René Obermann an der Heinrich-Heine-Universität Telekom-Chef fordert offene Märkte

Düsseldorf · Als Gastprofessor sprach René Obermann am Montag an der Heinrich Heine Universität. Der aus Düsseldorf stammende Top-Manager kam im offenen Hemd ohne Krawatte an das Rednerpult – und warb auch für die Telekom als möglicher Arbeitgeber der Studenten.

 Vor 300 Gästen, die meisten Studenten der Wirtschaftswissenschaften, erläuterte Obermann gut verständlich, wie der Telekom-Markt sich immer mehr öffnet - und warum er zu stark vom Staat reguliert wird.

Vor 300 Gästen, die meisten Studenten der Wirtschaftswissenschaften, erläuterte Obermann gut verständlich, wie der Telekom-Markt sich immer mehr öffnet - und warum er zu stark vom Staat reguliert wird.

Foto: Endermann, Andreas

Als Gastprofessor sprach René Obermann am Montag an der Heinrich Heine Universität. Der aus Düsseldorf stammende Top-Manager kam im offenen Hemd ohne Krawatte an das Rednerpult — und warb auch für die Telekom als möglicher Arbeitgeber der Studenten.

Was macht einer der mächtigsten Männer der deutschen Wirtschaft, wenn er als Gastprofessor an die Hochschule seiner Heimatstadt eingeladen wird, und selber vor mehr als 20 Jahren sein BWL-Studium in Münster abgebrochen hatte? René Obermann rät den gekommenen Studenten einfach erst einmal leicht ironisch, es anders zu machen: "Die Gastprofessur ist für mich eine große Ehre, sicher auch, weil meine akademische Vita nicht gerade vorbildlich gelaufen ist und nicht zur Nachahmung geeignet ist." Und was macht er zusätzlich um einen Top-Vortrag zu halten? Er bringt zur Rückendeckung die in Berlin lebende Ehefrau Maybrit Illner mit — die ZDF-Moderatorin strahlt ihn die ganze Stunde lang gut gelaunt an. Und damit wirklich nichts schief läuft, hat Technikfan Obermann die mitgebrachten Charts direkt auf zwei tragbaren Computern mitgebracht — sicher ist sicher, sagt sich der Chef von mehr als 200 000 Mitarbeitern.

Thema seines Vortrages ist die Öffnung des deutschen und internationalen Telefonmarktes hin zu viel mehr Wettbewerb — und warum die harte Regulierung mittlerweile wichtige Innovationen wie neue Glasfasernetze eher behindert als fördert. Der ohne Schlips gekommene Obermann hat ein 22-seitiges Manuskript vor sich gelegt, doch immer wieder weicht der 49-Jährige locker vom Text ab. Wie wenig Wettbewerb es früher gab, schildert er an der Werbung der von ihm als Student gegründeten ABC Telecom aus Münster.

"Die Alternative ist gelb und immer kaputt", warb die Firma vor 25 Jahren für die ersten Autotelefone als Ersatz zu Telefonzellen der Telekom. Der Erfolg von ABC war so gigantisch, dass Obermann sich nur noch um die Firma kümmerte — und sie dann später für viel Geld verkaufte, um ohne Umweg über ein Examen direkt Manager zu werden. "Bei solchen Leuten an der Spitze ist die Telekom schon ein interessanter Arbeitgeber", sagt André Gerritsen, 26-jähriger BWL-Student im 8. Semester. Und Obermann bestätigt im Gespräch am Rande der Veranstaltung, dass die Suche nach gutem Nachwuchs auch Ziel seines Vortrages ist: "Top-Leute sind unser wichtigstes Kapital. Und da können wir beim Image gerne weiter zulegen."

Gleichzeitig zeigt der Vortrag, dass Obermann die Probleme seiner Branche sehr gut erklären kann. Erst schildert er, wie die Telekom in den 80er Jahren aus dem Monopol entlassen wurde — und dass es nun mehr als 100 Wettbewerber gibt. Dann beschreibt er, dass die immer weitere Regulierung dazu führt, dass sich für die Telekom speziell die Investition in neue Glasfasernetze an sich nicht lohne — da schaut Wirtschaftsprofessor Justus Haucap in der ersten Reihe nicht nur begeistert. Als Chef der Monopolkommission drängt er auf härtere Gängelung des Marktführers.

Doch Obermann hat auch keine Probleme, auf Schwächen der Telekom hinzuweisen: Es sei eine "enorme Herausforderung", gleichzeitig Zehntausende Mitarbeiter abzubauen und kundenfreundlicher zu werden. Die Telekom leide noch immer unter dem Absturz ihres Börsenwertes.

Neue Wettbewerber wie Facebook und Google würden zunehmend von der Telekom finanzierte Netze nutzen, um ihre Angebote zu machen — ein Riesenproblem. Großen Beifall erntet Oberman für den Vortrag. In einer Woche kommt er erneut und spricht über Innovationsstrategie. Und er hält noch ein Seminar für 20 besonders gute Studenten — er war es übrigens auch, wenn er ausnahmsweise Mal in der Uni war.

(RP/ila/ahem)
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