Düsseldorf Teekanne greift Nespresso an
Düsseldorf · Der Düsseldorfer Teehersteller bietet erstmals eine Maschine an, die aus Kapseln Tee brüht. Umweltschützer warnen vor zu viel Müll.
Kaum ein Konsumprodukt hat in den vergangenen Jahren einen solchen Siegeszug angetreten wie die Kaffeekapsel. Binnen weniger Sekunden können Kaffeeliebhaber sich mit den Maschinen eine frische Tasse aufbrühen. In vielen Büros hat die Kapsel den schnell abgestandenen Filterkaffee überholt. Marktführer und Pionier dieser Heißgetränke-Kapseln ist Nestlé mit der Marke Nespresso.
Jetzt will der Düsseldorfer Teeproduzent Teekanne Nespresso Konkurrenz machen mit einer Maschine, die eine Zubereitung von Tee aus Kapseln nach einem ähnlichen Prinzip ermöglicht. Die Geräte mit dem Namen Tealounge-System funktionieren so: Die Kunststoffkapsel wird in einen Schacht des Gerätes gegeben, dann wird ein Hebel heruntergeklappt. So weit ist mit Nespresso-Maschinen und Co. noch alles identisch. "Damit verschiedene Teesorten aber nach ihrer spezifischen Aufbrühdauer zubereitet werden, gibt es verschiedene Tasten, je nach Brühvorgang", sagt Claudia Lührs, bei Teekanne in Heerdt für Neuprodukte zuständig. Eine schwarze Taste gibt es für schwarzen Tee. Das Wasser wird auf 92 Grad erhitzt und in verschiedenen Intervallen durch die Kapsel gepresst. Nach 60 bis 70 Sekunden ist die Tasse Tee fertig.
Eine grüne Taste leitet den Brühvorgang für grünen Tee ein, der ideal mit nur etwa 80 Grad Temperatur zubereitet wird. Weitere Tasten gibt es Früchte- oder Kräutertee sowie für Chai Latte. Für dieses Mischgetränk werden nacheinander eine Kapsel mit Tee und eine Milchkapsel in die Maschine gelegt. "Der Verkaufsstart ist im Oktober. Diese Woche starten wir in Düsseldorf mit dem Verkauf, beispielsweise in den Mediamärkten an der Metrostraße und in den Bilker Arcaden", sagt Jesper Petersen, Marketingchef bei Teekanne. Knapp 80 Euro soll die Maschine kosten. Entwickelt wurde sie von einer Schweizer Firma, produziert wird sie in China. Der Tee für die 24 verschiedenen Sorten, die zum Markteintritt angeboten werden, wird in Düsseldorf am Stammsitz der Firma in Heerdt sortiert, ausgewählt und geschnitten. "Wir hoffen vor allem auf das Weihnachtsgeschäft", sagt Petersen. Eine Prognose, wie viele Maschinen er verkaufen will oder wie viel Umsatz damit generiert wird, wagt er noch nicht. Der Markt sei noch zu jung.
Bislang gibt es nur einen Wettbewerber. Nestlé bietet unter dem Namen Special.T ein ähnliches Gerät wie Teekanne. Geld verdient wird in diesem Geschäftsbereich üblicherweise nicht mit den Geräten, sondern mit dem Verkauf der Kapseln. Teekanne und Nestlé verkaufen ihre Teekapseln ausschließlich im Internet. Und die Preise sind beachtlich. 2,79 Euro soll eine Packung mit acht Kapseln bei Teekanne kosten. Eine Standardpackung mit 20 Beuteln von Teekanne kostet etwa zwischen 1,70 und 2,80 Euro. Also kostet eine Tasse Beuteltee zwischen neun und 14 Cent. Eine Tasse Kapseltee kostet aber mit 35 Cent ein Vielfaches, und da ist der Preis für die Maschine noch nicht mitberechnet. Allerdings hat die Erfahrung bei Nespresso und Co. gezeigt, dass die Konsumenten vor den hohen Preisen kaum zurückschrecken. Marketingchef Petersen glaubt auch nicht, dass die Kunden Probleme darin sehen, in der Küche neben der Kaffeemaschine noch eine Teemaschine aufzustellen. Das hätten Marktuntersuchungen ergeben.
Umweltschützer kritisieren immer wieder die Kapsel-Kultur. Denn bei jeder Tasse Tee oder Kaffee entsteht Plastikmüll. Zwei Milliarden Kapseln warfen die Deutschen 2013 weg, das sind 4000 Tonnen Abfall. Die herkömmlichen Teebeutel dagegen bestehen aus einem umweltfreundlichen Schnipsel Papier und einem komplett kompostierbaren Beutel.
