Verkehrsprobleme in Düsseldorf Streit um Haltepunkte für Eltern-Taxis

Düsseldorf · Sollen Mütter und Väter das eigene Kind mit dem Auto zur Schule bringen? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Denn immer öfter sorgt das für erhebliche Verkehrsstörungen.

 Ein eigenes Verkehrsschild für die elterliche Hol- und Bringzone halten Städte wie Moers für eine gute Idee. Düsseldorf lehnt solche Schilder ab.

Ein eigenes Verkehrsschild für die elterliche Hol- und Bringzone halten Städte wie Moers für eine gute Idee. Düsseldorf lehnt solche Schilder ab.

Foto: Klaus Dieker

Gustav Becker gehört nicht zu jenen, die sich schnell aufregen. Doch für Eltern, die ihre Kinder zur benachbarten Brehmschule chauffieren, vor seiner Garage parken und dann das Auto für mindestens zehn Minuten verlassen, hat er kein Verständnis. "Stellen Sie sich doch nicht so an", habe ihm eine Mutter kürzlich an den Kopf geworfen. So etwas ärgert den Düsseltaler. "Einmal hat meine Frau einen Zug verpasst, für den wir drei Monate zuvor eine billige Fahrkarte erworben hatten, weil wir nicht aus der Garage kamen. Das Geld für dieses Ticket war komplett futsch."

Die Schule an der Karl-Müller-Straße kennt das Problem und reagiert seit einiger Zeit darauf. "Wir haben nach amerikanischem Vorbild auf der Straße eine kleine Ausstiegszone für Pkw eingerichtet. Die Eltern halten kurz an, lassen das Kind aussteigen und fahren direkt weiter", sagt die frühere Konrektorin Christiane Schwenk. Ganz unkompliziert ist die Regel nach dem Grundsatz "kiss and drop" (Küsschen und raus aus dem Auto) in der engen Straße aber nicht. "Überholen kann an dieser Stelle niemand, nachkommende Fahrzeuge müssen kurz warten", sagt Schwenk. Vor allem zu Schuljahresbeginn würden deshalb Eltern in Warnwesten helfen, das Prozedere zu etablieren.

"Nachdem mein Kind zwei Mal massiv belästigt wurde und die Polizei keine Möglichkeit sieht, es vor Belästigungen zu schützen, gehören wir jetzt auch zu den Eltern, die zum Schutz das eigene Kind vor der Schule abholen", schreibt ein Nutzer von RP Online. Ein anderer hält dem entgegen: "Wofür müssen sich Eltern um ihre Kinder denn bitte sorgen? Wir leben in Düsseldorf und nicht in Bangladesch!"

Kritisch sieht RP-Leser Jens de Bruegge die Eltern-Taxis. Er beklagt "Helikoptereltern einerseits und fantasielose Lehrkräfte und Schulleitungen andererseits". Eltern erwiesen sich "als unfähig, ihre häufig einzigen Kinder selbst heranwachsen, reifen und groß werden zu lassen". Auch Ralf Weis findet den Trend problematisch: "Meine Mutter musste noch zwölf Kilometer durch den Wald laufen, meine älteren Schwestern hatten schon Fahrräder ... und bei mir waren es drei Kilometer, die ich mit dem Bus bewältigte. Wir werden eindeutig immer fauler."

Einige Bürger berichten über ähnlich chaotische Zustände vor Kindergärten. Das bestätigt kann Holger Odenthal vom städtischen Verkehrsmanagement: "Fast alle Eltern steigen dort aus, um den Nachwuchs persönlich abzugeben." Als neuralgische Punkte benennt er zwei Kitas am Fürstenwall und an der Kölner Straße. Dem Vorschlag einiger Leser, auch dort "Kiss an drop"-Zonen mit besonderen Halteschildern zu markieren, erteilt er eine klare Absage: "In Düsseldorf haben wir uns dagegen entschieden, weil es als Anreiz missverstanden werden könnte, sein Kind doch ruhig mit dem Auto zu bringen."

(jj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort