Düsseldorf Schwanenmord im Südpark

Düsseldorf · Unbekannte Tierquäler haben den Kopf eines 20 Jahre alten Tiers abgeschnitten. Der "schöne Klaus" war bei Gärtnern und Betreuern von der Tierhilfe und dem Tiernotruf wegen seiner Geschichte sehr beliebt. Die Polizei ermittelt.

 Mit diesem Aushang wird im Südpark nach Zeugen gesucht.

Mit diesem Aushang wird im Südpark nach Zeugen gesucht.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der "schöne Klaus" ist tot. Mitarbeiter der Werkstatt für angepasste Arbeit fanden den Rumpf des einst traurigsten Schwans am vorvergangenen Dienstag in der Nähe des Akki im Südpark. Das etwa 20 Jahre alte Tier ist offenbar Tierquälern und Trophäen-Jägern zum Opfer gefallen: Der Schwan wurde enthauptet, Kopf und Hals sind verschwunden.

Einen Angriff durch ein anderes Tier, etwa einen Fuchs, schließt Hermine Ohler vom Verein Tierhilfe Düsseldorf aus. "Ein Fuchs schneidet keinen Kopf ab. Und der hätte auch den Körper zerfleddert. Das, was mit diesem Schwan geschehen ist, machen nur Menschen."

 Im Jahr 2011 entstand diese Aufnahme. Vermutlich handelt es sich um Klaus, der glaubt im Spiegel seine Partnerin zu erkennen.

Im Jahr 2011 entstand diese Aufnahme. Vermutlich handelt es sich um Klaus, der glaubt im Spiegel seine Partnerin zu erkennen.

Foto: Judith Conrady

Ohler, die auch die Düsseldorfer Entenhotline betreut und sich mit ihrem Verein um alle Wasservögel in den Düsseldorfer Parks und Anlagen kümmert, hat das Tier lange gekannt und kann deshalb auch sein Alter sehr gut einschätzen. 1995 kam er als Jungtier in den Hofgarten, zusammen mit einem weiblichen Schwan. Die beiden, so vermuteten die Tierbetreuer, waren aus irgendeiner privaten Zucht ausgesetzt worden. "Die Schwänin hatte einen viel zu engen Ring, der auf ihrem Bein den Abdruck eines Schmetterlings hinterlassen hatte."

Deshalb erkannte Hermine Ohler das Schwanenpaar auch sofort wieder, als es nach einem Jahr den Hofgarten verließ, um sich im ehemaligen Südpark anzusiedeln. Und dort ereilte die Schwänin dann nach einigen Jahren das Schicksal, das jetzt auch ihren Partner traf; Unbekannte schnitten dem Tier den Kopf ab, nahmen ihn vermutlich als Trophäe mit. Für ihren Gefährten eine Katastrophe. Schwäne sind monogame Tiere, der Verlust der Partnerin machte dem Schwan, der damals noch keinen Namen hatte, sehr zu schaffen.

Ein weiterer Fall von Tierquälerei aber sollte ihm einige Jahre später aus der Trauer helfen. Ein anderer Südpark-Schwan, den Hermine Ohler wegen der entschlossenen Art, mit der er seinen Nachwuchs verteidigte, "Rambo" getauft hatte, wurde von Menschen mit Bierflaschen beworfen und dabei tödlich verletzt. "Mit seiner ,Witwe' hat sich dann der Klaus zusammengetan", sagt Ohler, die weiß, dass Schwäne immer wieder Ziel von Tierquälern und gedankenlosen Menschen sind. "Erst im Sommer sind am Schwanenspiegel drei Jungtiere getötet worden. Und immer wieder finden wir auch geköpfte Enten."

Die zweite Ehe des "schönen Klaus" hielt nicht lange. Vor zwei Jahren etwa verendete auch die zweite Gefährtin. Der trauernde Schwan zog täglich durch den Südpark, um sie zu suchen. Und er fand sie - in den Hecken am Biogarten der Volkshochschule. Die waren zur Bundesgartenschau 1987 mit einer ganzen Reihe von Spiegeln verziert worden. Und in jeder der verwitterten Scheiben erkannte der Schwan sein Weibchen wieder.

So kam er zu seinem Namen, den ihm die Südpark-Gärtner gegeben haben. Der "schöne Klaus" starrte jeden Tag in einen der Spiegel, und manchmal, sagt Hermine Ohler, "hat er dann herzzerreißend geschrien". Der einsame Wasservogel baute für sich und die vermeintlich wiedergefundene Gefährtin sogar ein Nest ganz in der Nähe. Immer wieder versuchten die Tierschützer, ihm eine neue Schwanendame zu vermitteln. Doch vor allem die weiblichen Jungtiere vom Rhein nahmen nach einem Tag innigen Schmusens sofort wieder Reißaus: "Die Rhein-Schwäne suchen die Weite, die mögen die Parks nicht."

Und so blieb der "schöne Klaus" weiter allein, lag in den vergangenen Monaten immer wieder apathisch unter einer Laterne in der Nähe der Elly-Heuss-Knapp-Schule. Im Sommer sammelte ihn dort schon einmal der Tiernotruf ein, oft meldeten besorgte Passanten den traurigen Schwan auch bei Hermine Ohler. Viele brachten Futter, das der Schwan kaum anrührte. Bis zum Anfang vergangener Woche. Am Montag, 16. November, haben die Tierbetreuer den "schönen Klaus" dort zuletzt gesehen.

Am Dienstag fanden ihn die Mitarbeiter der Werkstatt für angepasste Arbeit enthauptet ein paar hundert Meter weiter hinterm Akki, in der Nähe der kleinen Düssel-Insel, auf der die Südpark-Vögel brüten.

Hinweise auf den oder die Täter nimmt die Polizeiwache in Wersten unter der Telefonnummer 0211 8700 entgegen.

(RP)
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