Autofahren in Düsseldorf Test: Im Labyrinth der Baustellen

Düsseldorf · In dieser Woche stellt die Landeshauptstadt einen neuen Rekord auf: An 29 Punkten in und um Düsseldorf sind Straßen teilweise oder ganz wegen Bauarbeiten gesperrt. Eine Rundfahrt auf der Suche nach einer Strecke ohne Umleitungen.

Düsseldorf: Gefangen im Baustellen-Labyrinth
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Die Oberen von Düsseldorf scheinen an der Anziehungskraft der Stadt zu zweifeln. Deshalb haben sie vorsichtshalber die Zahl der Möglichkeiten, die Stadt zu verlassen, drastisch reduziert. Oststraße stadtauswärts — gesperrt. Nördlicher Zubringer, Fahrtrichtung Essen — gesperrt. B 7, Fernziel Wuppertal — sogar zweimal gesperrt, an der Ludenberger Straße und zwischen Hubbelrath und Mettmann.

Die Baustellen auf den Routen zur Stadtgrenze sind dabei nicht die einzigen Straßen, auf denen Baustellen derzeit für Staus und Umleitungen sorgen. An 29 Stellen in der und rund um die Landeshauptstadt verlegen Bauarbeiter derzeit neuen Asphalt, sanieren Kanäle oder legen neue Gleise für die Straßenbahnen. Dieser Rekordwert erzeugt ein Labyrinth für Autofahrer, wie wir beim RP-Test erlebten.

Am Ende auf sich allein gestellt

Die Landeshauptstadt hat ein neues Sparprinzip für Umleitungen entwickelt: auf Hinweisschilder im Vorfeld von Baustellen großräumig verzichten, eine Tafel direkt vor die Absperrung setzen und dann die Strecke so mit weiteren Baustellen und Zäunen einkreisen, dass selbst Ortsunkundige unmöglich falsch fahren können. So etwa gelangen Autofahrer von der gesperrten Oststraße durch weitgehend unbekannte Nebensträßchen zum Wehrhahn.

Dort taucht allerdings ein zweites, weit verbreitetes Problem der Düsseldorfer Baustellen auf: Am Ende ist der Autofahrer auf sich gestellt. Die Oststraßen-Umleitung mündet in die Kölner Straße, dort geht es ohne Ampel über vier Spuren, um auf die ursprüngliche Route zurückzukehren.

Ähnlich irrt und wirrt der Autofahrer um die Brücke "Kleine Ackerstraße". Die gelben Schildern "U 29" weisen einen schönen großen Bogen um die Baustelle, enden aber an der Stelle, an der sie zurück nach Flingern zeigen müssten.

Das Phänomen "Fehlende Vorwarnung" schmerzt besonders am Oberbilker Markt beziehungsweise 500 Meter davor. An den Kreuzungen, an denen Ausweichrouten etwa über die Oberbilker Allee und die Hüttenstraße noch Sinn gemacht hätten, steht nichts. Kurz darauf steht dafür der Vordermann, und bis zum Anblick des neuen Justizzentrums dauert es 15 Minuten.

Physikalisch erstaunlich erscheint die einzige Abkürzung, die die Stadt im Labyrinth geschaffen haben will. Galt bisher die Annahme, dass auf einer Kreuzung der Verkehr besser nur aus zwei Richtungen kommt, sind es am Ende der Interimsstraße durch den Hofgarten drei Richtungen. Macht in der Summe drei Ampelphasen, um die Schlucht zwischen Oper und Parkhotel zu verlassen und zwei weitere, um die Heinrich-Heine-Allee hinter sich zu bringen.

Norden, Osten, Mitte dicht, der Westen auf der anderen Rheinseite, da bleibt nur noch eine Hoffnung auf eine Strecke ohne Umleitungen: aus dem Süden am Rheinufer entlang fahren. Die Hoffnung währt, bis der Krater der Völklinger Straße auftaucht, an dem links und rechts Gegenverkehr vorbeifährt und der das Problem der schlechten Hafenanbindung sehr plastisch vor Augen führt.

Immerhin gibt es auf der Rheinroute auch lächelnde Verkehrsteilnehmer zu sehen. Sie haben Räder oder einen Sitzplatz in der Straßenbahn.

(RP)
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