Düsseldorf Studieren mit Plan

Düsseldorf · Ein duales Studium im Jahr 2016 an der privaten Fachhochschule der Wirtschaft in Mettmann und ein klassisches Studium Anfang der 1990-er Jahre an einer klassischen Universität. Unser Autor hat beides verglichen.

 Prof. Michael Heuser erklärt seinen Studierenden an der FHDW montags und dienstags internationale Geschäftsbeziehungen.

Prof. Michael Heuser erklärt seinen Studierenden an der FHDW montags und dienstags internationale Geschäftsbeziehungen.

Foto: Ralph Matzerath

Nach 25 Jahren sind ein paar kleine, aber wesentliche Dinge hinzugekommen. Nicht nur Smartphones, Laptops und Tablets liegen bei heutigen Studenten in der Vorlesung immer in Reichweite. Im Kopf der heute 20-Jährigen scheint auch ein ganz anders Denken Platz gefunden zu haben. Und dieses Denken hat ein Ziel. Zum Beispiel in der Personalabteilung eines großen Konzerns zu wirken oder als Wirtschaftsinformatiker die Produktionsabläufe eines Unternehmens entscheidend mitzubestimmen. Sie wissen eben, was sie wollen. Das ist heute an Unis im Gegensatz zu Privathochschulen noch immer oft unterschiedlich.

In den 1990-er Jahren war das bei vielen noch anders. Studieren hatte was mit ausprobieren, "mal sehen" und ganz viel ruhigem Anlauf zu tun. Man war schon froh, sich mit sich selbst auf ein Studienfach geeinigt zu haben. Schon klare Ziele im Beruf hatten die wenigsten.

FHDW, mittags 13.45 Uhr, Raum 211. Michael Heuser lehrt in englischer Sprache International Business Strategy. Gerade erst sind die jungen Frauen und Männer zurück aus ihren Praxissemestern bei Lufthansa und ThyssenKrupp in den USA oder auch vom Mittelständler im Bergischen Land, der mit einem Nischenprodukt ganz Asien beliefert. In den nächsten drei Monaten lernen sie im Theorie-Semester das Know-how, das nötig ist, "on the job". Fast vier Stunden im Block (natürlich mit Kaffee- und Raucherpausen) vermittelt Heuser die Inhalte, sagt klar, wann und wie die Klausuren anstehen, bleibt stets freundlich und verbindlich. Bayer, Monsanto, VW: Aktuelle Fälle erhellen als Beispiele die graue Theorie. Im Herbst muss der Vorlesungsstoff sitzen. Das wissen die Studierenden. Sie machen aber den Eindruck, dass sie den Leistungsdruck nicht nur wegstecken; sondern auch mögen. Sie wollen ja Karriere machen.

In den 1990-ern machten sich Studenten erstmal einen Vorlesungsplan, der möglichst ein, zwei freie Tage die Woche beinhaltete. Offiziell zum vertiefenden Lernen zuhause. Heute ist das Studium mehr Schule und hat entsprechend keinen Vorlesungs-; sondern einen Stundenplan. Die FHDW gibt vor, wann dort an welchen Tagen Vorlesungen und Seminare laufen. An Unis wird das auch heute noch oft anders gehandhabt.

FHDW 14.45 Uhr, Raum 209. Philipp Rohde ist nach der Begrüßung für das neue Theorie-Semester bereits tief im Stoff. "Geschäftsprozesse und betriebliche Informationssysteme" ist sein Thema für die angehenden Betriebswirte. Mobilitätslösungen, Wertschöpfungsketten und optimierte Prozesse werden in den nächsten zweieinhalb Stunden behandelt. Auch hier muss der Stoff bis zum Sommer "sitzen". Private Hochschulen scheinen was für junge Leute zu sein, die wissen, was sie wollen. An Unis dagegen kann einfach noch mehr probiert werden.

Auch wenn Laptops und Tablets auf den Tischen zur Begleitung aufgeklappt sind, haben Stift und Block noch nicht ausgedient. Man macht sich zum Nacharbeiten auch heute noch gerne Notizen. Manches überlebt jede technische Revolution.

(rei)
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