Ausstellung über Pop aus Düsseldorf Musikgeschichte zum Angucken

Die Ausstellung „#Tonträger“ setzt 31 Künstlern und Bands, die in Düsseldorf groß geworden sind, ein Denkmal.

 Eine der großen Stimmen der Landeshauptstadt: Monique Maasen war unter anderem Frontfrau von Asmodi Bizarr. Hier posiert sie vor dem Fortuna-Eck.

Eine der großen Stimmen der Landeshauptstadt: Monique Maasen war unter anderem Frontfrau von Asmodi Bizarr. Hier posiert sie vor dem Fortuna-Eck.

Foto: Thomas Stelzmann

Wenn es um Pop-Musik in Düsseldorf geht, werden reflexhaft immer wieder Kraftwerk, Die Toten Hosen und der Ratinger Hof genannt. Die Band Kraftwerk wird bald 50 Jahre alt, die Toten Hosen fanden vor mehr als 35 Jahren im Ratinger Hof zusammen. Den gibt es in seiner damaligen Form übrigens auch schon seit 1989 nicht mehr – also alles ziemlich lange her.

Dass bei dieser Konzentration auf eine allmählich weit zurückliegende Epoche der Düsseldorfer Musikgeschichte nachfolgende Musikergenerationen zu kurz kommen, dokumentiert die Ausstellung „#Tonträger“ im KIT (Kunst im Tunnel). Denn auch in den 1990er Jahren bis in die Jetzt-Zeit gab und gibt es eine lebendige Musikszene in der Stadt. Mit 31 Künstler- und Bandportraits setzt „#Tonträger“ den Nachgeborenen zumindest ein kleines fotografisches Denkmal.

Die Idee kam dem Musikjournalisten Michael Wenzel, als er an einem grauen Wintersonntag eine Ausstellung mit Porträts von ehemaligen Kohlekumpeln im Landtag sah. Auch im KIT hängen nüchterne, große schwarzweiße Fotografien der Bands und Musiker – aufgenommen an Orten mit einer besonderen Bedeutung für die Porträtierten. In mehr als vier Jahren Arbeit haben Wenzel und der Fotograf Thomas Stelzmann die Bilder zusammengetragen und die Begegnungen auch in einem kleinen Beitext festgehalten. Die Fotos sind dabei unverfälschte Porträts. Stelzmann arbeitet mit einem Minimum an Hilfsmitteln und belässt die Orte unverfälscht. Heraus kommen authentische Arbeiten, die oft so sind wie die Musiker selbst – sich und ihrer Musik treu geblieben.

Oftmals sind die Fotos an Orten aufgenommen worden, die für die Karriere wichtig waren wie zum Beispiel Proberäume, Orte des ersten Auftritts oder ehemalige Clubs. So dokumentiert „#Tonträger“ nicht nur Musiker, sondern auch auch Plätze, die für die lokale Musikszene in den vergangenen 25 Jahren eine wichtige Rolle gespielt haben. So auch der Schlachthof an der Rather Straße, einem der letzten verbliebenen Rückzugsorte der musikalischen Subkultur oder das Fortuna-Eck, eine der letzten echten Kneipen im durchgentrifizierten Flingern.

Ausgangspunkt für die Auswahl der Porträtierten ist die 1995 erschiene Publikation „City Beats. Der Klang einer Stadt in Wort, Bild und Ton“, denn sie alle wurden bereits damals zumindest namentlich erwähnt. Und auch heute sind die 30 Musiker und Bands immer noch aktiv, wie man in den kurzen Biografien neben den Fotos erfährt. Interessant zu sehen ist dabei, welche verschiedenen Lebenswege die Musiker in den vergangenen 25 Jahren genommen haben.

So reicht die Auswahl vom oscarnominierten Volker Bertelmann über Philipp Maiburg, dem erfolgreichen Macher des Open-Source-Festivals, bis hin zu Bettina Henrich, die Musik nur noch als Freizeitbeschäftigung betreibt. Internationale Szene-Stars wie Mouse on Mars stehen da neben Diptesh Banerjee, einem Rapper aus Ratingen-West, der Wiege des deutschen HipHops, oder der seit 25 Jahren bestehenden Trashpolka-Kombo The Beatlesøns. Die Trash-Metal-Band Assassin, die mit ihrem Auftritt im Metal-Mekka Wacken in den Ritterstand erhoben ist, hängt neben Stefan Schwander, der seit mehr als 25 Jahren neben seiner Arbeit als Tischler in seiner Bilker Hinterhofwerkstatt unter den verschiedensten Pseudonymen elektronische Musik veröffentlicht.

Einen besonderen Platz in der nur kurz zu erlebenden Ausstellung nimmt der in diesem Jahr verstorbene Henry Storch ein. 1988 gründet der musikbegeisterte Storch sein Label Unique, später folgt der Unique Club in einem ehemaligen Bordell auf der Bolker Straße. Beides wird Heimat für die vielfältige Düsseldorfer Musikszene, dank Storchs eklektischen Musikverständnisses. Egal ob HipHop, Garagenrock, Drum‘n‘Bass, Soul oder Funk, hier haben alle Musikstile ihre Berechtigung.

Label und Club werden so für viele der Porträtierten eine Anlaufstelle. Als DJ ist Storch weltweit gefragt, mit der 2001 auf Unique erschienen Single „Hip Teens (Don‘t Wear Blue Jeans)“ des Unique-DJs Frank Popp konnte das Label auch einen kommerziellen Erfolg verbuchen. Die Vielfalt der Veröffentlichungen von Unique Records wird im KIT auch anhand einer Auswahl an Platten und 7-Inch-Singles verdeutlicht.

Insgesamt ist den Machern der Ausstellung ein äußerst gelungener Überblick über die Musikszene der vergangenen 25 Jahre gelungen. Sie zeigen, dass Düsseldorf noch viel mehr zu bieten hat als die immer gleichen Kamellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort