Tornado, Hochwasser, Orkane Die heftigsten Unwetter in Deutschland

Wirbelsturm, 1. Juli 1891
Um 17 Uhr baut sich bei Boisheim eine Tornado-Säule auf und pflügt eine Schneise der Verwüstung, einen Kilometer breit, Richtung Nordosten über Anrath bis nach Krefeld. Allein zwischen Süchteln, Viersen und Dülken sind etwa 50 Häuser eingestürzt. Die Honschaft Lind wird fast völlig zerstört. Doch niemand kommt zu Tode. Aus Dankbarkeit errichten die Anwohner eine Kapelle. Das Foto zeigt den Haxhof in Clörath nach dem Wirbelsturm. Vor dem zerstörten Gebäude stellte der Bauer einen Spendenteller auf. Abends war er mit Goldstücken gefüllt.

Wirbelsturm, 14. August 1906
Ein aus dem Rheinland kommendes Gewitter zieht über das Bergische Land. Es bildet sich ein Wirbelsturm, der im Landkreis Solingen und Remscheid große Schäden anrichtet. Häuser, Wälder und Brücken werden zerstört. Es gibt drei Tote und viele Verletzte, berichtet damals das „Solinger Kreis-Intelligenzblatt“, heute Solinger Tageblatt.
Hochwasser, Nacht vom 8. zum 9. Juli 1927
Nach mehrtägigen Regenfällen zieht eine Gewitterfront durch das Osterzgebirge. Innerhalb von 25 Minuten fällt 113 Millimeter Regen. Die Wassermassen überraschen die Bewohner der Talsiedlungen in den Nachtstunden. 160 Menschen kommen zu Tode. Das Bild zeigt die Uhrmacherstadt Glashütte in Sachsen nach dem Hochwasser. Hier sterben zwölf Menschen in den Fluten.

Sturmflut, 17. Februar 1962
Im Hamburger Elbgebiet und im norddeutschen Küstenraum verursacht Sturmtief „Vincinette“ in der Nacht die bis dahin schwerste Sturmflut des Jahrhunderts in Deutschland. Die Menschen werden im Schlaf überrascht. Mehr als 300 Menschen sterben in den Fluten.

Hochwasser, 15. bis 16. Juli 1965
Nach schweren Unwettern kommt es in Nordhessen, Südniedersachsen und Ostwestfalen sowie in Teilen der heutigen Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen zu einer Hochwasserkatastrophe. In diesen Regionen geht die Flut als Heinrichsflut oder Julihochwasser bzw. Schwarzer Freitag von Waldeck in die Geschichtsbücher ein. Insgesamt sterben 16 Menschen. (Foto: Symbolbild)
Tornado, 10. Juli 1968
Ein Tornado richtet vor allem in Pforzheim und Umgebung große Schäden an. Etwa 1750 Häuser sind betroffen, wie dieses völlig zerstörte Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofes im Kreis Calw in der Gemeinde Ottenhausen. Zwei Menschen sterben, 200 werden verletzt. Der Sachschaden beträgt über 100 Millionen DM. Die Stadt Pforzheim hat einen Gedenkstein zur Erinnerung an den Tornado errichtet.
Orkan, 13. November 1972
Das Orkantief "Quimburga" zieht über Mittel- und Westeuropa hinweg. Mindestens 73 Menschen kommen ums Leben. In Niedersachsen richtet der Orkan enorme Schäden an, aber auch Berlin bekommt die zerstörerische Kraft zu spüren. Im Stadtteil Friedrichshagen wird der Turm der Christopheruskirche stark beschädigt (Foto).

Schneestürme, 29. Dezember 1978
Es ist einer der schwersten Winter für Norddeutschland. Ein Temperatursturz führt in Norddeutschland, dem Norden der DDR, Dänemark und Südschweden zu einem Schneechaos. Außergewöhnliche Schneefälle und Schneestürme, dazu extrem tiefe Temperaturen - der Norden Deutschlands versinkt im Schnee. Straßen sind nicht mehr passierbar, der Strom fällt aus und Dörfer werden von der Außenwelt abgeschnitten. 23 Menschen sterben durch das Extremwetter. Am 13. Februar 1979 wird durch einen zweiten Schneesturm erneut Katastrophenalarm ausgerufen. In Loose, im Kreis Rendsburg - Eckernförde schaufeln am 3. Januar 1979 zwei Männer Autos frei. (Foto)

Hagelsturm, 12. Juli 1984
Ein Hagelsturm verursacht in Teilen von München den bis dato größten volkswirtschaftlichen Schaden. Nach einer Hitzewelle zieht eine Kaltfront von Westen her über Süddeutschland hinweg. Gegen Abend bricht der Hagelsturm in München mit Tennisball großen Hagelkörnern los. Die Eisgeschosse zertrümmern unter anderem Fensterscheiben wie in diesem Münchner Haus. Die Hagelschicht war 20 Zentimeter hoch und taut erst am nächsten Tag ab. 300 Personen werden verletzt, drei Menschen sterben durch Herzinfarkte oder bei Aufräumarbeiten.

