Krahestraße Täter erscheint nicht zum Strafantritt

Düsseldorf · Den Haftbefehl brauchten die Polizisten nicht, die heute mittag an der Haustür klingelten, hinter der seit seiner Haftentlassung im Dezember 2005 Heinz Nieder gemeldet ist. Der wegen sechsfachen Mordes inzwischen rechtskräftig Verurteilte ist in dem schmucken Einfamilienhaus in der Gemeinde Rommerskirchen schon seit Jahren nicht mehr gesehen worden.

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Foto: RP, Andreas Probst

Das versicherte die Hausbesitzerin, die mit Nieder seit mehr als 30 Jahren lose befreundet ist und ihm aus Mitgefühl nach der Entlassung aus der U-Haft für ein paar Wochen Unterschlupf gewährt hatte.

Dass Nieder 1997 sein Mietshaus an der Krahestraße durch Manipulationen an der Gasleitung in die Luft gesprengt und den Tod der darin schlafenden Menschen verursacht hatte, das habe sie nie recht glauben können, so die Frau. Gleichwohl sei nie geplant gewesen, dass Nieder bei ihr und ihrer Familie wohnen werde. "Er brauchte aber doch eine Meldeanschrift für Führerschein und Papiere.”

Vor dreieinhalb Jahren habe Nieder sich verabschiedet und erklärt, zu seiner Mutter nach Thüringen zu wollen. Außer gelegentlichen Telefonaten habe es keinen Kontakt mehr gegeben. Die Hausbesitzerin gewährte den Polizisten, die im Auftrag von Staatsanwalt Christoph Kumpa den Haftbefehl vollstrecken sollten, Zugang zum Haus, wo sie sich selbst davon überzeugen konnten: von Heinz Nieder keine Spur.

Nieder war nach achtjähriger Untersuchungshaft, während der ein erstes Lebenslang-Urteil wegen Formfehlern aufgehoben und ein zweiter Prozess bereits mehr als 100 Tage lang verhandelt worden war, durch einen Entscheid des Bundesverfassungsgerichts auf freien Fuß gekommen: Wegen unzumutbarer Verfahrensdauer war der Haftbefehl im Dezember 2005 aufgehoben worden.

"Er brauchte kurz vor Weihnachten innerhalb einer Stunde eine Unterkunft, da habe ich ihm geholfen”, erzählte die Bekannte, deren Haus heute ungewohntes Interesse bei den Medien fand. "Ob ich heute noch einmal so handeln würde ­ ich weiß es nicht.”

Auch wenn Nieder inzwischen in einem dritten Prozess verurteilt und diese Entscheidung auch vom Bundesgerichtshof bestätigt worden ist, glaube sie nach wie vor an Nieders Unschuld. Er habe in vielen Gesprächen mit ihr beteuert, mit dem Tod seiner Mieter nichts zu tun zu haben. Aber, sagte sie heute: "Glauben heißt nicht wissen.”

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüfte zurzeit mehrere weitere Adressen, zu denen Nieder Verbindungen haben soll. Auch in der thüringischen Heimat seiner Mutter wurde nach dem sechsfachen Mörder gesucht.

(RP)
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