Mehr Events oder mehr Breitensport? Was nach der Tour de France in Düsseldorf kommen könnte

Düsseldorf · Düsseldorf fiebert dem Tour de France-Auftakt im Sommer entgegen. Aber wie soll es mit der Sportstadt danach weitergehen? Wir haben zwei Experten aus der Politik nach ihrer Einschätzung gefragt. Monika Lehmhaus (FDP) fordert einen externen Berater, Stefan Wiedon (CDU) sorgt sich um die Vereine.

 Radfahrer bei der Tour de France (Symbolbild).

Radfahrer bei der Tour de France (Symbolbild).

Foto: dpa, yv mr

Die Sportstadt ist im Zuge der Düsseldorfer Olympiabewerbung entstanden, nach Meinung der FDP-Sportexpertin Monika Lehmhaus hat das Projekt inzwischen an "Fahrtwind verloren". Deshalb will die Liberale im Sportausschuss den Antrag stellen, einen externen Berater damit zu beautragen, Visionen für die Sportstadt zu entwickeln. Lehmhaus' wichtigste Punkte im Überblick:

 Monika Lehmhaus, FDP (Archiv).

Monika Lehmhaus, FDP (Archiv).

Foto: Bernd Schaller

Basis Nach Wahrnehmung der Liberalen sehen insbesondere jüngere Menschen (20 bis 40) die Sportstadt kritisch, zudem gibt es für selbstorganisierten Sport zu wenig Möglichkeiten. Lehmhaus will deshalb die Bürger zu ihrem Sportverhalten und Wünschen befragen. Das Ergebnis soll die Basis bilden für die weiteren Schritte der Sportstadt. "Wir brauchen Vielfalt, insbesondere für junge Leute", sagt Lehmhaus. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Sport im Offenen Ganztag. "Wir könnten neue Formen der Schul-Ligen entwickeln. Und denkbar ist auch, einen Sportbus einzuführen, der - ähnlich wie ein Skibus im Skigebiet - die Kinder einsammelt und zu den passenden Sportflächen bringt."

Vereine Dass sich die Stadt aktuell engagiert, um gemeinsam mit Neuss eine hochklassige Handball-Mannschaft zu stellen, sieht Lehmhaus kritisch. "Die Stadt sollte sich nur einmischen, wenn die Kraft von unten kommt." Ihre Lieblings-Sportart ist in dieser Hinsicht Tischtennis. Es gebe in Düsseldorf Angebote für Einsteiger wie den Pausenkönig, eine breite Jugendarbeit, das Internat und den Bundesstützpunkt am Staufenplatz und als Spitze das höchst erfolgreiche Profi-Team der Borussia.

Events Die Ratsfrau steht weiter zum Nein der FDP zur Tour de France in Düsseldorf. "Mir fehlen da die Breite und die Nachhaltigkeit." Düsseldorf müsse erst eine Breitensportstadt werden und könne dann Highlights entwickeln - so wie die Tischtennis-WM nun Höhepunkt der beschriebenen Arbeit sei. Ein externer Berater sei wichtig auf dem Weg dorthin, damit eine neutrale Instanz den Prozess begleite. Sportpolitik sei aktuell zu sehr eine Frage von kleinen Runden, der Sportausschuss sei nicht mehr das entscheidende Gremium.

Lesen Sie hier einen Kommentar zur Analyse von Monika Lehmhaus: "Sportstadt Düsseldorf braucht einen Kopf"

Stefan Wiedon, Sportexperte der CDU, sieht die Lage der Sportstadt besser als seine FDP-Kollegin und setzt auch andere Schwerpunkte mit Blick auf die kommenden Aufgaben:

Basis Wiedon plädiert dafür, die "Freie Szene Sport" ebenso zu unterstützen wie die freie Kulturszene. Mit den multifunktionalen Sportflächen, die die Ampel-Kooperation zu einem ihrer Prestigeprojekte gemacht hat, kann er sich dabei sogar anfreunden. "Wir haben allerdings inzwischen die Mitte der Legislaturperiode erreicht und noch immer keinen dieser Plätze eröffnet. Das muss schneller gehen, das ist ja schließlich nicht der Panama-Kanal, der da gebaut werden soll."

 Stefan Wiedon, CDU (Archiv).

Stefan Wiedon, CDU (Archiv).

Foto: Bretz, Andreas

Vereine Die größte Herausforderung in der Sportstadt kommt aus Wiedons Sicht auf die Vereine zu. Düsseldorf sei eine wachsende Stadt, folglich gebe es eine große Nachfrage bei den Vereinen, insbesondere in den Kinder- und Jugendabteilungen. "Wir müssen die Vereine in die Lage versetzen, diese Herausforderung zu stemmen, die Kinder und Jugendlichen aufzunehmen und ihnen ein vernünftiges Angebot machen zu können."

Das Engagement für hochklassigen Handball befürwortet Wiedon. Handball habe eine Tradition in Düsseldorf, und nun bestehe die Möglichkeit, wieder einen Zweitligisten zu haben. Dies sei dann die Spitze einer breiten und sehr guten Jugendarbeit. "Das ist kein Kunstprodukt, sondern Leistungssport als zusätzlicher Anreiz für talentierte Jugendliche." Spielgemeinschaften und Kooperationen auch über Stadtgrenzen hinaus seien ein Modell für die Zukunft. "Lieber Kräfte bündeln, als um Sponsoren konkurrieren", sagt Wiedon.

Events Großereignisse können aus Sicht des CDU-Ratsherrn zwei Zielen dienen. Sie können Krönung für Sportarten sein, die in Düsseldorf eine wichtige Rolle spielen (Tischtennis-WM), oder für die Außenwirkung einer Stadt einen großen Wert haben (Grand Départ). Deshalb plädiert Wiedon auch für weitere Events, etwa ein großes Beachvolleyball-Turnier oder einen anderen Winter-Wettkampf als Langlauf, den es in Düsseldorf schon gab. "Entscheidend ist, dass Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis stehen." hdf

(hdf)
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