Tele2 in der Kritik Telefon-Kunden abgezockt?

Düsseldorf · Der Anbieter Tele2 mit Deutschland-Zentrale in Hassels gerät wegen seiner umstrittenen Werbemethoden zunehmend in die Kritik. Bei der Benrather Kripo stapeln sich die Anzeigen gegen das Unternehmen.

 Umstrittene Werbemethoden haben dem Düsseldorfer Telefonanbieter Tele2 zahlreiche Anzeigen eingebracht.

Umstrittene Werbemethoden haben dem Düsseldorfer Telefonanbieter Tele2 zahlreiche Anzeigen eingebracht.

Foto: RP, Göttert

Betrug, Nötigung, Erpressung, so lauten Vorwürfe gegen den Telefonanbieter Tele2. Der sitzt auf zwei Etagen in einem Büropark In der Steele in Hassels. "Es sind bestimmt mehr als 200 Anzeigen aus dem gesamten Bundesgebiet, die wir in den vergangenen beiden Jahren bearbeitet haben", sagt Benraths Kripo-Chef Gerd Fuselbach. Der immer wieder neu erhobene Vorwurf geht in die gleiche Richtung: Kunden anderer Telefonunternehmen beschweren sich, dass sie mit unlauteren, teilweise rüden Methoden in Verträge gezwungen werden sollen, die sie gar nicht abgeschlossen haben.

Ein Beispiel ist Andrej Zeller. Er erhielt ein Schreiben des Düsseldorfer Telefonanbieters, den er bis dahin nicht kannte: "Wir freuen uns, dass sie sich für Tele2 entschieden haben", hieß es darin. Von Supertarifen, Freiminuten und Telefonieren zum Nulltarif war dort weiterhin die Rede. Zeller ignorierte den Brief, zumal er als Kunde der Telekom zufrieden war. Schon kurze Zeit später erreichte ihn die erste "Erinnerung" von Tele2 über einen Betrag von 5,20 Euro, und Monate später forderte ein Inkassobüro aus Baden-Baden angeblich ausstehende Beträge von rund 140 Euro.

"Bisher haben weder die Inkassobüros noch die Anbieter selbst die Forderungen gerichtlich eingetrieben", sagt Rechtsanwalt Bodo Starke aus Moers, der allein mehr als 20 Mandanten gegen private Telefonanbieter, darunter auch Tele2, vertritt. "In einem Fall wurde ohne Zustimmung des Kunden einfach abgebucht", weiß Starke. "Einzelne Kreditinstitute prüfen offenbar nicht sorgfältig genug, ob eine Bankeinzugsermächtigung auch tatsächlich vorliegt." Nach Starkes Erfahrungen suchen sich die Telefonfirmenwerber bevorzugt ausländische Namen, möglicherweise damit sie so an Kunden geraten, die nicht so gut Deutsch sprechen.

Dass sich Beschwerden gegen die Werbemethoden so genannter Pre-Selection-Anbieter häufen, bestätigt auch Anke Kirchner von der Düsseldorfer Verbraucherzentrale. "Wir bekommen hierzu fast täglich Anrufe." Vor den Gerichten seien bereits mehrere Urteile zum Wettbewerbsrecht erstritten worden. Laut Gesetz dürften die Anbieter Verbraucher nun nur noch nach vorheriger Zustimmung anrufen.

Dass diese Erlaubnis mitunter vorliegt, ist den Kunden häufig gar nicht bewusst. Wie Tele2 in einer Stellungnahme einräumt, bezieht die Firma Adressdaten "von renommierten Adresslieferanten wie z.B. dem Otto-Konzern oder der Bertelsmann-Gruppe". Solche Einwilligungen sind etwa Ergebnis eines womöglich unachtsam gemachten Kreuzchens bei einer Katalogbestellung oder der Teilnahme an einem Gewinnspiel.

"Es handelt sich bei der telefonischen Kontaktaufnahme durch Tele2 also nicht um eine Kalt-Akquise, sondern um ein ganz legales Telefonmarketing nach den Grundsätzen der deutschen Rechtsprechung", so Tele2. Die Call-Center-Mitarbeiter seien strengen Leitfäden verpflichtet, von jedem erteilten Auftrag existiere eine Tonbandaufzeichnung, so der Telefon-Anbieter. Allein im vergangenen Jahr seien 73 Strafanzeigen gegen das Unternehmen eingegangen, räumt Tele2 ein. Doch sei bislang in keinem Fall das Verhalten des Düsseldorfer Telefon-Anbieters für strafwürdig gehalten und ein Strafbefehl oder Urteil gegen ihn ausgesprochen worden, betont das Unternehmen in einer Stellungnahme.

(RP)
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