Düsseldorf Tageseltern fürchten den finanziellen Ruin

Düsseldorf · 158 Betreuer nahmen an einer Online-Umfrage teil. Viele wissen nicht, wie sie ohne Extra-Zahlungen der Eltern auskommen sollen.

 Ulla Richter (hier mit Vanessa, li., und Lukas) hat 158 von rund 700 Düsseldorfer Tageseltern befragt.

Ulla Richter (hier mit Vanessa, li., und Lukas) hat 158 von rund 700 Düsseldorfer Tageseltern befragt.

Foto: Andreas Endermann

Das seit Freitag geltende Verbot elterlicher Zuzahlungen über den vom Jugendamt gezahlten Stundensatz hinaus kann die Existenz von Tageseltern gefährden. Zu diesem Schluss kommt eine Online-Umfrage der Tagesmutter Ulla Richter unter Düsseldorfer Berufskolleginnen. Nach Angaben der 46-Jährigen, die in ihrer Derendorfer Wohnung die Tagespflege-Einrichtung "Muttiviert" betreibt, beantworteten 158 der rund 700 Düsseldorfer Tageseltern die 32 Fragen. Dass sich vor allem jene beteiligt haben, die den Neuerungen des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) kritisch gegenüber stehen, kann Richter nicht ausschließen. Trotzdem glaubt sie, dass die Antworten die Stimmung ziemlich genau abbilden.

Von den 158 Befragten - sie betreuen insgesamt 677 Kinder - nahmen bislang 79 Prozent eine Zuzahlung. Die durchschnittliche Höhe dieses in Zukunft untersagten Extra-Aufschlages lag bei 1,78 Euro pro Stunde und Kind. Damit erhöhten diese Tagesmütter (und die wenigen -väter) ihren Stundensatz von 4,50 Euro (Jugendamt) auf rund 6,50 Euro. Immerhin 52 Prozent der von Richter Befragten gaben an, dass sie damit alleine oder nahezu alleine ihren Lebensunterhalt bestreiten. Rund zwei Drittel der Tageseltern sind (sehr) unzufrieden mit den Neuregelungen. Auch der von Düsseldorf gewährte Mietzuschuss (bis zu 85 Euro pro Monat und Kind bei eigens angemieteten Räumen) kommt nicht gut weg.

Für zusätzliche Missstimmung sorgt die als hart empfundene Düsseldorfer Gangart, die Zuzahlungen ab sofort auch für alle bereits abgeschlossenen Verträge zu untersagen. So hatte sich die Ruhrgebietsmetropole Essen anders entschieden und "Bestandschutz" gewährt.

"Viele Kolleginnen fürchten um die Existenz", sagt Richter. Zu denen, die sich massiv unter Druck fühlen, zählt auch Natalie Ries. Gemeinsam mit ihrer Kollegin startete sie erst im Januar die Tagespflege "Königskinder" an der Luisenstraße. Das Konzept setzt auf Bindung, kommt wegen der Doppel-Betreuung ohne Zuzahlung nicht aus. "Als wir an den Start gingen, hat uns das Jugendamt weder über die anstehenden Gesetzesänderungen noch über drohende Zuzahlungsverbote informiert. Und jetzt stehen wir da", sagt die 33-Jährige. Auf das Geld vom Jugendamt ganz zu verzichten und als rein privater Anbieter aufzutreten (was weiter möglich bleibt), lehnt Ries ab. "Das können sich die meisten unserer Eltern nicht leisten." Wie es nun weitergehen soll, weiß sie nicht. "Wir müssen rechnen, aber so wie es seit dieser Woche ist, reicht es einfach nicht."

Der städtische Jugenddezernent Burkhard Hintzsche steht trotzdem hinter dem sofortigen Zuzahlungsverbot für alle. "Es geht um Beitragsgerechtigkeit für alle Eltern. Wer keinen Kita-Platz bekommt, soll nicht mehr zahlen als sein Nachbar. Im Übrigen reden wir mit den Betroffenen in jedem einzelnen Fall.

(RP)
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