Düsseldorf Streit um Flüchtlings-Unterkünfte

Düsseldorf · Zwischen der Stadt und der Flüchtlingsinitiative "Stay" gibt es Streit um einen Zwangsumzug von Flüchtlingen. Gestern luden beide Seiten zeitgleich zur Pressekonferenz – die einen in Düsseltal, die anderen in Eller.

 Verhärtete Fronten: Doreen Kerler und Roland Buschhausen verteidigten gestern in Düsseltal ihr Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Verhärtete Fronten: Doreen Kerler und Roland Buschhausen verteidigten gestern in Düsseltal ihr Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Foto: Bernd Schaller

Zwischen der Stadt und der Flüchtlingsinitiative "Stay" gibt es Streit um einen Zwangsumzug von Flüchtlingen. Gestern luden beide Seiten zeitgleich zur Pressekonferenz — die einen in Düsseltal, die anderen in Eller.

 Zur gleichen Zeit in Eller: Oliver Ongaro von "Stay" kritisiert den Zwangsumzug der dort lebenden Flüchtlinge von Reihenhäusern in das neue Flüchtlingsheim.

Zur gleichen Zeit in Eller: Oliver Ongaro von "Stay" kritisiert den Zwangsumzug der dort lebenden Flüchtlinge von Reihenhäusern in das neue Flüchtlingsheim.

Foto: Olaf Staschik

In zwei für dieselbe Zeit angesetzten Pressekonferenzen haben sich die Flüchtlings-Initiative "Stay" und die Stadtverwaltung gestern zum Streit über einen Zwangsumzug von mehreren Flüchtlingsfamilien geäußert. Die Initiative beklagt, dass die neuen Unterkünfte deutlich schlechter sind als die bisherigen, in die statt der Flüchtlinge Wohnungslose einziehen sollen. Sie wirft der Stadtverwaltung schlechte Planung vor. Diese verteidigt ihr Vorgehen. Als der Termin der "Stay"-Pressekonferenz in der bisherigen Unterkunft in Eller bekanntwurde, luden die Vertreter der Stadt ebenfalls für 13 Uhr zur Gegen-Konferenz in den neuen Räumen in Düsseltal.

In Eller lobte Oliver Ongaro von "Stay" die bisherige Unterkunft der Flüchtlinge als ideal. "Die Häuser, in denen die Familien derzeit leben, sind für uns die Idealvorstellung, wie man Flüchtlinge unterbringen sollte", sagte er. Es seien keine Sammelunterkünfte, die Flüchtlinge hätten eine Privatsphäre. "Die Familien haben außerdem teils sogar ihre Häuser ein wenig renoviert und sich eigene Möbel besorgt." Nun sollen sie jedoch umquartiert werden, und zwar in ein ehemaliges Schulgebäude an der Lacombletstraße in Düsseltal.

Für Ongaro ist dies jedoch nicht nachvollziehbar. Schließlich bedeute ein Umzug für die Familien eine erneute Entwurzelung der Kinder. Schließlich besuchten diese teilweise bereits Kitas und Schulen vor Ort und müssten erneut wechseln.

Auch die betroffenen Familien fürchten einen Umzug. Petimat zum Beispiel ist vor acht Monaten mit der ganzen Familie nach der Flucht aus Tschetschenien in Düsseldorf gelandet. Seitdem lebt die Elfjährige mit ihren Eltern und den sechs Geschwistern am Hasseler Richtweg und besucht die fünfte Klasse der Gemeinschafshauptschule Bernburger Straße. Sie geht gerne in die Schule, erzählt sie, hat sowohl dort als auch in der Siedlung Freunde gefunden. Wenn sie sich etwas wünschen könnte, dann: "Dass meine Familie und ich in Eller wohnen bleiben können."

In Düsseltal versuchte die Stadtverwaltung unterdessen, ihr Vorgehen in dem Fall zu erklären. In dem ehemaligen Schulgebäude an der Lacombletstraße soll für mindestens drei Jahre eine neue Flüchtlingsunterkunft mit Platz für 170 Personen geschaffen werden. "Der Umzug der Familien ist notwendig, weil die Unterkünfte am Hasseler Richtweg eigentlich für Obdachlose gedacht sind", sagte Sozialamtschef Roland Buschhausen, der gemeinsam mit Doreen Kerler aus dem Baudezernat die Haltung der Stadt erläuterte. "Vor allem im Winter müssen wir viele von ihnen in den Einrichtungen unterbringen. Deshalb benötigen wir alle Plätze." Man wolle vermeiden, dass Obdachlose und Flüchtlinge gemeinsam untergebracht werden. Zudem sei es einfacher, Familien mit mehreren Personen in einem Raum unterzubringen als alleinstehende Obdachlose. In der Unterkunft an der Lacombletstraße sollen bis zu vier Personen in einem Raum untergebracht werden.

Immer wieder gab es in der vergangenen Zeit Streit um die Unterbringung von Flüchtlingen. Die Stadt verfügt bislang noch nicht über ein langfristiges Konzept, wie sie mit der gestiegenen Zahl an Asylbewerbern umgehen soll. "Die Planung ist schwierig, denn es ist nicht immer klar, wie viele Flüchtlinge kommen", sagt Doreen Kerler, Leiterin des Amts für Gebäudemanagement.

(RP)
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