Warnstreik in Düsseldorf Städtische Angestellte legen ihre Arbeit nieder

Düsseldorf · Am Donnerstag haben Erzieher, Sozialarbeiter und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Düsseldorf gestreikt. In Gerresheim gingen zudem auch Mitarbeiter der Sana Kliniken und des LVR-Klinikums auf die Straße.

 Mitarbeiter des Sana Klinikums und der LVR-Klinik gingen am Donnerstag auf der Benderstraße in Düsseldorf-Gerresheim auf die Straße.

Mitarbeiter des Sana Klinikums und der LVR-Klinik gingen am Donnerstag auf der Benderstraße in Düsseldorf-Gerresheim auf die Straße.

Foto: Marlen Keß

Angestellte der Stadt Düsseldorf sind am Donnerstagvormittag in den Warnstreik getreten. Der Wildpark in Grafenberg, sechs Jugendfreizeiteinrichtungen sowie mindestens vier Kindertagesstätten blieben geschlossen. Hintergrund: In zwei Runden der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst hat die Gewerkschaft bislang erfolglos 4,8 Prozent mehr Lohn gefordert. Von 8 bis 11 Uhr legten nach Auskunft von Verdi 600 bis 700 Mitarbeiter die Arbeit nieder und versammelten sich an drei Standorten in der Stadt: am Technischen Verwaltungsgebäude an der Brinckmannstraße, am Aquazoo und im IHZ-Park hinter dem Gesundheitsamt an der Kölner Straße.

Dort steht auch Erzieherin Miriam Schürmann (35) im Pulk von Demonstranten. Sie arbeitet halbtags in der Kita an der Velberter Straße. „Es wird oft nicht gesehen, was wir eigentlich leisten. Viele glauben, dass ist eben die Tante, die mit den Kindern spielt.“ Hinzu komme in Corona-Zeiten, dass viele Kollegen ihre Gesundheit riskierten, insbesondere wenn sie älter seien oder Vorerkrankungen hätten. Sie selbst stehe als alleinerziehende Mutter eines sechs Jahre alten Sohnes immer unter Druck. Sie müsse ihn nachmittags pünktlich abholen, obwohl sie gerade vielleicht noch ein Elterngespräch führe. Für ihre halbe Stelle blieben ihr unterm Strich 1200 Euro netto. „Die einzige Wertschätzung, die mir wirklich helfen würde, ist eine bessere Bezahlung.“

Auf die hofft auch eine Schulsozialarbeiterin, die laut eigener Aussage bei einer Teilzeitstelle mit 1700 Euro netto auskommen muss. Auch sie steht voll hinter den Forderungen von Verdi. „Wir tragen viel Verantwortung und müssen psychisch hohe Belastungen aushalten.“ Ihr Arbeitsort liege in einem sozialen Brennpunkt. Sie schildert etwa einen Fall, bei dem ein Vater nach der Trennung seine Frau sogar mit dem Tod bedroht habe. „Bis die Wogen geglättet waren, habe ich diese Geschichte oft gedanklich mit nach Hause genommen.“

Schwer sei zudem, dass eigentlich immer noch deutlich mehr getan werden müsste, als es ihre Arbeitszeit hergibt. Sie fordert nicht nur personell, sondern auch technisch eine bessere Ausstattung. So habe sie im Homeoffice mit einem eigenen Computer arbeiten müssen, in ihrem Büro in der Schule seien keine Videokonferenzen möglich, da Kameras oder Mikrofone fehlten.

Einer besonderen Belastung sind in der Pandemie besonders die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgesetzt, wie Personalrat Frank Dähler berichtet. Die Mitarbeiter wurden plötzlich zur Kontaktverfolgung nach Infektionen eingesetzt, auch in Schichten am Wochenende, mussten Abstriche nehmen oder im Lagezentrum Auskünfte geben. „Mit dieser Aufgabe haben sich die Mitarbeiter voll identifiziert. Aber sie stehen jetzt vor der Herausforderung, ihre ursprünglichen Aufgaben auch zu schaffen.“ Die Stadt reagiere zwar, in dem etwa über Zeitarbeitsfirmen zusätzliche Kräfte gesucht würden. Aber die Gesundheitsämter seien schon in den vergangenen Jahren ausgedünnt worden, zudem viele Stellen nicht besetzt.

Doch ist ein Streik das richtige Mittel mitten in einer Pandemie, da er vielen Menschen das Leben noch schwerer macht? Dähler sagt, dass deshalb eben auch viele Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nicht streiken würden. Britta Wortmann von Verdi hält zudem dagegen, dass die Arbeitgeber in zwei Verhandlungsrunden keine Angebote gemacht hätten, weshalb die Gewerkschaft keine andere Wahl habe. Zudem würde genau darauf spekuliert, dass in der Pandemie keine Streiks und Demonstrationen erfolgen würden.

Das Gegenteil ist nun der Fall, am Donnerstag in Düsseldorf auch noch in Gerresheim. Hier gingen am Vormittag laut Verdi 300 Mitarbeiter des LVR-Klinikums sowie der Sana Kliniken Benrath und Gerresheim auf die Straße. Am Neusser Tor trafen sie sich schließlich zu einer Kundgebung. Für das Gesundheitswesen laufen gesonderte Gespräche der Tarifparteien. Verdi fordert unter anderem eine Pflegezulage von 300 Euro, bessere Bezahlung und im Rettungsdienst Arbeitszeiten von maximal 45 Stunden pro Woche.

Und der nächste Streik steht auch schon fest. Am Freitag sind die Beschäftigten von Stadtwerke und Awista an der Reihe.

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