Abriss steht bevor Tausendfüßler kahl rasiert und abrissfertig

Düsseldorf · Die Hochstraße steht kurz vor ihrem Ende. Jetzt wurden die letzten Pflanzen beseitigt. Sie waren Teil des Grün-Kunstwerks der Künstlerin Tita Giese. Das Büdchen unterm Tausendfüßler zieht in der Nacht zum Dienstag um.

 Der Tausendfüßler ist bereit für die Demontage.

Der Tausendfüßler ist bereit für die Demontage.

Foto: Andreas Endermann

Die Hochstraße steht kurz vor ihrem Ende. Jetzt wurden die letzten Pflanzen beseitigt. Sie waren Teil des Grün-Kunstwerks der Künstlerin Tita Giese. Das Büdchen unterm Tausendfüßler zieht in der Nacht zum Dienstag um.

Ein paar Wochen hat es gedauert, hunderte Bambuspflanzen mussten ausgegraben, anderes Grünzeug geborgen werden — nun steht der Tausendfüßler ohne seinen grünen Mantel, der ihm seit Jahren einen ganz besonderen Saum bot. Die Grün-Künstlerin Tita Giese hatte sich viel Mühe gegeben, und die meisten Düsseldorfer dürften goutiert habe, was sie da sahen: die Symbiose von Beton und Natur. Der Beton der Brücke profitierte, weil er ein wenig verdeckt wurde, die Pflanzen fanden einen geschützten Lebensraum, den höchstens die Künstlerin und anrührte.

Geblieben sind nur zwei gigantische Baumstämme, die man schon vor Jahren dort niederlegte. An ihnen wollte man zeigen, wie die Natur mit dem umgeht, was vergeht und daraus neues Leben entstehen lässt. Schnell hatten andere Pflanzen die Holzstämme okkupiert.

Die Pflanzen werden jetzt in städtischen Gärtnereibetrieben zwischengelagert — schonend, und lebenserhaltend, wie es hieß. Was bei Bambus kein Problem ist — den bringt so schnell nichts um, wie selbst unkundige Hobby-Gärtner aus leidvoller Erfahrung wissen. Es gibt bereits verschiedene Ideen, wie man das Grünzeug künftig verwenden könnte. Eine Idee ist, damit einen weiteren Platz in der Stadt (gegebenenfalls den Ernst-Reuter-Platz) zu verschönen. Ob es dazu kommt, ist noch offen.

Entschieden ist dagegen, was mit dem Tausendfüßler geschieht. Im Februar rücken die Bagger an, zerlegen und zersägen den Beton. Bis dahin wird man noch einiges vorbereiten müssen, um die bald überflüssige Hochstraße fachgerecht zerlegen und dann abtragen zu können. Dem Autoverkehr wird sie weiter dienen: Der granulierte Beton soll als Unterbau für neue Straßen Verwendung finden.

Für das kleine grüne Büdchen unter dem Tausendfüßler, das viele Düsseldorfer kennen, ist inzwischen eine einvernehmliche Lösung gefunden worden. In der Nacht zu morgen wird das Büdchen mit Hilfe eines Transportunternehmens versetzt. "Der neue Standort ist an der Schadowstraße 49, Höhe Juppen/ Christ", sagte Büdchenbesitzer Thomas Dömer gestern. Nach Geschäftsschluss wird der Kiosk leer geräumt. Um 1 Uhr kommen die Transportspezialisten. Während des Umzugs müssen die elektrischen Oberleitungen der Straßenbahn aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Bereits morgen will Dömer an neuer Stelle eröffnen.

Über die Hochstraße hatte es lange Streit gegeben. Weil sie unter Denkmalschutz stand, wollte eine Gruppe von Düsseldorfern — allen voran die Initiative "Lott stonn" — den Abriss verhindern. Der Streit war auf kommunaler Ebene nicht zu entscheiden, weil auch die Denkmalschützer dem Abriss nicht zustimmen mochten. Am Ende landete der Vorgang auf dem Schreibtisch des Landesverkehrsministers, der in solchen Streitfällen qua Amt zuständig ist. Er entschied schließlich, der Stadt die Abbruchgenehmigung zu erteilen, weil der Erhalt des Bauwerks weitaus teurer werden würde, als zuvor angenommen.

Diese Zahlen werden von "Lott stonn" angezweifelt, aber auch eine Mehrheit im Rat hatte den Abriss befürwortet. So kommt also im Februar das Ende dieser Konstruktion, die jeder Düsseldorfer kennt und die seit 1962 den Verkehr in der Innenstadt problemlos von Nord nach Süd geführt hat.

(RP/jco)
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