Düsseldorf Theater soll von Kö-Bogen profitieren

Düsseldorf · Das Schauspielhaus leidet unter den Baustellen, soll aber auch etwas von ihnen haben. Der neue Intendant Wilfried Schulz möchte näher an Stadt und Publikum rücken - und bekommt dafür einen Pavillon neben dem Ingenhoven-Tal.

 Zum Ingenhoven-Tal gehören der Hauptbau an der Schadowstraße (rechts) und gegenüber der aufsteigende und mit Rasen versehene Dreieicksbau - hinter ihm würde der Pavillon für das Schauspielhaus platziert.

Zum Ingenhoven-Tal gehören der Hauptbau an der Schadowstraße (rechts) und gegenüber der aufsteigende und mit Rasen versehene Dreieicksbau - hinter ihm würde der Pavillon für das Schauspielhaus platziert.

Foto: ingenhoven architects, Alexander

Die Baustellen für die U-Bahn und den Kö-Bogen haben das Schauspielhaus in eine Hinterhofsituation gebracht. Ist die zurückgesetzte Lage am zugigen Gustaf-Gründgens-Platz ohnehin bereits kein Standortvorteil, wurde die Situation durch provisorische Parkplätze noch verschlechtert. Wer meint, schlimmer geht's nimmer, wird nächstes Jahr eines Besseren belehrt: Dann werden der Gründgens-Platz komplett aufgerissen und die Tiefgarage neu gebaut. Bereits abgesprochen ist, dass die Erreichbarkeit des Schauspielhauses unter anderem über eine Brücke gewährleistet wird, von der aus man die Baustelle in Augenschein nehmen kann - ein Stück Inszenierung, das auch ein wenig spektakulär wirken dürfte.

Noch besser sind die Aussichten, mit der Investoren und Stadt dem Theater die Bauzeit erträglicher gestalten wollen. Denn am Ende, wenn alles fertig ist, soll die Situation für das Schauspielhaus besser sein als zuvor, wie aus dem Rathaus zu hören ist. Architekt Christoph Ingenhoven, der den großen Neubau an Gründgens-Platz/Schadowstraße plant, entwirft unter anderem einen Pavillon, der das Theater näher an die Bürger rücken soll - ein großer Wunsch des neuen Intendanten Wilfried Schulz, mit dem bereits mehrere Treffen stattgefunden haben.

In dem Pavillon soll man nicht nur Karten kaufen, sondern auch Kaffee trinken können - und abends, auch nach den Aufführungen, wäre Barbetrieb möglich. Intern ist bereits von der "Bar al teatro" die Rede. Der Clou: Ingenhoven bastelt an der Möglichkeit, dass für das Publikum Zugang zu neuen unterirdischen Proberäumen geschaffen wird, die mit der Tiefgarage entstehen. Ein Vorhaben, das noch nicht gänzlich in trockenen Tüchern ist. Auch gibt es weitere Ideen wie Probe- und Spielsituationen auf dem Platz selbst.

Die Lage des Pavillons ist durch die Lage des geplanten Ingenhoven-Tals vorgegeben. Wenn man von P&C kommend auf den Gustaf-Gründgens-Platz schaut, liegt rechts der große Neubau und links gegenüber ein ansteigender begrünter Dreiecksbau mit gastronomischer Nutzung. Damit die Blickachse auf das Schauspielhaus nicht gestört wird, entstünde der Pavillon gleich im Anschluss an den Dreiecksbau. Er wäre zwölf mal zwölf Meter groß und soll möglichst transparent gestaltet werden.

Kö-Bogen II: Entwurf von Ingenhoven
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Klar ist bereits etwas anderes: Der große Supermarkt, der unterhalb des Platzes zunächst beabsichtigt war, wird "zu 99 Prozent" nicht kommen, dafür eventuell, wie von Insidern zu hören ist, einige kleine Geschäfte. Die neue Tiefgarage soll 700 Plätze haben, sie entsteht auf fünf Ebenen.

Das Ingenhoven-Tal und die damit verbundenen städtebaulichen Zielsetzungen sind bei den Beteiligten unbestritten. Aber der Zeitplan ist ehrgeizig. Der Abriss der Tiefgarage soll möglichst zwischen Januar und Oktober 2016 vonstatten gehen, wenn das Schauspielhaus wegen seiner anstehenden Sanierung ins Central am Hauptbahnhof umzieht. Wenn Schulz seine erste Spielzeit im November beginnt, soll der schlimmste Lärm verflogen sein.

Begrünung an den Libeskind-Bauten
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Damit der Plan aufgeht, müssen nun einige Probleme beseitigt werden. Dazu gehört als allererstes das Verhältnis der Investoren Development Partner und Centrum zueinander. Hier will eine Seite die andere aus dem Projekt am liebsten herauskaufen, und noch ist nicht klar, ob bis zum Monatsende Einigkeit hergestellt ist. So oder so muss eine Entscheidung fallen, so sieht es die vereinbarte Einigungslinie vor. Ansonsten wird der Komplex gebaut und zwischen den Eigentümern aufgeteilt.

Parallel wird dem Planungsausschuss eine Bauvoranfrage vorgelegt, in der es auch um den Abriss der Mauern und der Tankstelle am Rand des Platzes geht. Spielt der Denkmalschutz nicht mit, könnte es wie beim Tausendfüßler auf einen Minister-Entscheid hinauslaufen.

(RP)
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