Streik des Pflegepersonals Lage an der Uniklinik Düsseldorf spitzt sich zu

Düsseldorf · Wegen des Streiks des Pflegepersonals fallen immer mehr Operationen aus. Die Versorgung in Düsseldorf ist aber laut Verwaltung insgesamt nicht gefährdet. Die Streikenden wollen am Dienstag vor das Rathaus ziehen.

 Die Uniklinik am Montag: Der Streik des Pflegepersonals dauert dort auch weiterhin an. 

Die Uniklinik am Montag: Der Streik des Pflegepersonals dauert dort auch weiterhin an. 

Foto: Endermann, Andreas (end)

Immer mehr Patienten leiden unter dem andauernden Streik an der Uniklinik. Inzwischen seien rund 2000 Operationen ausgefallen, sagt Kliniksprecher Stefan Dreising: „Die Listen werden länger und länger, neben Operationen sind auch andere Bereiche wie beispielsweise die Chemotherapie betroffen.“ Zudem müsse die Notaufnahme zeitweise von der Notfallversorgung abgemeldet werden. Die Klinikdirektoren haben sich nun in einem Brief an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) gewandt (unsere Redaktion berichtete). „Es steht unmittelbar bevor, dass dringlich notwendige Operationen nicht mehr zeitnah durchgeführt werden und zeitkritische Krebstherapien nur verzögert stattfinden“, heißt es darin. Laschet wird gebeten, zwischen den Streitparteien zu vermitteln.

Der städtische Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke betonte, die Düsseldorfer müssten sich keine Sorgen um ihre Notfallversorgung machen. Es gebe einen täglichen Austausch mit den anderen Kliniken der Stadt, die bei der Versorgung der Patienten einspringen. „Alle haben Handynummern ausgetauscht und fragen einmal am Tag konkret nach, wie sie helfen können“, so Meyer-Falcke. Beteiligt sind etwa das Florence-Nightingale-Krankenhaus, die Sana-Kliniken, die Schön-Klinik und das Evangelische Krankenhaus. Dort sagte der Leiter der Zentralen Notaufnahme, Markus Schneider, angesichts des Streiks in der Uniklinik gebe es diesmal kein „Sommerloch“ beim Patientenaufkommen. Das gelte für alle Bereiche von der Kardiologie über die HNO bis hin zur Kinderklinik. Auch das heiße Wetter trage zu einem erhöhten Patientenaufkommen bei.

Problematisch ist laut Meyer-Falcke der Bereich, in dem das besondere Know-how einer Uniklinik gefragt sei, zumal mit Essen auch das nächstgelegene Universitätsklinikum ebenfalls vom Streik betroffen ist. „Für die Angehörigen ist das nicht lustig.“ Gerade vor diesem Hintergrund verstehe er das Anliegen des Briefes.

Das streikende Pflegepersonal fordert einen Entlastungstarifvertrag, der unter anderem festschreiben soll, mit wie vielen Personen eine Schicht mindestens besetzt sein muss. Die Beschäftigten zweier Tochtergesellschaften setzen sich für eine bessere Bezahlung ein. Erste Gespräche zwischen Klinikleitung, Verdi und der Tarifgemeinschaft der Länder waren gescheitert, weil die Gewerkschaft mit den Angeboten unzufrieden war. „Die Auswirkungen der Streiks hat die Klinikleitung zu verantworten, weil sie sich bisher ernsthaften Verhandlungen verweigert“, sagt Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Stephanie Peifer.

Die Streikenden haben angekündigt, an diesem Dienstag ab 9.30 Uhr von ihrem Streikzelt am Moorenplatz aus durch die Stadt zum Rathaus zu ziehen. Man wolle auch Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) auffordern, sich bei der Landesregierung für schnelle Verhandlungen einzusetzen, erklärte die Gewerkschaft. Das Büro des Oberbürgermeisters kündigte an, dieser werde eine Delegation der Streikenden empfangen.

Unterdessen haben sich auch Unterstützer der Streikenden in Düsseldorf zu Wort gemeldet. 136 Patienten und weitere 67 Unterstützer unterzeichneten ein Schreiben, in dem eine angemessene Entlohnung des Personals und eine angemessene Personalausstattung gefordert werden. „Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass Laufschritt, Stress und Überlastung den Alltag in der Uniklinik und in anderen Kliniken beherrschen“, erklärt der Initiator des Schreibens, der Aktivist Axel Köhler-Schnura. „Zugleich wird in unzumutbarer Weise entlohnt. Diese Zustände gehen auf Knochen aller, vom Reinigungspersonal bis hin zu den Ärzten.“

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