Drittes Todesopfer nach Amoklauf Streit um Ohrfeige war Auslöser der Tat

Düsseldorf/Erkrath/Goch · Der Amoklauf von Düsseldorf über Erkrath nach Goch hat jetzt drei Menschen das Leben gekostet. Ein als ungerecht empfundenes Urteil war wohl das Motiv für die Taten eines 48-Jährigen.

Rachsucht wegen angeblich mangelhaften juristischen Beistands war offenbar das Motiv des 48-jährigen Yanquing T., der am Freitagnachmittag in Düsseldorf, Erkrath und Goch drei Menschen tötete und fünf zum Teil schwer verletzte.

Der Täter, 1965 in Shanghai geboren und seit Jahren in Deutschland lebend, hatte 2011 seine damalige Chefin, die Inhaberin einer Pizzeria im niederrheinischen Goch, angegriffen und mit einer Ohrfeige verletzt. In dem darauf folgenden Prozess war er zu einer Geldstrafe und Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt worden. Ein Urteil, das er als zutiefst ungerecht empfand. Weil er sich von seiner Anwältin Ulrike F. (54) aus Düsseldorf schlecht betreut fühlte, tötete er sie. Sie war sein erstes Opfer am Freitagmittag. Ein zufällig anwesender anderer Anwalt wurde bei dieser Tat so schwer verletzt, dass er am Samstag seinen Verletzungen erlag. Kurz nach der Bluttat in Düsseldorf tauchte T. in einer Kanzlei in Erkrath auf, bei der er abgewiesen worden war, als er die Mitarbeiter dazu bringen wollte, gegen die Kollegen in Düsseldorf zu klagen. Auch hier sann er auf Rache. Dass der Inhaber dieses Büros zufällig nicht da war, rettete ihm womöglich das Leben. Stattdessen starb eine 50-jährige Anwaltsgehilfin, die sich dem Täter entgegenstellte.

Dass T. schließlich in Goch in der Pizzeria auftauchte, in der er einst gearbeitet hatte, war ebenso Teil seines Rachefeldzuges. Dort griff er die Inhaberin Renata P. (52) an — sie war es, die er 2011 geohrfeigt hatte. Sie kam ohne Schaden davon, weil ihre beiden Töchter sich schützend vor sie stellten. Als der Täter auf sie schoss, wurde eine von ihnen leicht, die andere schwer verletzt; sie liegt noch immer im Krankenhaus. Nachbarn und Passanten, die die Schüsse gehört hatten, stürmten in die Pizzeria, warfen den Mann zu Boden und hielten ihn solange fest, bis die Polizei eintraf.

Zu den Bluttaten kam es um 11.29 Uhr in Düsseldorf, um 12.36 Uhr in Erkrath und um 14.15 Uhr in Goch. Festgenommen wurde der Täter von der Polizei in Goch gegen 14.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Polizisten noch nicht, wen sie in der Pizzeria gefasst hatten. Die Fahnder in Düsseldorf wiederum erfuhren erst kurz vor 16 Uhr, dass der von ihnen mit einer erst kurz zuvor eingeleiteten Großfahndung gesuchte Täter in Goch festgenommen worden war.

Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums kündigte an, dass Innenminister Ralf Jäger (SPD) "wegen des großen öffentlichen Interesses" dem Innenausschuss des Landtags ausführlich berichten werde. Es sei üblich, dass Großeinsätze der Polizei wie der vom Freitag nachbereitet würden. Der CDU-Sicherheitspolitiker Peter Biesenbach sagte unterdessen, ihm sei es rätselhaft, wieso die Düsseldorfer Polizei erst mehr als eine Stunde nach der Festnahme des Täters in Goch erfahren habe, wer der Polizei dort ins Netz gegangen sei. Auch darüber müsse der Minister dem Landtagsausschuss in der Sitzung am Donnerstag kommender Woche Auskunft geben.

(RP)
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