Düsseldorf Tod im Hafen-Hotel: Anklage erhoben

Düsseldorf · Wegen Totschlags an seiner Freundin (25) wird sich ein 41-jähriger Dormagener vor dem Schwurgericht verantworten müssen, sobald dieses die Anklage zulässt. Der Verdächtige, der nach der Bluttat in die Türkei geflüchtet war, soll die Frau, die für einen Escort-Service gearbeitet haben soll. in einem Luxus-Hotel im Hafen erstochen haben.

 Im Radisson Blu Hotel an der Hammer Straße soll der 41-Jährige im Januar seine Freundin erstochen haben. Die Frau hat zuvor für einen Escort-Service gearbeitet.

Im Radisson Blu Hotel an der Hammer Straße soll der 41-Jährige im Januar seine Freundin erstochen haben. Die Frau hat zuvor für einen Escort-Service gearbeitet.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Warum die 25-jährige Rumänin Christina B., die bei einem Escort-Service arbeitete, Anfang Januar in der Suite 610 des Radisson Blu Hotels an der Hammer Straße erstochen wurde, soll bald das Landgericht in einem Prozess gegen ihren Freund Arif D. klären.

Wie am Dienstag bekannt wurde, hat Staatsanwalt Christoph Kumpa den 41-jährigen türkischstämmigen Mann aus Dormagen jetzt wegen Totschlags angeklagt. Ob das Schwurgericht die Anklage zulässt und wann der Indizienprozess beginnt, ist offen.

Ein Zimmermädchen hatte die leblose Frau entkleidet in der angemieteten Hotelsuite entdeckt und hatte die 25-Jährige zunächst für ohnmächtig gehalten. Erst ein Notarzt bemerkte am 20. Januar, dass die junge Frau erstochen wurde. Fast zeitgleich hatte eine Mitbewohnerin von Christina B. die junge Frau als vermisst gemeldet. Und der Freund des Opfers war plötzlich verschwunden. Das war die Ausgangslage der Polizei. Eine "Mordkommission Hotel" wurde gegründet, die Suche nach dem Partner der Frau rasch auf die Türkei ausgeweitet.

Verdächtiger meldete sich mit abstruser Mail

Denn nach ersten Erkenntnissen hatte sich der 41-Jährige aus Dormagen in der Tatnacht über den Flughafen Köln/Bonn in eine Region abgesetzt, in der er einst aufgewachsen war.

Und tatsächlich: Aus der Türkei meldete sich der Gesuchte kurz danach per E-Mail, beteuerte seine Unschuld und lenkte die Ermittlungen auf einen Unbekannten aus Rumänien oder Russland. Als Arif D. nämlich in der Tatnacht aus der Sauna in die Suite zurückgekehrt sei, habe er dort seine Freundin bereits leblos vorgefunden und einen Fremden im Zimmer. Der habe sich sofort auf Arif D. gestürzt, ihn an der Hand verletzt, sei dann entkommen.

"In Panik" habe D. das Hotel verlassen, sei nach Köln gefahren, von dort in die Türkei geflüchtet. Ihm sei, so gab er an, sofort klar gewesen, dass er unter Tatverdacht geraten würde. Erst nach einem internationalen Haftbefehl gegen ihn und mehrmaligen Ankündigungen, sich der deutschen Justiz zu stellen, landete er dann Ende Januar am Düsseldorfer Flughafen und hat danach zwar seinen Verteidiger gewechselt, aber nicht seine Darstellung der Tatnacht.

Im Gegenteil: In einem Brief an zwei Polizisten, die ihn am Flughafen in Empfang nahmen, hat sich der 41-Jährige nach RP-Informationen darüber beklagt, dass die Ermittler nie ernsthaft nach dem ominösen Hotel-Eindringling und mutmaßlichen Täter gesucht hätten. Angeblich habe seine Freundin ja ihre Tätigkeiten im Escort-Service einstellen, mit ihm ein neues Leben beginnen wollen. Auch mit seiner neuen Verteidigerin Petra Wunsch, Kölner Fachanwältin für Strafrecht, ist der 41-Jährige bei dieser Version geblieben.

"Keine Anhaltspunkte" für mysteriösen Unbekannten

Staatsanwalt Kumpa blieb beim Totschlagsverdacht, weil "derzeit keine Mordmerkmale" (wie Habgier, niedrige Beweggründe oder Heimtücke) vorlägen. Den Vorwurf von Arif D., dass nie nach jenem Unbekannten gesucht worden sei, hält Kumpa für unberechtigt: "Wir haben keinerlei Anhaltspunkte für dessen Existenz." Keine der Tatortspuren lasse vermuten, dass ein Dritter beteiligt war.

Auch Überwachungsvideos vom Kölner Flughafen sowie Aussagen von Zeugen, die Arif D. direkt nach der Tat begegnet waren, ergäben keinen Hinweis darauf, dass sich der 41-Jährige nach dem Tod seiner Freundin im Luxushotel "in Panik" oder einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe.

(ila/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort