Düsseldorf Streit ums Schumann-Haus spitzt sich zu

Düsseldorf · Die privaten Geldgeber wollen abspringen, wenn Cellist Beckmann nicht auszieht. Die Sanierung soll bald starten.

 In diesem Haus an der Bilker Straße wohnten Clara und Robert Schumann. Es könnte ein Schumann-Museum werden.

In diesem Haus an der Bilker Straße wohnten Clara und Robert Schumann. Es könnte ein Schumann-Museum werden.

Foto: Andreas Bretz

Das baufällige Schumann-Haus soll bald saniert werden. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe kündigt an, dass er bereits Anfang des Jahres die ersten Planungen vorstellen will. Das letzte gemeinsame Wohnhaus des Musikerpaares Robert und Clara Schumann in der Carlstadt muss derzeit mit Balken gestützt werden, da es einsturzgefährdet ist. Zu den Kosten macht Lohe keine Angaben.

Es wird allerdings immer ungewisser, ob die geplante neue Gedenkstätte kommt. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) möchte in dem Haus ein Museum für die berühmten Musiker einrichten, das vom gegenüber liegenden Heine-Institut aus betreut würde. Das verfügt auch über Exponate zu den Schumanns. Ein Kreis aus Geldgebern will das Projekt mit einem hohen, unbekannten Betrag fördern.

Allerdings wohnt der Cellist Thomas Beckmann, Gründer des Obdachlosen-Hilfsvereins "Gemeinsam gegen Kälte", in der ehemaligen Wohnung der Schumanns - und will weiterhin nicht ausziehen. Für die privaten Geldgeber - und auch aus Sicht der Stadt - ist eine Gedenkstätte so nicht möglich.

Nun erhöhen sie den Druck. Edgar Jannott, Ex-Ergo-Chef und ein Mitglied des Unterstützerkreises, hat in einem Brief an Geisel klargestellt, dass man sich nur beteiligt, wenn der Cellist auszieht. Der Kreis, der auch schon Geld für das Mendelssohn-Denkmal gegeben hatte, beklagt, dass er seit zwei Jahren auf einen Start wartet - und will eine Klärung.

Eigentlich sollte die Sanierung bis 2018 abgeschlossen werden. Dann feiert der Städtische Musikverein, den Schumann leitete, sein 200-jähriges Bestehen. Allerdings stagnieren die Verhandlungen. Beckmann wohnt in dem Gebäude an der Bilker Straße seit 1989 und verfügt über einen Mietvertrag bis 2031. Er beklagt, dass man ihn vertreiben will.

Die Stadt hat ihm bereits zwei andere Wohnungen angeboten, ohne finanzielle Nachteile. Man plant nun offenbar, eine weitere Bleibe anzubieten, diesmal im direkten Umfeld. Lohe hofft weiter auf eine Einigung. Thomas Beckmann war trotz diverser Versuche nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Cellist hat derweil eine schlechte Nachricht in anderer Sache zu verkraften: Das Land NRW, das seinen Verein "Gemeinsam gegen Kälte" seit Jahren fördert, hat den Antrag auf Förderung für das laufende Jahr abgelehnt. Beckmann hatte eine Unterstützung seiner zwölf Konzerte im Frühjahr beantragt, offenbar ging es um 60.000 Euro. Ein Sprecher des Sozialministeriums sagt, Grund sei ein Verstoß gegen die Haushaltsordnung, laut Ministerium geht es um einen formalen Fehler ("vorzeitiger Maßnahmenbeginn").

Thomas Beckmanns Verein war im Frühjahr in die Kritik geraten, nachdem zwei Gründungsmitglieder aus Protest gegen zu niedrige Ausschüttungen an Obdachlose ausgetreten waren. Für das Jahr 2015 hatte der Verein Einkünfte in Höhe von rund 400.000 Euro verbucht, allerdings bis Jahresende nur 24.000 Euro an Bedürftige ausgezahlt. Beckmann hatte angekündigt, dass die Zahlen in diesem Jahr besser werden. Die Stadt Düsseldorf unterstützt den Verein nicht, da der Cellist vor Jahren das Angebot ausgeschlagen hat, sich auf städtische Kosten mit einem Spendensiegel zertifizieren zu lassen.

(arl)
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