder hinsetzen wollte, es war kaum noch ein freier Platz zu bekommen.

Enttäuschend fanden die Gäste dort allerdings die Werbekarawane: Angekündigt wie ein Karnevalszug, entpuppte sie sich zumindest in Mettmann als ein glatter Reinfall. Einzelne Wagen waren zwar ganz schön anzusehen, aber weil sie in einem dermaßen hohen Tempo an den Zuschauern vorbeifuhren, kaum richtig zu erkennen. Wer sich erhofft hatte, mit einer Tüte voll Werbgeschenken und Bonbons nach Hause gehen zu können, wurde enttäuscht.

Tour de France 2017 in Ratingen
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So schön war die Tour de France in Ratingen

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Foto: Achim Blazy

Tausende feierten in Meerbusch die Tour: Dicht gedrängt standen die Fans am Straßenrand, bejubelten die Fahrer, kreischten, johlten und applaudierten lautstark. Nach vier Minuten war das fahrende Spektakel zwar schon wieder vorbei, die Meerbuscher aber feierten weiter. Die Stadt hatte auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz eine Musikbühne aufgebaut, im Sportdorf konnte man Windsurfen, auf einem Simulator die Radstrecke selbst abstrampeln, Kinder schminken lassen oder einfach nur ein Alt trinken und eine Currywurst essen. Es war alles perfekt organisiert, 150 ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz, die Polizei in erhöhtem Aufgebot. Fazit: Alles super gelaufen - oder anders gesagt: gefahren.

In Mönchengladbach erreichte die Werbekarawane pünktlich um 12.30 Uhr das Stadtgebiet. Vor dem Trubel hatte die Stadt jedoch rund 80 Autos an der Tourstrecke abschleppen müssen. Außerdem mussten noch am frühen Sonntagmorgen 25 Schriftzüge von Braunkohlegegnern in der Nähe des Stadtteils Wanlo von der Straße entfernt werden. Unbekannte hatten diese in der Nacht mit Kreide und Lack aufgemalt.

Tour de France 2017 in Mettmann: Fans bejubeln Radprofis
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Fans bejubeln Tour-de-France-Profis in Mettmann

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Foto: Köhlen, Stephan

In den kleineren Dörfern wie Wickrath und Wickrathberg erschienen hingegen zahlreiche Besucher. In Wickrathberg fand auf dem Hof eines Kartoffelbauern eine eigene Tour-Party statt. Auch in der Rheydter Innenstadt drängten sich die Besucher.

In Korschenbroich mischte sich eine Radsport-Größe unter die Schaulustigen: Jan Ullrich verfolgte das Geschehen vom Streckenrand aus und fachsimpelte mit anderen Zuschauern.

Auf dem Rathausplatz in Büttgen tobte das "Tour hautnah"-Fest für Radsport-Fans mit Live-Musik, Leckereien und jeder Menge Action. Radsport-Legenden wie der Niederländer Joop Zoetemelk stellten sich auf der Bühne den Fragen des Büttgener Tour-Botschafters Udo Hempel, der ebenso wie Markus Fothen, Günther Schumacher oder Fußball-Legende Berti Vogts in Büttgen hautnah zu erleben waren.

Wer wollte, konnte im Radsportdorf auf einem "Minidrome" das Bahnrad-Gefühl selbst ausprobieren, die Kaarster Sportvereine boten Mitmach-Aktionen an. Die Werbekarawane — die mit rund 15 Minuten Verspätung in Büttgen ankam — war für die meisten Fans aber eher enttäuschend: rasend schnell waren die Fahrzeug vorbei und die Ausbeute an abgeworfenen Werbegeschenken fiel eher gering aus.

Berichte aus den anderen Tour-Städten folgen an dieser Stelle.

(hpaw/wie/skr/akr)
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