Düsseldorf Studenten steuern U-Bahnen

Düsseldorf · Die Rheinbahn setzt künftig in besonders stark frequentierten Zeiten auch Studenten als Aushilfsfahrer ein. Diese sollen beispielsweise auf den U-Bahn-Linien U75 und U78 eingesetzt werden. Die ersten vier Studenten sind schon in der praktischen Ausbildung.

 Ausbilder Michael Schwarz (M.) mit den Studenten Marcus Hey, Florian Töpfer, Antje Schneider und Sebastian Antel.

Ausbilder Michael Schwarz (M.) mit den Studenten Marcus Hey, Florian Töpfer, Antje Schneider und Sebastian Antel.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Theorie haben sie in ihrem sonstigen Alltag eigentlich genug: Marcus Hey, Florian Töpfer, Antje Schneider und Sebastian Antel sind Studenten und ans Büffeln gewöhnt. Auch für ihre neue Aufgabe mussten sich die vier reichlich neues Wissen aneignen, Vorschriften, Fakten: Sie sind künftig Aushilfsfahrer bei der Rheinbahn, sollen Personalengpässe verhindern.

 Schwarz erklärt Antje Schneider einige Bedienelemente der Bahn.

Schwarz erklärt Antje Schneider einige Bedienelemente der Bahn.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die erste Prüfung zum Straßenbahnfahrer ist schon bestanden. Jetzt sind Übungsstunden in den Tunneln des Düsseldorfer U-Bahn-Netzes angesagt. Denn besonders auf den Strecken der U75 und U78 werden sie ab Herbst eingesetzt, etwa bei Fußballspielen in der Arena. "Ich habe einen gesunden Respekt davor", sagt Marcus Hey, schließlich übernehmen er und die anderen bald Verantwortung für viele Fahrgäste. "Aber darauf werden wir ja vorbereitet", fügt der 24-jährige Student der Sicherheitstechnik hinzu. Er war vorher Verkehrskadett und hatte sich schon früher gewünscht, mal eine Bahn zu steuern: "Das hat eine gewisse Faszination."

Die anderen nicken, das sei schon etwas anderes als neben dem Studium zu kellnern, sagen sie. Lehramtsstudentin Antje Schneider (33) hat vorher bei den Kölner Verkehrsbetrieben gearbeitet, kontrollierte dort Fahrkarten. Und selbstverständlich, sagen alle vier, ist auch das Einkommen reizvoll: Zwölf Euro pro Stunde gibt's, feste Schichten, in der Vorlesungszeit, höchstens 20 Stunden pro Woche: "Es ist wichtig, dass man kalkulieren kann", sagen sie.

Am Morgen steigen die Studenten gemeinsam in ihren Fahrschulzug, optisch schon klar im neuen Job angekommen: Alle tragen die Dienstkleidung der Rheinbahn, gestreiftes Hemd oder weißes Polo-Shirt mit dem Unternehmenslogo, blaue Strickjacke. Als Erstes sollen sie die Innenbeleuchtung des Zugs aktivieren. Nur so klappt's, dass das Licht bei der Einfahrt in den Tunnel automatisch angeht.

Eine Weile hantieren die Nachwuchsfahrer, mit ihren Schlüsseln, ehe sie den Schalter für die Beleuchtung gefunden haben. "So ist an, so ist aus, so ist an", sagt Antje Schneider, legt den Schalter mehrfach um, bis die anderen zustimmend nicken. Dann darf Florian Töpfer als Erstes den Zug steuern, drückt bedächtig den "Befehlsgeber" nach vorn - so der korrekte Name für den Hebel, der hier Gaspedal und Bremse ersetzt. Anfahren, Tempo gewinnen, bremsen, alles klappt reibungslos, vom Betriebshof in Heerdt fährt die Bahn zügig durch Oberkassel.

Ausbilder Schwarz sitzt gelassen an seinem Platz, kommt nicht einmal in die Nähe des roten Not-Stopp-Buttons. Zwischenzeitlich gibt er Tipps und Hinweise: "Denk dran, hier in der Baustelle nur 10 km/h", ruft er. Und, mit Blick auf den regulären Bahnverkehr, der durch die Fahrschule möglichst wenig gestört werden soll: "Fahr ruhig zügig weiter, die nächste kommt erst in drei Minuten." Dann geht's in den Tunnel, "das ist schon ein anderes Gefühl", sagt Florian Töpfer, der an der gerade an der Heinrich-Heine-Allee gehalten hat und weiter in Richtung Steinstraße fährt.

Zur Ausbildung gehört auch, dass die neuen Fahrer sich in Notfällen richtig zu verhalten lernen. Was mache ich, wenn das Licht nicht angeht? Oder die Bahn auf freier Strecke stehenbleibt? Immer stehe im Vordergrund das Wohl der Passagiere. Schwarz: "Fahrgast-Information ist alles."

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