Entwicklung Tausendfüßler steht für Innovation

Düsseldorf · Die Entwicklung Düsseldorfs zu einer modernen Stadt ist eng mit dem Tausendfüßler verbunden. Die Hochstraße für die Autos war ein Kernstück des Entwicklungskonzeptes von Stadtplaner Friedrich Tamms, der die Innenstadt für den Autoverkehr erschließen und gleichzeitig die Königsallee und die Altstadt vom Durchgangsverkehr entlasten wollte.

Das ist der Tausendfüßler
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Das ist der Tausendfüßler

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Tamms setzte eine direkte Süd-Nord-Verbindung von Corneliusstraße und Berliner Allee zur Kaiser- und Fischerstraße durch. Um den Knotenpunkt am neuen Jan-Wellem-Platz zu entzerren, sollte er möglichst kreuzungsfrei gestaltet werden — eben durch eine Hochstraße.

Die Verlagerung des Süd-Nord-Auto-Verkehrs auf eine eigene, höhere Ebene brachte auch Vorteile für das neue gegliederte Straßenbahnnetz, in dem der neue Jan-Wellem-Platz zu einem Knotenpunkt ausgebaut wurde.

Begonnen wurde mit dem Bau des Tausendfüßlers 1961, im Mai 1962 wurde er bereits feierlich eröffnet. Bei der Konstruktion der Hochstraße hatte Tamms großen Wert auf eine ästhetisch anspruchsvolle Gestaltung gelegt und dafür die Möglichkeiten der damals modernen Ingenieurstechniken genutzt. So sollte der Tausendfüßler auch ein Symbol für den technischen Fortschritt sein. Die Düsseldorfer Ingenieure konnten dabei auf Erfahrungen beim Bau anderer Brücken, beispielsweise für das Heerdter Dreieck oder für die Brücke am Werstener Feld, die bereits zwischen 1958 und 1960 errichtet worden waren.

Besonderes Kennzeichen des Tausendfüßlers ist die filigrane Formgebung mit der relativ geringen Bauhöhe für den Unterbau der Fahrbahn, die geschwungene Linie des Brückenverlaufs, die ein Gegenstück in dem gewölbten Beton-Unterbau findet. Möglich war diese ästhetisch anspruchsvolle Gestaltung durch die Spannbetontechnik und die Verwendung von Neotopflagern für die Trägerkonstruktion, die in Düsseldorf maßgeblich mitentwickelt worden war.

Die neue Verkehrsführung war umstritten. Eine Initiative namhafter moderner Architekten hatte sich generell gegen die Nord-Süd-Achse als Verkehrsschlucht durch die Innenstadt ausgesprochen und ein Ringstraßen-System rund um Altstadt und Stadtmitte vorgeschlagen. Sie konnte sich aber in dem so genannten Architektenstreit nicht durchsetzen.

Befürworter der neuen Verkehrsachse störten sich aber an der Hochstraße, wollten lieber einen Tunnel. Eine Variante, die auch Tamms in Erwägung gezogen hatte, die aber aus Kostengründen nicht realisiert wurde.

Auf harte Kritik stieß auch die geplante Verkleinerung des Hofgartens für die neue Verkehrsachse und den Straßenbahn-Knotenpunkt Jan-Wellem-Platz. Gegen die Verkleinerung des Parks, vor allem des Weihers Landskrone, machten Heimatvereine und Bürger mobil. Legendär ist die von den Düsseldorfer Jonges mitgetragene Demonstration im Jahre 1961, für die etwa 8000 Düsseldorfer mobilisiert wurden. Mit Erfolg: Tamms änderte die Planung, der Weiher Landskrone, wurde kaum verkleinert. Am Verlauf des Tausendfüßlers änderte sich nichts.

Er wurde 1993 wegen seiner städtebaulichen Bedeutung, wegen der wegweisenden Technik und der besonderen Formgebung unter Denkmalschutz gestellt. Die Hochstraße beeinflusste auch die Architektur der benachbarten Gebäude. Architekt Richard Meier passte die Linienführung der Fassade des neuen Bekleidungshauses Peek & Cloppenburg an den Verlauf des Tausendfüßlers an.

(RP/ila)
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