Analyse Studie: Diese Düsseldorfer wählen nicht

Düsseldorf · Die Bertelsmann-Stiftung hat untersucht, mit welchen Faktoren die Höhe der Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl zusammenhing. Der Stadtbericht für Düsseldorf liegt unserer Redaktion exklusiv vor: In sozial schwächeren Milieus gab es die meisten Nichtwähler.

 Analyse der Nichtwähler in Düsseldorf.

Analyse der Nichtwähler in Düsseldorf.

Foto: Bertelsmann

Bei der Bundestagswahl am 22. September lag die Wahlbeteiligung in Düsseldorf mit 73,3 Prozent zwar zwei Punkte über dem Bundesdurchschnitt. Doch die Zahl der Nichtwähler ist nach wie vor zu hoch. Die Bertelsmann-Stiftung hat bundesweit Daten aus 28 Großstädten und 640 repräsentativen Stimmbezirken auf Zusammenhänge zu klar definierten Milieus (s. Info-Kasten links) untersucht.

Ein Trend zeigte sich überall, auch in Düsseldorf: Je prekärer die Lebensverhältnisse vor Ort, desto weniger Menschen haben sich an der Bundestagswahl beteiligt. Das Ergebnis der Studie für die NRW-Landeshauptstadt liegt der Rheinischen Post exklusiv vor. Das Fazit der Bertelsmann-Stiftung: "Während in gut situierten Stadtteilen nach wie vor überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht wahrnehmen, sind die sozial schwächeren Stadtviertel die Hochburgen der Nichtwähler."

Wo die Nichtwähler wohnen In Garath machten die wenigsten Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch: Mit 58,9 Prozent fiel dort die Wahlbeteiligung stadtweit am niedrigsten aus. Der von der Bertelsmann-Stiftung bundesweit festgestellte Zusammenhang bestätigt sich auch in Garath: 80 Prozent der Haushalte seien einem der sozial benachteiligten Milieus der Prekären, Hedonisten und Traditionellen zuzurechnen. In jedem achten Haushalt fehle mindestens ein Schulabschluss, der Hauptschulabschluss dominiere, während die Abiturquote mit 15 Prozent stark unterdurchschnittlich sei. Mit fast zwölf Prozent erreiche die Arbeitslosigkeit den Höchstwert.

Ähnlich sei die Lage in Flingern-Süd, wo die Wahlbeteiligung mit 60,7 Prozent auch deutlich unter Durchschnitt war. Das lasse sich auch in Stadtteilen wie Lierenfeld, Hassels, Reisholz und Rath feststellen. Der stärkste Zusammenhang von Nichtwählern zeigt sich in Düsseldorf beim Milieu der Hedonisten.

Wo die Wählerhochburgen sind In den Stadtteilen mit der höchsten Wahlbeteiligung stießen die Analysten hingegen auf "eine andere soziale Wirklichkeit": Die höchste Wahlbeteiligung gab es mit 91,8 Prozent in Volmerswerth. Während die schwächeren Milieus dort kaum vertreten sind, sind Adaptiv-Pragmatische, Performer sowie Haushalte aus dem liberal-intellektuellen und etablierten Milieu besonders stark. Fast zwei Fünftel der Volmerswerther besitzen die Hochschulreife, der Anteil der Einwohner ohne Schulabschluss liegt unter zehn Prozent, nur drei Prozent der Erwerbsfähigen sind ohne Arbeit. Ein- und Zweifamilienhäuser sowie kleinere Mehrfamilienhäuser prägen das Bild des Stadtteils.

Ähnlich ist es im eher dünn besiedelten Himmelgeist, wo die Wahlbeteiligung mit 87,7 Prozent ebenfalls sehr hoch lag. Mehr als 75 Prozent der Haushalte ordnete die Bertelsmann-Stiftung dort den Milieus der Konservativ-Etablierten, der Liberal-Intellektuellen und der Performer zu, die übrigen Haushalte wurden der Mittelschicht zugerechnet. Der Anteil der sozial schwachen Milieus liegt der Studie zufolge in Himmelgeist bei null. Mit 47 Prozent sehr hoch ist hingegen der Anteil der Abiturientenhaushalte. Es herrscht Vollbeschäftigung, die Kaufkraft übersteigt mit 50 000 Euro pro Haushalt den Durchschnitt. Vergleichbare Lebensverhältnisse seien in Angermund, Kalkum, Nieder- und Oberkassel zu erkennen. Auch dort lag die Wahlbeteiligung zwischen 83,8 und 85,8 Prozent. Der stärkste Zusammenhang mit hoher Wahlbeteiligung zeigt sich in Düsseldorf im Milieu der Liberal-Intellektuellen.

Wo die Wahlbeteiligung dem Durchschnitt entspricht Derendorf spiegelt nicht nur bei der Verteilung von Wählern und Nichtwählern den Schnitt der Gesamtstadt fast perfekt wider — der Stadtteil zeigt auch die Vielfalt Düsseldorfs: Mit mehr als 40 Prozent hat Derendorf einen großen Anteil der sozial schwächeren Milieus, ein Drittel kann der Mittelschicht zugerechnet werden, neun Prozent dem Milieu der Expeditiven, zehn Prozent der sozialen Oberschicht. Vielfältig ist auch die Zusammensetzung der Bildungsabschlüsse: 35 Prozent Hauptschule, 30 Prozent Realschule, 20 Prozent Abitur. Mit sechs Prozent liegt der Stadtteil auch bei der Arbeitslosigkeit im Düsseldorfer Schnitt. Ähnlich heterogen sind Wersten, Gerresheim und Unterrath — mit ebenfalls durchschnittlicher Wahlbeteiligung.

(RP)
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