Nach Unwettern in Düsseldorf Sturmholz: Mitnahme bleibt verboten

Düsseldorf · Trotz heftiger Kritik von Düsseldorfern hält die Stadt daran fest, Bürgern die Mitnahme von Sturmholz zu untersagen. Es sei zu gefährlich. Die Firma, die das Holz geschenkt bekommt und verarbeitet, ist eine indirekte Tochter der Stadt.

Unwetter: Die umgeknickten Bäume von den Rheinwiesen
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Foto: Andreas Endermann

Anders als in den meisten Städten des Ruhrgebietes und in den kleineren Nachbarstädten ist es Privatleuten in Düsseldorf nicht gestattet, Sturmholz zum privaten Gebrauch mitzunehmen, auch nicht in kleinen Mengen. Das hat bei vielen Düsseldorfern in den vergangenen Tagen für großen Unmut gesorgt. In vielen Leserbriefen und Internetforen machten sie ihrem Ärger Luft. Trotzdem hält die Stadtverwaltung an ihrer umstrittenen Politik fest. Das Mitnehmen von städtischem Holz bleibt in Düsseldorf verboten, hieß es gestern vom Presseamt der Landeshauptstadt. Anfangs wurde von der Stadt vor allem die Eigentumsfrage als Grund angeführt. Doch als bekanntwurde, dass das Holz an die Firma KDM praktisch verschenkt wird, hagelte es Kritik. Jetzt erklärt die Stadt die Auswahl der KDM: Die Kompostierungsfirma ist im weitesten Sinn eine städtische Tochter, die seit jeher die Kompostierung übernimmt.

Zur Stärkung ihrer Position führt die Stadt eine andere Begründung an. "Wir wollen verhindern, dass Bürger nun in den Hofgarten oder andere Parks gehen und sich dort in Gefahr begeben", sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. In vielen öffentlichen Anlagen gebe es noch umgestürzte Bäume und halb abgeknickte Äste. "Diese könnten Menschen gefährden", sagte der Sprecher. Das die Holzmitnahme in anderen Städten reibungslos funktioniert, wollte der Sprecher nicht bewerten. "Was andere Städte machen, kann ich nicht kommentieren. Wir hier haben Sicherheitsbedenken, das sind unsere Gründe", sagte er.

 Die großen Mengen von Bruchholz werden in der Kompostierungsanlage der KDM verarbeitet.

Die großen Mengen von Bruchholz werden in der Kompostierungsanlage der KDM verarbeitet.

Foto: Andreas bretz

Unterdessen ist im Stadtgebiet zu beobachten, wie sich viele Düsseldorfer über das städtische Mitnahmeverbot einfach hinwegsetzen und Holz wegräumen und in den Kofferraum legen. Bislang ist nicht bekannt, ob Ordnungsdienst oder Polizei dagegen vorgegangen sind.

Ela 2014: Sturmschäden in Düsseldorf von oben
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Foto: Hans Blossey

Weiter wehrt sich die Stadt gegen die Formulierung, das Sturmholz werde verschenkt. "Die Lösung, alles Holz der Firma KDM zu überlassen, ist angesichts der riesigen Mengen an Holz und Ästen die praktikabelste, um Wege und Grünanlagen wieder schnell frei zu bekommen", sagte der Sprecher. Die Entsorgung des Stadtgebietes von Grünabfällen durch die KDM sei durch die langjährige Zusammenarbeit eingespielt. "Die Kapazitäten der Kompostierungsanlage in Breitscheid reichen aus, um auch die großen Mengen zu Kompost zu verarbeiten. Aber die Logistik, das gezielte Abholen der Mengen von den eingerichteten Sammelstellen, muss genau abgestimmt werden", nennt KDM-Geschäftsführer Dietmar Steinhaus die vordringliche Aufgabe. Um eine problemlose Verarbeitung von Bioabfall und Grünschnitt zu gewährleisten, war seinerzeit die KDM (Kompostierungsgesellschaft Düsseldorf Mettmann) gegründet worden. 34 Prozent der Anteile hält der Kreis Mettmann, 16 Prozent die Entsorgungsfirma Remondis und 50 Prozent die Düsseldorfer Awista, die wiederum Tochter der Stadtwerke (51 Prozent) und von Remondis (49 Prozent) ist.

So sieht es eine Woche nach dem Sturm in Düsseldorf aus
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Foto: dpa, fg cul

Holz von den großen Grün- und Waldflächen der Stadtwerke rund um die Wasserwerke und muss die KDM nicht verarbeiten. "Die Sturmschäden sind groß, das Bruchholz könnte aber im Fernwärme-Kraftwerk Garath verfeuert werden, das auf Holzbasis läuft", sagte Stadtwerkesprecher Michael Pützhofen. Ob das möglich ist, müsse aber getestet werden. Denn Bruchholz sei feucht und habe geringe Heizkraft. Es dürfe daher höchsten 20 Prozent der Holzmenge betragen und mit trockenem Altholz vermischt werden, so die theoretische Annahme. Ob die aber in der Praxis Bestand haben, müsse in Garath in einem Versuch herausgefunden werden.

(RP)
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