Düsseldorf Studie: Die DMT hat zu viel Personal
Düsseldorf · Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group hat die städtische Marketingagentur DMT auf den Prüfstand gestellt. Die Verfasser der Studie raten zu einem radikalen Kurswechsel. Die Details des Gutachtens.
In der Stadt gibt seit langem Streit um die Vermarktung Düsseldorfs. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) beauftragt, die Arbeit und Struktur der städtischen Agentur Düsseldorf Marketing & Tourismus (DMT) auf den Prüfstand zu stellen. Wir nennen die wichtigsten Erkenntnisse der BCG-Studie, die unserer Redaktion vorliegt.
Wie sind die Marketingbudgets verteilt? Laut BCG-Studie gibt es Gesamtmarketinginvestitionen von 30 Millionen Euro pro Jahr. Doch ist die DMT nur einer von sehr vielen Akteuren. "Die Partikularinteressen stehen häufig vor den Gesamtinteressen", heißt es in der Studie. Die Schnittstellen zu anderen Vermarktern (Kulturamt, Wirtschaftsförderung, Pressestelle, Messe) funktionierten "nicht alle reibungslos".
Wie wird die geplante Dachmarke (Lachendes D) bewertet? Der Dachmarkenprozess sei faktisch abgebrochen. Eine Dachmarke aber sei für nachhaltiges Marketing unverzichtbar. Der Prozess könne aber noch vollendet werden.
Wie wird die DMT als touristischer Dienstleister bewertet? Im Tourismus sei Düsseldorf seit 2001 um 88 Prozent gewachsen, ähnlich wie Frankfurt oder München. "Die Position im Mittelfeld der Top 10 ist dennoch nicht zufriedenstellend".
Wie steht die DMT finanziell da? Die Stärke der DMT sei die finanzielle Stabilität. Die Agentur wird seit Jahren zu etwa 50 Prozent, also mit 4,1 Millionen Euro jährlich, subventioniert. Alle Bereiche sind defizitär. Der Ticketverkauf schreibt eine schwarze Null. Das touristische Marketing macht ein Minus von 1,3 Millionen. Der Bereich Kreativ und Produktion schlägt mit einem Minus von 1,2 Millionen Euro zu Buche, das Veranstaltungsmanagement mit 750 000 Euro. Service und Vertrieb machen einen Verlust von 600 000 Euro. Der Anteil der Personalkosten macht bezogen auf das Marketingbudget 55 Prozent aus.
Wo kann gespart werden? Laut BCG sind sowohl der Zuschuss als auch die Personalausstattung zu hoch (Zurzeit 96 Mitarbeiter). "Potenziale zur Kostensenkung und Erlössteigerung sollten ausgeschöpft werden", heißt es von BCG.
Wo wirbt die DMT? 55 Prozent des Marketingbudgets fließen ins Inland, davon ein Drittel in Stadt und Region. 400 000 Euro oder 13 Prozent fließen in Werbung in den Benelux-Staaten. Darauf folgt mit 161 000 Euro Großbritannien.
Ist die Struktur der DMT zeitgemäß? Heute gehört die DMT neben der Stadt auch noch Verbänden und städtischen Töchtern. Die BCG rät zu einer 100-Prozent-Beteiligung der Stadt und zu einer Vereinfachung der Organisation. Außerdem wird kritisiert, dass der Rückhalt in der Verwaltung fehlte. Das Fahnenlager will BCG an das Protokollamt zurückgeben. "Strategische Optionen für D-Ticketing müssen geprüft werden", steht in der Studie. Das deutet auf einen Verkauf hin, die mittelfristige Profitabilität sei in dem Markt fragwürdig. Das Hotelbuchungsgeschäft soll mit der Hotellerie überprüft werden. Die DMT soll sich auf das touristische Geschäft beschränken.
Was schlägt BCG konkret vor? Die Unternehmensberater raten zur Gründung einer 100-Prozent-Tochter namens Marke GmbH mit schlankem Management. Deren Tochter würde die heutige DMT mit auf Tourismus beschränktem Aufgabenbereich. Die Marke GmbH soll drei Geschäftsführer haben, die jeweils in Personalunion die Chefs von Düsseldorf Congress Neu-DMT und Wirtschaftsförderung sind.