Hochwasser, März 1988
Es regnete im Süden Deutschlands zwei Wochen lang und ließ die Pegel an Rhein und Mosel von Rekordmarke zu Rekordmarke steigen. Die Städte an beiden Flüssen versanken in den Fluten wie hier in Hitdorf. Erst eine Woche später fingen die Hochwasser-Pegel an, wieder zu sinken.

Orkan "Daria", 25. Januar 1990
Durch den Orkan haben umgestürzte Bäume einen Nahverkehrszug bei Babenhausen in Hessen entgleisen lassen. Der hintere Waggon (r) wird dabei von dem bereits umgekippten vorderen Zugteil aufgerissen. Daria ist der erste Orkan einer Serie verheerender Stürme, die bis Anfang März 1990 über Europa hinweg zogen und eine Schneise der Verwüstung und Schäden in Milliardenhöhe hinterließen. Mehr als 100 Menschen kamen in Europa bei den Frühjahrsstürmen ums Leben. Orkan Vivian tobt am 25. Februar 1990 durch Europa, nur drei Tage später wütet Orkan Wiebke. (Foto: Symbol)
28. Februar 1990, Orkan Wiebke.
Wiebke ist der letzte Sturm von acht (Daria, Herta, Judith, Nana, Ottilie, Polly, Vivian und Wiebke) im Spätwinter 1990. Das Foto zeigt vom Orkan Wiebke umgeworfenen Nadelholzbestand aus Fichte und Douglasie bei Plein (Landkreis Wittlich).
Hochwasser, Ende Dezember 1993
Die Pegel am Mittel- und Niederrhein und seinen Nebenflüssen steigen stark an nach lang anhaltenden ergiebigen Niederschlägen. Schon im September und Oktober fiel überdurchschnittlich viel Regen. Es kommt zu einer Jahrhunderflut. Das Hochwasser geht auch als Weihnachtshochwasser in den Annalen ein. In Bonn wurde am 25. Dezember mit 10,13 Meter der höchste Pegelstand des 20. Jahrhunderts gemessen. In Köln werden die Altstadt, die Südstadt und rheinnahe Stadtteile überflutet. In Düsseldorf (Foto) erreichte das Hochwasser einen Stand von 10,24 Metern. Die Gesamtschäden werden auf 400–500 Millionen Euro geschätzt.
Hochwasser, Juli und August 1997
Überschwemmungen verursachen an den Flussläufen der Oder die größte bekannte Flut des Flusses. Ursache waren Tiefdruckgebiete im Mittelmeerraum (Xolska und Zoe) mit lang andauernden Starkniederschlägen. Die Jahrtausendflut der Oder forderte in Tschechien, Polen und Deutschland 74 Todesopfer und etwa 4,1 Milliarden Euro Schaden.

Stürme, Dezember 1999
Europa wird von drei schweren Stürmen heimgesucht. Anatol (3. Dezember) fegt hauptsächlich über Dänemark hinweg und streift auch Norddeutschland. Am 26. Dezember 1999 übertrifft der Sturm Lothar die Stürme Daria und Kyrill, was das Ausmaß der Schäden angeht. In Nordfrankreich, Südwestdeutschland, Schweiz, Liechtenstein, Vorarlberg/Österreich summieren sich diese auf 6 Milliarden Euro. Allein in Baden-Württemberg sterben 13, in der Schweiz 14 Menschen. 40.000 Hektar Kahlflächen lässt Lothar in Baden-Württemberg zurück. Das Foto zeigt ein in Simonswald im Schwarzwald zerstörtes Waldstück. Einen Tag später sucht Sturm Martin Südfrankreich, Nordspanien und die Westschweiz heim.
Hochwasser, August 2002
Deutschland (Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg), Tschechien und Österreich sind von einer Flutkatastrophe betroffen, verursacht durch tagelange extreme Regenfälle. In Deutschland wird der Gesamtschaden auf 11,6 Milliarden Euro beziffert. Insgesamt sind mindestens 45 Todesopfer in Europa zu beklagen. Die Katastrophe wird als Jahrhundertereignis eingeordnet. Das Foto zeigt den sächsischen Ort Schlottwitz.

Sturm, 27. und 28. Oktober 2002
Ende Oktober 2002 zieht der Orkan Jeannett über Europa hinweg. Deutschland und Tschechien sind am stärksten betroffen. Jeanett ist seit Lothar 1999 der stärkste Orkan in Deutschland. Im Erzgebirge werden Windböen von 183 km/h gemessen. Der Bahnverkehr wird durch umgeknickte Bäume und Streckensperrungen lahmgelegt. Zwölf Menschen kommen in Deutschland ums Leben. Europaweit sind insgesamt 47 Opfer zu beklagen. (Foto: Symbol)

Schneefall, 25. November 2005
Im Münsterland, Tecklenburger Land, Ruhrgebiet, Osnabrücker Land, dem Bergischen Land und dem südlichen Emsland verursachen mehrere Tage andauernde Schneefälle ein Schneechaos. Es fällt in kurzer Zeit ein halber Meter Schnee. Strommaste und Bäume knicken unter der Schnee- und Eislast um. 250.000 Menschen sind ohne Strom.
Hochwasser, März und April 2006
Das Elbhochwasser ist mit dem Hochwasser von 2002 vor allem im Mittellauf vergleichbar. Das Hochwasser betrifft fast den gesamten Flusslauf. Einige Städte wie Hitzacker (Foto) werden Anfang April überflutet. Auslöser war starkes Tauwetter in den Mittelgebirgen am Oberlauf.

Sturm, 18. und 19. Januar 2007
Der Orkan Kyrill, der über Nordwest- bis Osteuropa mit bis zu 200 km/h hinwegfegt, ist der stärkste Sturm seit „Lothar“ und verursacht Schäden in Milliardenhöhe. Deutschlandweit stürzen laut Deutschem Wetterdienst (DWD) mehr als 50 Millionen Bäume um. Dreizehn Menschen sterben in Deutschland, sechs davon in NRW.

Sturm, 1. März 2008
Sturmtief Emma trifft vor allem viele Waldflächen, die schon von Kyrill verwüstet worden waren. Dort richtet der Orkan schwere Schäden an. Der Hamburger Fischmarkt wird von einer Sturmflut überschwemmt. In Mitteleuropa sterben 14 Menschen durch Emma. Die stärkste Böe: 169 km/h.

Schneefall, 19. bis 23. Dezember 2009
Das Tief „Vincent“ bringt Schnee und Kälte nach West-Europa und verursacht unter anderem ein Verkehrschaos. Der Düsseldorfer Flughafen war für zwölf Stunden wegen heftiger Schneefälle gesperrt, beim Bahnverkehr kam es zu Verspätungen und Zugausfällen, etliche Autos und Lastwagen bleiben auf Autobahnen liegen.

Sturm, 28. Februar 2010
Wieder bringt ein Sturm den Bahnverkehr in NRW zum Erliegen. Orkan Xynthia weht mit bis zu 181 km/h über den Nordosten Deutschlands. Auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland fahren keine Züge. Umgestürzte Bäume erschlagen mehrere Menschen - in Deutschland gibt es sieben Tote durch den Sturm. Das Foto zeigt zwei Frauen in Frankfurt, die sich an einem Metallmast festhalten, um nicht weggeweht zu werden.
Sturm, 12. Juli 2010
Nach einer Hitzewelle verursacht der Sturmausläufer des Tiefs Norina massive Schäden. In Nordrhein-Westfalen wurden Böen mit einer Orkanstärke von über 110 Stundenkilometern und Windstärke 12 gemessen. In Düsseldorf gab es 20 Minuten Starkregen mit einem Niederschlag von 20 Liter pro Quadratmeter.

Sturm, 28. Oktober 2013
In West- und Nordeuropa richtet Orkan Christian schwere Schäden an. Er fegt mit bis zu 171 Kilometern pro Stunde über Deutschland. Betroffen waren vor allem die Küsten im Norden. Der öffentliche Verkehr wird im Nordwesten Deutschlands nahezu eingestellt. 14 Menschen sterben in Europa infolge des Orkans. (Foto: Symbol)

Hagelsturm, 28. Juli 2013
In Reutlingen geht ein Hagelsturm nieder. Vögel werden von den Hagelkörner erschlagen und fallen tot vom Himmel, 150 Landwirtschaftsbetriebe verlieren teilweise oder ganz ihre Ernte, bei mehreren zehntausenden Häusern im Kreis Reutlingen und Tübingen werden die Dächer zerstört, berichtet die Stuttgarter Zeitung. Foto: Symbol

Sturm, 6. Dezember 2013
Xaver wird zum Nikolaus-Orkan in Deutschland. An der Küste sorgt das Sturmtief für Pegelstände, die Meter über dem mittleren Hochwasser liegen. In Hamburg wird der zweithöchste Wasserstand seit Beginn der Aufzeichnungen 1825 gemessen. 185 km/h werden als Höchstgeschwindigkeit des Orkans gemessen. In ganz Europa sterben 16 Menschen durch Xaver. Das Foto zeigt zwei Männer, die sich auf dem überfluteten Fähranleger in Dagebüll (Schleswig-Holstein) an einem Geländer festhalten.

