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Düsseldorf Studenten planen NS-Erinnerungsstätte

Düsseldorf · Auf dem neuen Campus der Fachhochschule in Derendorf soll ein besonderes Mahnmal entstehen. Vom Gelände des ehemaligen Schlachthofs aus hatten die Nazis tausende Juden gen Osten deportiert.

 Die ehemalige Großviehhalle in Derendorf soll zu einer Erinnerungsstätte an die Judendeportation werden. Die Opfer waren dort interniert worden.

Die ehemalige Großviehhalle in Derendorf soll zu einer Erinnerungsstätte an die Judendeportation werden. Die Opfer waren dort interniert worden.

Wenn zum Wintersemester 2014/15 der Studienbetrieb am neuen Standort der Fachhochschule in Derendorf aufgenommen wird, dann soll dort auch eine Erinnerungsstätte der besonderen Art eröffnet werden: In der ehemaligen städtischen Großviehhalle wird neben der Hochschulbibliothek und der Campus IT ein Erinnerungs- und Lernort einziehen. Dort sollen sich Studierende wie auch "normale" Besucher mit einem düsteren Kapitel in der Geschichte des Standorts auseinandersetzen: Rund 6000 Juden wurden zwischen 1941 und 1944 von den Nazis vom Derendorfer Güterbahnhof aus in die Vernichtungslager des Ostens verschleppt. Die meisten von ihnen wurden dort ermordet.

Die einstige Großviehhalle, die heute inmitten des gerade entstehenden Campus liegt, diente damals den Machthabern als Sammelstelle, wo sie die Betroffenen, die aus der ganzen Region zusammengezogen worden waren, vor dem Abtransport internierten. Die Fachhochschule plant aber nun keine Gedenkstätte im klassischen Sinn. Es soll vielmehr – was man durch den Namen schon zum Ausdruck bringen will – zum einen ein Ort der Erinnerung in Form einer Dauerausstellung entstehen. Zum anderen sollen sich die Besucher über die Brücke der Historie ganz allgemein mit den Themen Rechtsradikalismus und Neonazismus bis in die heutige Zeit auseinandersetzen.

Für das Konzept des Erinnerungs- und Lernortes ist FH-Dozent Joachim Schröder verantwortlich, der dieses gerade gemeinsam mit seinen Studierenden erarbeitet. Der Ausstellungsbereich wird wechselnde Schauen, Dokumenten, Fotos und Aussagen von Zeitzeugen (in erster Linie von den Opfern) Raum bieten. Darunter sind auch Dokumente, die belegen, wie stark neben der federführenden Gestapo auch die Stadtverwaltung, Reichsbahn und die Finanzbehörden in die Deportationen verstrickt waren. "Diese Dokumentationen sind zum Teil noch niemals gezeigt worden", sagt Schröder.

Ihm liegt aber ebenso sehr wie die Geschichte das Thema Lernort am Herzen. Bei der Konzeption sind neben seinen Studenten auch Studierende der Bereiche Design und Architektur beteiligt. Schröder: "Es ist eine glückliche Fügung, dass hier erstmals junge Leute an einem Erinnerungsort beteiligt werden. Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben." Junge Leute sind es auch, die durch den Lernort angesprochen werden sollen. Für sie sind eigene Workshops und Vorträge geplant, in denen die Themen Rechtsradikalismus und Faschismus im Mittelpunkt stehen werden.

Ein großes Fragezeichen steht allerdings noch hinter der Finanzierung. Weil der Erinnerungs-und Lernort nicht durch das Hochschulmodernisierungsgesetz abgedeckt ist, müssen andere Geldquellen für das 360 000 Euro teure Projekt gefunden werden. Etwa in Gestalt von Stiftungen und privaten Sponsoren. Erste Gespräche laufen laut Hochschulpräsidentin Brigitte Grass bereits. Doch werden noch weitere Geldgeber dringend gesucht, damit das "einzigartige Projekt" auch gleichzeitig mit und in dem gesamten neuen Fachhochschulkomplex fertiggestellt werden kann.

(RP)
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