Tag des Kriminalitätsopfers 2019 Wie Opfern von Straftaten in Düsseldorf geholfen wird

Düsseldorf · Wer in Düsseldorf Opfer einer Straftat wird, wird nach dem Gang zur Polizei nicht allein gelassen: Viele Organisationen helfen bei Aufarbeitung und Behördengängen. Trotzdem stehen die Betroffenen vor großen Herausforderungen.

 Gerade Opfer von häuslicher Gewalt haben einen langen Weg vor sich, nachdem sie bei der Polizei Anzeige erstattet haben.

Gerade Opfer von häuslicher Gewalt haben einen langen Weg vor sich, nachdem sie bei der Polizei Anzeige erstattet haben.

Foto: DPA

Opfer von Kriminalität können sich in Düsseldorf Hilfe holen – das ist die Botschaft der Polizei und des Kriminalpräventiven Rats zum Tag des Kriminalitätsopfers. Mehr als zwei Dutzend Stellen unterstützen Geschädigte nach Straftaten, unter Umständen auch deren Angehörige.

„Das Opferhilfenetzwerk ist über Jahre gewachsen“, sagt Tanja Schwarzer, Geschäftsführerin des Kriminalpräventiven Rats. „Jede Beratungsstelle hat ein spezifisches Profil, so dass Opfer passgenaue Hilfe finden.“

Kontakt zur Polizei

Egal ob Einbruchdiebstahl, Betrug oder sexuelle Belästigung – wer sich nach einer Straftat wehren will, kontaktiert zunächst die Polizei. Entweder die Beamten kommen zum Tatort oder das Opfer erstattet auf der Wache Anzeige. Inzwischen ist das auch online möglich. Dann folgt eine Vernehmung im Fachkommissariat.

Annika Heidemann ist eine von 19 Sachbearbeiterinnen im Kriminalkommissariat 12, unter anderem verantwortlich für die Verfolgung von Sexualdelikten und häuslicher Gewalt. „Jedes Opfer ist anders“, sagt sie. Manche weinten die gesamte Zeit, andere seien vollkommen gefasst. „Es gibt keine richtige oder falsche Reaktion auf ein Verbrechen.“

Vernehmung

Bei der Polizei müssen Opfer den Sachverhalt in allen Einzelheiten schildern. Die Aussage wird wortwörtlich protokolliert. Das kann unter Umständen mehrere Stunden dauern. In einem Opferschutzgespräch informieren die Sachbearbeiter dann über Hilfsmöglichkeiten und Rechte. „Wichtig ist: Wir sind keine Sozialarbeiter“, sagt Heidemann. „Aber uns ist nicht gleichgültig, wie es den Opfern geht.“

Die Polizei informiere auch deshalb über Hilfsangebote, weil ein gut betreutes Opfer auch eher ein beständiger Zeuge sei, sagt Juliane Bosselmann, bei der Polizei zuständig für Prävention und Opferschutz. „Außerdem verhindert es unter Umständen weitere Straftaten, wenn Opfer Hilfe bekommen, um sich der Situation zu entziehen.“

Seelische bis finanzielle Hilfe

Für viele Opfer geht die Tat mit dem Gefühl von Kontrollverlust einher. „Anschließend fängt das Opfer an, sich die Kontrolle über die Situation wiederzuholen“, sagt Bosselmann. Dabei gibt es Hilfe. Beratung nach einer Gewalterfahrung oder einem belastenden Ereignis finden Opfer zum Beispiel bei der Ambulanz für Gewaltopfer des Gesundheitsamts.

Frauen können sich auch an die Frauenberatungsstelle wenden,  Kinder und Jugendliche an die Kinderschutzambulanz oder den Verein ProMädchen. Betreuung für Opfer von Straftaten aller Art gibt es auch beim Verein Weißer Ring. Viele Organisationen vermitteln Anwälte, Notunterkünfte, medizinische Betreuung oder finanzielle Soforthilfe. Sie helfen auch bei Anträgen auf Erstattung von Heil- und Therapiekosten beim Landschaftsverband Rheinland.

Psychosoziale Prozessbegleitung

Der Gerichtsprozess, der oft erst sehr lange nach der eigentlichen Tat beginnt, kann alte Wunden aufreißen. Opfer haben seit zwei Jahren Anspruch auf Betreuung. „Es geht um die mentale Unterstützung der Opfer“, sagt Opferschützerin Juliane Bosselmann. Die Betreuer erklären genau, wie der Prozess abläuft und sitzen nötigenfalls auch während der Aussage neben dem Opfer.

Hilfe für Täter

Es klingt zunächst komisch, aber auch für Täter gibt es entsprechende Hilfsangebote. In einer Broschüre informiert beispielsweise das Landeskriminalamt, welche Rechte Menschen haben, die nach einer häuslichen Gewalttat der Wohnung verwiesen wurden. „Es gibt auch Seminarangebote für Menschen, die ihr Verhalten ändern möchten“, sagt Opferschützerin Bosselmann.

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