Sturm, 9. Juni 2014
Am Pfingstmontag entwickelt sich aus dem Tiefdruckgebiet Ela eine Gewitterfront. Mit starkem Regen und Orkanböen zieht das Unwetter vor allem über NRW, Hessen und Niedersachsen. In Düsseldorf werden die stärksten Böen gemessen - in der Spitze 142 km/h. Allein in Düsseldorf stürzen 2500 Bäume um (Foto). 22.500 der 69.000 Straßenbäume werden beschädigt. Sechs Menschen kommen in NRW ums Leben, 30 werden schwer verletzt.

Sturm 9. bis 11. Januar 2015
Sturm Elon und Felix verwüsten Gebiete in ganz Europa. Elon kommt auf eine Spitzengeschwindigkeit von 161 km/h. Besonders hart trifft es den Norden Deutschlands. In Schleswig-Holstein wird der Bahnverkehr eingestellt. Durch Sturmunfälle sterben mehrere Menschen. In der Nähe des Bahnhofs Fühlsbüttel Nord in Hamburg werden Bahngäste über die Gleise geführt, nachdem die Bahn über einen umgestürzten Baum gefahren war und entgleiste.

Sturm, 31. März 2015
Sturmtief Niklas hinterlässt eine Spur der Verwüstung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Elf Menschen sterben bei dem Unwetter. Der Orkan gehört zu den stärksten der vergangenen 30 Jahre. Windgeschwindigkeiten von bis zu 192 km/h werden bei den Sturmböen gemessen. Bäume werden entwurzelt, Autos, Häuser und Stromleitungen beschädigt. In Düsseldorf entwurzelt der Sturm einen Baum am Hetjes-Museum (Foto).
Sturm, 6. Oktober 2017
Neun Menschen sterben, als Sturmtief Xavier über Mitteleuropa zieht - sieben davon in Deutschland. Da die Bäume noch belaubt sind, bieten sie dem Orkan eine große Angriffsfläche, viele werden daher vom Wind abgeknickt. Das Sturmtief ist in den Spitzenböen bis zu 201 km/h schnell. In Berlin wird der Nahverkehr eingestellt, auch die Flughäfen der Hauptstadt schließen zeitweise.
Sturm, 18. Januar 2018
Orkan Friederike wütet über Deutschland. Besonders über die Mitte von Deutschland zieht er mit mehr als 130 km/h. Fast in allen Städten erreicht Friederike mehr als 100 Kilometer pro Stunde. Zahlreiche Bäume stürzen um (Foto, Duisburg), Dächer werden abgehoben, Gerüste stürzen ein. In NRW sterben mindestens drei Menschen. Am Niederrhein fällt stundenlang der Strom aus. Die Deutsche Bahn stellt den Verkehr in NRW vollständig ein.
Sturm, 9. bis 10. Februar 2020
In weiten Teilen Europas tobt Orkan Sabine. Windspitzen erreichen 178 km/h auf dem Feldberg und 170 km/h auf dem Brocken. Die Bahn stellt den Fernverkehr in ganz Deutschland ein, viele Flughäfen streichen Flüge. Vielerorts bleiben die Schulen am Montag geschlossen. In NRW wurden rund 200.000 Festmeter Holz zerstört. In Europa sterben insgesamt 14 Menschen.

Hochwasser, 14. bis 15. Juli 2021
Tief „Bernd“ bringt im Juli 2021 Starkregen mit sich. Innerhalb von 24 Stunden fielen mancherorts mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter, mit verheerenden Auswirkungen. Als Jahrhundertflut geht die Naturkatastrophe in die Geschichtsbücher ein. In NRW treten fast alle Nebenflüsse des Rheins über die Ufer. Am 14. und 15. Juli werden aus Bächen reißende Ströme. Das Ahrtal ist besonders stark betroffen. 134 Menschen sterben, mehr als 750 Menschen werden dabei verletzt.
