Serie Tiere in der Stadt Bei Bernd und Günter in der Waschbären-WG

Düsseldorf · Mit den niedlichen Bären im Grafenberger Wald ist nicht zu spaßen. Die freundlichen Nachbarn Hirsch und Wutz gleichen das aus.

 Günter oder Bernd auf der Suche nach Futter. Waschbären sind niedlich, aber total frech. Also besser: Finger weg!

Günter oder Bernd auf der Suche nach Futter. Waschbären sind niedlich, aber total frech. Also besser: Finger weg!

Foto: thorsten breitkopf

Was ist das denn für einer? Ein ganz ganz Süßer. Genauer gesagt zwei. Die beiden Waschbären im Grafenberger Wald heißen Bernd und Günter. Wer von beiden wer ist, ist aber die große Frage. Denn die beiden Gesellen sehen sich ganz schön ähnlich. Meist sieht man auch nur einen, wie bei unserem Besuch diese Woche, ob sich der andere in den Bäumen versteckt hat? Wir haben es nicht herausgefunden.

Waschbären sind eigentlich nicht in Deutschland heimisch und damit die einzigen Exoten im Tierpark Grafenberger Wald. Ihre Heimat sind die Weiten Nordamerikas vom Panamakanal im Süden bis weit nach Kanada hinein.

Nach Deutschland kamen die Tiere nach dem Zweiten Weltkrieg. „Kamen“ ist dabei zweifelhaft. Waschbären wegen ihrer warmen Pelze beliebt. In Deutschland wurden sie in Farmen gehalten. Aber auch Jäger, so dachte man damals, könnten die Pelztier nutzen. So beschloss ein Adliger am Edersee, ein Pärchen in der waldreichen Gegend auszusetzen. Nach dem Krieg büxten weitere Exemplare aus den genannten Pelzfarmen aus und fanden im menschenarmen Mittelgebirge ideale Bedingungen vor. 1956 wurde der Bestand in Deutschland auf 285 Tiere in freier Wildbahn geschätzt. Doch der Waschbär hatte, vom Jäger abgesehen, überhaupt keine Feinde. Entsprechend explodierte die Population. 1970 wurde sie bereits auf etwa 20.000 Tiere geschätzt und im Jahr 2005 auf eine niedrige bis mittlere sechsstellige Zahl. Von Hessen aus verbreitete sich der gefräßige Waschbär kreisförmig über die ganze Republik. In den späten 1990er Jahren wurden erste Exemplare überfahrener Waschbären im Bergischen Land gefunden. Im Jagdjahr 2015/16 betrug die deutsche Jagdstrecke 128.100 Tiere, 60 Prozent davon erbrachten die Bundesländer Hessen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Experten gehen davon aus, dass er längst auch schon in Düsseldorf lebt. Doch der wilde Waschbär ist heimlich und nachtaktiv so dass ihn kaum jemand zu Gesicht bekommt. Umweltschützer sehen den pelzigen Invasoren gar nicht gern, setzt er als Beutegreifer doch vielen seltenen Tierarten zu. Gesichert ist, dass er durch die Besetzung von Nistbäumen und Horstplätzen einheimische Vögel, wie etwa den Graureiher, während der Brutzeit verdrängen und somit einen negativen Einfluss auf die Population haben kann. Die EU hat ihn auf die Liste der unerwünschten Neozoon gesetzt. Das hat zur Folge, dass er bald auch nicht mehr in Tierparks gehalten werden darf. Bernd und Günter dürften also die letzten ihrer Art in Grafenberg sein.

Wie nah kann ich dem Tier kommen? Man kann ihm sehr nah kommen in Grafenberg. Ein kleiner Zaun soll verhindern, dass man die Tiere durch das Gitter streichelt. Denn so niedlich Bernd und Günter aussehen, sie sind keineswegs friedliche Gesellen, sondern beißen zu. Davor warnt auch ein Schild. Füttern ist auch nicht erlaubt. Aber das schöne ist, dass Bernd und Günter in der Gefangenschaft ihre Nachtaktivität aufgegeben haben, und den ganzen Tag aus der Nähe betrachtet werden können, wenn sie am Zaun lang tapsen oder ihre Nahrung „waschen“, was ihnen den Namen eingebracht hat. Übrigens hat die Awista die Patenschaft über die beiden übernommen.

Was wird sonst noch so an Unterhaltung geboten? Jede Menge. Denn in der Nachbarschaft gibt es etliche weitere Wildtiere. Direkt nebenan lebt Rotfuchs Nandoo (für den übrigens die SPD-Ratsfraktion Pate steht). Besonders für Kinder attraktiv ist das große Damwildgehege. Denn die kleinen Hirsche können mit Glück gestreichelt, auf jeden Fall aber gefüttert werden. Tiergerechtes Futter steht in Automaten bereit. Außerdem gibt es eine Waldschule für Kinder. Rehe gibt es im Tierpark übrigens keine.

 Vorsicht auf beiden Seiten. Diese beiden jungen Damen, einmal Damhirsch, einmal Mensch, nähern sich schüchtern an.

Vorsicht auf beiden Seiten. Diese beiden jungen Damen, einmal Damhirsch, einmal Mensch, nähern sich schüchtern an.

Foto: thorsten breitkopf
 Produktenttäuschung: Selbst für die Presse-Kamera wollte dieser Rothirsch nicht röhren oder jodeln.

Produktenttäuschung: Selbst für die Presse-Kamera wollte dieser Rothirsch nicht röhren oder jodeln.

Foto: thorsten breitkopf
 Das ist ein weiblicher Hirsch, und nicht etwa ein Reh, Elch oder Rentier, was viele glauben.

Das ist ein weiblicher Hirsch, und nicht etwa ein Reh, Elch oder Rentier, was viele glauben.

Foto: thorsten breitkopf
 Bernd und Günter heißen die beiden Waschbären, aber wer ist wer?

Bernd und Günter heißen die beiden Waschbären, aber wer ist wer?

Foto: thorsten breitkopf
 Dieses Wildschwein genießt gechillt sommerliche Temperaturen und ausreichend Futter.

Dieses Wildschwein genießt gechillt sommerliche Temperaturen und ausreichend Futter.

Foto: thorsten breitkopf

Ist es nur im Sommer gut? Es ist immer gut im Wildpark. Am schönsten ist es aber sicher im Frühling, wenn Wildschweine und Hirsche ihre Frischlinge und Kitze durch den Park führen. Und die Brunft der Rothirsche, die sind größer als die gepunkteten Damhirsche, steht unmittelbar bevor und beginnt im September.

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