Kunstförderung Streit um die "Nadel der Medici"

Düsseldorf · Der Verein, der die Kunst fördern wollte, steht womöglich vor der Auflösung. Nach internen Streitigkeiten sind die meisten Mitglieder des Kuratoriums gegangen, der Vorstand ist im Wechsel. Auch der Marketing-Club, aus dem der Verein hervorging, beendete nun seine Zusammenarbeit.

Die Medici-Nadel - entworfen von Kö-Juwelier Georg Hornemann.

Die Medici-Nadel - entworfen von Kö-Juwelier Georg Hornemann.

Foto: Bretz, Andreas

Mit der Nadel der Medici hat der gleichnamige Verein seit 2006 Unternehmen für ihre Förderung der Kunst ausgezeichnet. Nun steht dieser Preis womöglich auf der Kippe — Hintergrund sind Unstimmigkeiten zwischen Kuratorium und Vorstand. Als die Idee 2006 in den Reihen des Marketing-Clubs geboren wurde, sah man voller Zuversicht in die Zukunft: Über eine besondere Auszeichnung wollte man Unternehmen motivieren, sich im Sinne der Kunst zu engagieren. Kein anderer Name schien besser geeignet als der des legendären italienischen Adelsgeschlechts Medici — hatte doch einst eine Tochter aus diesem Hause durch die Ehe mit Jan Wellem einen kulturellen Schub nach Düsseldorf gebracht, der noch heute nachwirkt. Die "Nadel der Medici" ging an Einzelpersonen und Unternehmen.

Das könnte nun vorbei sein, denn dem Verein ist ein großer Teil des Kuratoriums abhandengekommen. Darin saßen bisher betuchte Personen oder Firmenvertreter, die bereit waren, 5000 Euro pro Jahr zu zahlen, um die Verleihung des Preises in einen würdigen Rahmen betten zu können.

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten verlor das Kuratorium in jüngster Zeit wichtige Mitglieder, heißt es im Umfeld des Vereins. Ob es gelingt, neue zu finden (und damit Kapital zu generieren), ist derzeit fraglich.

Woran sich der Streit entzündete, ist nicht klar ersichtlich — angeblich hatten die Kuratoriumsmitglieder sich auch als Berater in der Frage gesehen, wem man diesen Preis verleihen wollte, aber der Vorstand sah das anders. Zudem gab es wohl unterschiedliche Auffassungen über die Kompetenz des Vorstandes: Nach dem Rücktritt des Vorsitzenden Detmar Westhoff, eines ausgesprochenen Kunst-Experten, im Frühjahr übernahm Silke Rau den Vorsitz, außerdem stieg ein den Kuratoriumsmitgliedern nicht näher bekannter Jacques Abramowicz in die Führungsriege des Vereins auf, der nach Aussagen des früheren Vorsitzenden Westhoff "elf oder zwölf" Mitglieder hat.

Eine Beendigung der Zusammenarbeit teilte Dirk Krüssenberg, Vorsitzender des Marketing-Clubs, den Vorständen Rau und Abramowicz vor wenigen Tagen per Brief mit. Darin beglückwünscht Krüssenberg die Beteiligten zwar noch zu der jüngsten Verleihung der Nadel, teilt aber dann mit, man möchte die Zusammenarbeit beenden.

Medici-Vorsitzende Silke Rau bestreitet Auflösungserscheinungen: "Gerade für das kommende Jahr haben wir weit mehr Projekte in Vorbereitung als den natürlich wieder stattfindenden Wettbewerb um unsere Nadel. Die Stadt Düsseldorf steht dem Verein nach wie vor zur Seite. Schirmherr der Preisverleihung ist seit Jahren der Oberbürgermeister der Stadt. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe ist Mitglied der Jury." Zudem sei man in guten Gesprächen mit regionalen Firmen und neuen Kuratoren.

Vor wenigen Tagen wurde die Nadel für 2012 verliehen. Preisträger waren Aengevelt Immobilien, die für ihr gesamtes Kunstkonzept innerhalb des Unternehmens ausgezeichnet wurden, außerdem Beat Wismer als Chef der Stiftung Museum Kunstpalast für die El-Greco-Ausstellung. Lobend erwähnt wurde die Initiative "New Talents — biennale cologne", die rund um das Kulturquartier Köln an unterschiedlichen Orten Werke von jungen Künstlern ausstellt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort