Düsseldorferin auf Facebook identifiziert Tempo-Fahnder nutzen auch soziale Netzwerke
Düsseldorf · Um Temposünder aufzuspüren, nutzt das Ordnungsamt Düsseldorf auch soziale Netzwerke im Internet als Quelle für Vergleichsfotos. Das wurde jetzt bei einem Prozesstermin vor dem Amtsgericht bekannt. Eine 29-jährige Autofahrerin sollte 130 Euro Buße zahlen (plus drei Punkte in Flensburg kassieren), weil sie zu Jahresanfang auf der Flughafenautobahn 44 mit Tempo 111 geblitzt worden sei, wo nur Tempo 80 erlaubt ist.
Chronologie des Facebook-Aufstiegs
Auf Umwegen über ein soziales Netzwerk war das Ordnungsamt auf eine Aufnahme der 29-Jährigen gestoßen — und hat ihr die Buße aufgebrummt. Die Frau wehrt sich aber dagegen, hat die fotografierte Raserin angeblich noch nie gesehen. Jetzt soll ein Experte das Blitzer-Foto überprüfen.
Über das Kennzeichen des geblitzten Wagens waren die Ermittler auf die Halterin des Autos gekommen. Doch sie bestritt, am Steuer gesessen zu haben. Über die Netzwerke-Freunde der Frau und ihres Sohnes im Internet kamen die Ordnungshüter dann auf die jetzt verdächtige 29-Jährige. Auch sie ist (neben mehreren hundert anderen Freunden des Sohnes) im Internet mit einem Foto vertreten. Eine Ähnlichkeit der 29-Jährigen mit dem Blitzer-Foto der Raserin genügte den Tempofahndern dann, um ihr einen Bußgeldbescheid zu schicken.
Empört ist die Verdächtigte nicht nur über die Anschuldigung. Sie behauptet, sie sei an jenem Abend bei einer Bandprobe gewesen, könne also ein Alibi vorweisen. Empört ist sie außerdem, dass private Fotos in Internet-Netzwerken von Tempoermittlern durchstöbert und genutzt werden. Das Ordnungsamt hält das nicht für anrüchig. Man verwende eben sämtliche Daten und Informationen, die öffentlich zugänglich sind, heißt es. Ein Experte der Gerichtsmedizin soll am nächsten Verhandlungstag also ein Vergleichsfoto von der 29-Jährigen anfertigen und wird deren Gesichtszüge dann mit Computerhilfe mit dem Blitzer-Foto der Raserin vergleichen. Die Verhandlung wurde dazu auf Oktober vertagt.
