Tour de Menu Tafeln wie in Baden

Düsseldorf · In Baden-Württemberg kokettieren sie gerne damit, eigentlich alles zu können – außer Hochdeutsch. Dass man im "Ländle" zum Beispiel auch durchaus zu speisen versteht, davon können sich Genießer im Rahmen der diesjährigen Tour de Menu selbst überzeugen. Das "Brand's Jupp" in Wittlaer lockt mit einem "sym-badischen Menü", das Küchenchef und Inhaber Elmar Gorges von seinen "Wanderjahren durch Baden" mitgebracht hat.

Das Menü bei Brand's Jupp
7 Bilder

Das Menü bei Brand's Jupp

7 Bilder

In Baden-Württemberg kokettieren sie gerne damit, eigentlich alles zu können — außer Hochdeutsch. Dass man im "Ländle" zum Beispiel auch durchaus zu speisen versteht, davon können sich Genießer im Rahmen der diesjährigen Tour de Menu selbst überzeugen. Das "Brand's Jupp" in Wittlaer lockt mit einem "sym-badischen Menü", das Küchenchef und Inhaber Elmar Gorges von seinen "Wanderjahren durch Baden" mitgebracht hat.

Zunächst wird etwas Brot mit Schmalz gereicht, dann wird es bereits "sym-badisch". Wie schon im Vorjahr fallen die einzelnen Gänge dabei in erster Linie durch die ungewöhnlichen, pfiffigen Kombinationen verschiedener Geschmacksrichtungen aus — eine "Sym-Biose" sozusagen. Vorweg gibt es etwa eine Mousse von der geräucherten Schwarzwaldforelle auf Salat von Linsen und Frisée sowie ein Roggenweckle gefüllt mit badischem Schneckenragout. Die Forellen-Mousse zergeht auf der Zunge, das Ragout ist sehr würzig. Besonders gelungen jedoch: Die Linsen sind mit ganzen roten Pfefferkörnern vermischt, die der Komposition noch eine weitere geschmackliche Note verleihen.

Vor dem nächsten Gang ist Zeit, einen Blick ins Lokal zu werfen. An den Wänden hängt eine große Auswahl von Gemälden lokaler Künstler, darunter Gessner und Clarenbach, zumeist mit Preisschild versehen — Kunstliebhaber könnten in diesem Restaurant also gleich doppelt zuschlagen. Trotz der dicht behängten Wände, des dunklen Holzfußbodens und einer Vielzahl von Einrichtungsgegenständen, von der Großvateruhr bis zum Modellschiff, wirkt das Lokal jedoch alles andere als beengt. Im Gegenteil: Fast sitzt man beim Essen schon etwas zu weit auseinander. Uneinigkeit scheint bei der musikalischen Untermalung zu bestehen: Bisweilen läuft im Hintergrund Musik, dann wieder nicht.

Nun ist es jedoch bereits Zeit für das gratinierte Lauchsüppchen mit Schwarzwälder Schinkenspeck (ungemein geschmacksintensiv), das mit einem Krautwickl vom Flusszander in Markgräfler Riesling gereicht wird. Besonders letzterer kann bedingungslos überzeugen. Das Messer fährt durch den Krautwickl wie durch ein Stück Butter, und als ebenso hauchzart stellt sich der Fisch dann auch auf der Zunge heraus. Übrigens: Wer möchte, kann das Menü noch zusätzlich durch eine "badische Weinreise" bereichern. Dann werden Weiß- (Vorsicht, sehr trocken), Rot- (sehr fruchtig) und Dessertweine aus dem Weingut "Baron Freiherr von Gleichenstein" in Oberrottweil zu den Gängen gereicht.

Äußerst üppig fällt der Hauptgang aus. Das Hirschkalbsmedaillon "Baden-Baden" mit Rahmpfifferlingen und Butterspätzle steht dabei Seit an Seit mit einem gefüllten "Kalbsvögerl" mit weißen Petersilienwurzel-Püree. Diese süddeutsche Variante der Roulade wirkt minimal überkocht, das Hirschkalbsmedaillon hingegen ist sehr zart und geschmacklich genau auf dem Punkt. Auch das Püree ist sehr gelungen.

Das Dessert schließlich — eine Biskuitschnitte vom Schwarzwälder Kirschwasserparfait mit Gewürzkirschen — weiß ebenfalls zu überzeugen, ohne freilich die zum Teil wirklich außergewöhnlichen Geschmackskombinationen der vorangegangen Gänge zu erreichen. Vielleicht liegt das jedoch auch daran, dass die Aufnahmefähigkeit von Geist und Magen nach diesem reichhaltigen Mahl bereits etwas eingeschränkt sind. Unter dem Strich bleibt zu konstatieren: Für 29,50 Euro (40,00 Euro inklusive der "Weinreise") ist das "sym-badische Menü" ein regelrechtes Schnäppchen, und die Fahrt in das etwas abseits gelegene Wittlaerer Lokal lohnt sich allemal.

Brand's Jupp, 40489 Düsseldorf, Wittlaer, Kalkstraße 49, Telefon 0211-404040. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 11 bis 23 Uhr (Küche von 12 bis 15 und 18 bis 22 Uhr), Dienstag geschlossen.

(RPO)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort