Experten-Test Den besten Glühwein gibt's am Düsseldorfer Marktplatz

Anständiger Glühwein oder überwürzte Getränke? Sommelier Antonios Askitis hat für uns Heißgetränke auf den Weihnachtsmärkten der Landeshauptstadt probiert - und große Unterschiede festgestellt.

Mit einem Eimer trat Antonios Askitis zum Glühweintest an. Wie bei einer Weinprobe üblich, wurde nach dem Testen alles ausgespuckt.

Mit einem Eimer trat Antonios Askitis zum Glühweintest an. Wie bei einer Weinprobe üblich, wurde nach dem Testen alles ausgespuckt.

Foto: Anne orthen

Glühwein hat ein großes Problem: Er ist oft überwürzt. "Meist ist der Wein, der die Basis des Getränks bildet, sehr einfach. Oft wird sogar schlechter Wein verwendet", sagt Antonios Askitis. Um das zu übertünchen, würden sehr viele Aromen beigemischt, so dass der Wein selbst am Ende kaum noch zu schmecken sei. Der 37-Jährige weiß, wovon er redet: Er ist Gastronom und ausgebildeter Sommelier, die Beurteilung von Wein ist also sein Beruf.

Skeptisch blickt er auf den ersten Becher Glühwein, den er für uns testen soll. Er schnuppert, verzieht das Gesicht. "In der Nase ist er unangenehm", sagt er über den roten Wein vom Stand "Roter Hirsch" auf dem Schadowplatz. Dann nimmt er einen Schluck, schlürft, spuckt in seinen Spuckeimer. "Nelken, Orangen und Kirsche. Und etwas Exotisches." Noch ein Schluck. "Der ist nicht so süß, wie der Geruch vermuten lässt. Der Wein ist trotz der Gewürze herauszuschmecken - und scheint sogar ganz gut zu sein", sagt der Experte.

Ist das jetzt also ein guter Glühwein? "Der ist auf jeden Fall anständig", sagt Askitis. Am liebsten sei ihm der Wein aber mit noch weniger Gewürz, noch weniger Süße. "Ein wirklich guter Wein braucht das alles nicht - auch kein Glühwein." Den besten Glühwein, den er je getrunken habe, habe es bei einem Winzer gegeben. "Der hat nur ein wenig Zucker beigemischt."

"Der macht mich satt"

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Foto: Hans-Juergen Bauer

An der Bude am Heinrich-Heine-Platz ist das Urteil von Askitis verhaltener. "Der Geruch ist so stark, so intensiv, dass er mir keine Lust auf mehr macht. Der macht mich satt." Das sei ein Problem vieler Glühweine: Ihr Geruch sei meist viel intensiver als ihr Geschmack, das mache sie zuweilen unangenehm. Dennoch, so der Experte, sei der Geruch auch für Laien ein erstes Indiz, ob der Glühwein schmeckt. "Extrem chemisch" bewertet er beispielsweise den Geruch des Kirschweins an der Glühweinpyramide an der Flinger Straße.

"Ich kann außerdem durch die ganzen Gewürze keinen Wein durchschmecken." Ganz anders ist es beim Testsieger, dem weißen Winzerwein auf dem Weihnachtsmarkt am Rathausplatz. "Der riecht schon super und schmeckt total lecker, er ist zwar auch gewürzt, aber eben nicht überwürzt", sagt Antonios Askitis.

Bei allen Weinen bewertet der Experte allerdings den durchschnittlichen Preis von 3,50 Euro plus Pfand positiv. "Für 0,2 Liter Wein ist das total ordentlich. Beim Winzerwein ist das sogar ein wirklich guter Preis."

(lai)
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