Düsseldorf Tausche Verkehrspolizei gegen Golf

Düsseldorf · Nach 42 Dienstjahren geht Wolfgang Töpfer als Polizeidirektor aus dem Präsidium in den Ruhestand, in dem er seine Laufbahn begann. Der langjährige Chef der Inspektion Süd leitete zuletzt die Direktion Verkehr.

Es war Anfang der 70er Jahre, als Wolfgang Töpfer, der damals noch darüber nachdachte, Kultur-Journalist zu werden, einen Brief von der Polizei erhielt. "Düsseldorf sucht richtige Männer" stand darin, und der frischgebackene Lessing-Abiturient wusste sofort: "Die meinen mich." So hat das Kapitel Polizei begonnen, das Töpfer gestern schloss. Es sei eine schöne Zeit gewesen, er würde sich immer wieder für den Beruf entscheiden, sagt er. Aber jetzt freut er sich darauf, sein Handicap im Golf zu verbessern und zu lernen, die irische Bouzouki zu spielen, die er sich selbst kürzlich zum 62. Geburtstag geschenkt hat. Das dürfte ihm nicht schwerfallen, der Musikfreund (ein erklärter Opern- und besonders Wagner-Fan, der auch Hannes Wader und Ozzy Osbourne gerne hört) spielt seit Jahren Gitarre, früher sogar in einer Band.

Dazu hatte Töpfer allerdings schon lange keine Zeit mehr. Nach der Ausbildung tat er Dienst am Flughafen und der Altstadtwache, wechselte später von der Inspektion Nord für ein "auswärtiges Jahr" nach nebenan ins Innenministerium. Das Jahr war fast vorbei, als zwei Schwerverbrecher in Gladbeck Geiseln nahmen. Töpfer wurde Sachbearbeiter für einen der folgenschwersten Polizeieinsätze des Landes, blieb deswegen ein Jahr länger. Damals, sagt er, hat er die Vorurteile, die Streifenpolizisten schon mal gegen Miniserialbeamten hegen, über Bord geworfen. "Ich hab' noch nie so viel gearbeitet wie da", sagt er.

Über einen Umweg nach Köln (wo es dem gebürtigen Düsseldorfer gar nicht so schlecht gefallen hat) kehrte er 1995 als Leiter der Staatsschutz-Abteilung zurück, die sich noch mit der dritten Terroristen-Generation der RAF, mit Kurden-Demos und einer kleinen, aber hartnäckigen rechtsextremen Szene befassen musste. Fünf Jahre später übernahm Töpfer dann die Polizeiinspektion Süd-West und später die neu organisierte, größere Inspektion Süd. Die hat mit 260 000 Einwohnern Großstadtmaße, und zudem auch noch das Regierungsviertel mittendrin. "Darüber muss man sich im Klaren sein, dass wir hier auf dem Präsentierteller arbeiten, dass alles, was wir tun, politische Auswirkungen haben kann", empfiehlt er auch seinem Nachfolger.

Hunderte Demonstrationen jeder Größe hat Töpfer in jenen Jahren als Einsatzleiter begleitet, die meisten friedlich, wie die Studentendemo, bei der sie 2000 erwartet hatten, und zu der 20 000 gekommen waren. "Der Verkehr brach zusammen - aber sonst war's ruhig", sagt er mit der professionellen Gelassenheit, die man erwerbe, wenn man "irgendwann alles schon mal gemacht hat." Deshalb hat er auch nicht lange gezögert, als man ihn voriges Jahr bat, kommissarisch die Verkehrsdirektion zu leiten, für die noch kein Chef ernannt werden konnte. Gewissermaßen auf der Zielgeraden, sei das noch einmal eine interessante Aufgabe gewesen.

Jetzt also endlich Zeit für die Ehefrau, die in 34 gemeinsamen Jahren oft zurückstecken musste. Und für die Oper, die Bücher, das Theater. Wenn er gefragt werden sollte, ob er als Pensionär bei den Verwaltungsaufgaben in der Flüchtlingsaufnahme helfen will, wird er zumindest drüber nachdenken. "Das ist der bessere Weg, als Polizisten aus dem aktiven Dienst dafür abzustellen."

(RP)
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