Tag der Architektur in Düsseldorf Wenn aus drei Apartments eine Wohnung wird

Düsseldorf · Am Tag der Architektur konnten vier Objekte in Düsseldorf besucht werden. Wir haben in einer aus ehemals drei Apartments umstrukturierte Wohnung in Flingern vorbeigeschaut - die ein paar Überraschungen birgt.

 Architek René Brouns in der von ihm entworfenen Wohnung.

Architek René Brouns in der von ihm entworfenen Wohnung.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Im Minutentakt klingelt es an der Tür von Jens Huckauf. Wer seine Wohnung betritt, erreicht zunächst ein Entrée aus königsblauem Samt und merkt sogleich: Hier war jemand am Werk, der etwas versteht von Farben, von Formen und von Zeitgeist. Die Privaträume des Ingenieurs waren eine von vier Anlaufstellen im Düsseldorfer Stadtgebiet, die Fachleute und Interessierte beim 27. Tag der Architektur besichtigen konnten.

In ganz NRW hatte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unter dem Motto „Architektur baut Zukunft“ am Samstag und Sonntag den Zugang zu neuartigen und inspirierenden Objekten ermöglicht. In Düsseldorf waren dies das Infinity-Office in Golzheim, ein Wohnhaus in Düsseltal, die Neue Messe Süd und die aus ehemals drei Apartments umstrukturierte Wohnung von Huckauf in Flingern, bei deren Besichtigung man ein ums andere Mal überrascht wird.

Das erste Mal erstaunt ist der Besucher über die eigenwillige, aus den 1970er Jahren stammende Fassade in den Düsseldorfer Farben rot und weiß, die nicht ein Wunderwerk modernster Architektur im Inneren erwarten lässt. Dieser Eindruck erhärtet sich zunächst, wenn man in den kleinen, ebenfalls aus den 70ern stammenden sperrigen Aufzug tritt, der in die fünfte Etage führt.

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Einmal ums Eck gegangen und die zunächst unscheinbare Wohnungstür betreten, merkt der Gast jedoch sogleich, dass hier jemand zugange war, der sein Fach versteht und dem es sehr einfühlsam gelungen ist, die Eigenarten der Bestandsimmobilie anzunehmen und sie in etwas Zeitgenössisches zu verwandeln.

Wer hier zu Gast ist, erlebt viel Ruhe durch das Weiß der Wände und Fronten, das sehr minimalistisch nur unterbrochen wird durch einige wesentliche Gegenstände – etwa Tisch und Stühle – in angenehmer Farbgebung: Dabei greift das vorhandene Mobiliar Stil und Formen der 60er und 70er auf, ohne jedoch antiquiert zu wirken. Durch große Fensterfronten und immer wieder überraschende Austrittmöglichkeiten weht während des Besuchs eine angenehme Brise durch die Wohnung, die sich über zwei Etagen auf 160 Quadratmeter erstreckt.

Überrascht und begeistert ist der Gast auch vom Ausblick in den Garten, wo sich eine in Düsseldorfer Hinterhöfen so noch nicht gesehene antik-römisch anmutende kleine Parkanlage eröffnet. Raffinierte Sichtachsen im Inneren erlauben es, von der Küche über die zweite Ebene hinweg geradewegs in den Himmel zu schauen.

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Foto: LYGHT Sky Garden

All das trägt die Handschrift von Architekt René Brouns, der es kreativ und fantasievoll geschafft hat, die Vorstellungen seines Bauherren umzusetzen. Herausgekommen ist eine Ästhetik, die sich auf das Wesentliche beschränkt. Der Herd verschwindet ebenso hinter weißen Platten, die sich durch leichten Druck öffnen lassen, wie andere Haushaltsgegenstände. Kein Kram, kein Firlefanz. Kein Fernseher, nur ein Beamer.

Ein paar großformatige Bilder sind da und Bücher – nicht zu viele – mitunter von Umberto Eco. Und ein Kamin überrascht schließlich mit schön gehacktem Holz.

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