Nahverkehr im Rheinland lahmgelegt So kommen Düsseldorf und Köln durch den Streik-Tag

Mit Warnstreiks hat Verdi in den beiden größten Städten NRWs den öffentlichen Nahverkehr weitgehend lahmgelegt. In Köln und Düsseldorf fahren keine U- und Straßenbahnen. Einige Pendler reagieren überrascht.

Gespenstische Ruhe herrscht in Düsseldorf. An anderen Tagen hetzen um kurz vor sieben Uhr die Menschen am Bilker S-Bahnhof schon zu den Bussen und U-Bahnen. Doch am Mittwochmorgen sind die Haltestellen wie ausgestorben. Niemand steht ratlos vor den großen Anzeigetafeln, auf denen in leuchtenden Lettern "Streik" steht. Anscheinend sind viele Düsseldorfer auf den ganztätigen Rheinbahnstreik gut vorbereitet.

Am Hauptbahnhof gibt es dann aber doch ein paar Reisende, die offensichtlich kalt erwischt wurden. Fieberhaft wird vor den abgesperrten U-Bahnstationen auf dem Smartphone nach Fahrmöglichkeiten gesucht. Eine junge Frau meint ganz überrascht: "Ach so, ich wusste gar nicht, dass die U-Bahn auch zur Rheinbahn gehört".

Streik bei der Rheinbahn in Düsseldorf 2018: Fotos vom 21. März
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Warnstreik bei der Rheinbahn in Düsseldorf

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"So etwas haben wir heute schon öfter gehört", sagt eine Mitarbeiterin der Rheinbahn. Sie steht mit Kollegen seit 5.30 Uhr in der Kälte an den leeren Straßenbahnhaltestellen vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. "Viele - gerade von auswärts - wussten von dem Streik nichts. Wir versuchen jetzt zusammen Lösungen zu finden. Einige Busse in Düsseldorf, wie zum Beispiel der SB 85, fahren trotz Streik." Sie selbst und ihre Kollegen arbeiten sonst in der Fahrgastkontrolle — da gibt es am Mittwoch aber nichts zu tun.

Vor dem Hauptbahnhof stehen genug Taxis bereit, dort nutzen am Morgen die Leute aber nur vereinzelt das Angebot. An der Heinrich-Heine-Allee bilden sich dagegen Warteschlangen am Taxistand. Vom Streik haben auch Carsharing-Angebote profitiert. Nicht betroffen vom Streik sind Regionalbahnen und S-Bahnen, die am Morgen zwar etwas voller sind als gewöhnlich, aber regulär fahren.

Szenenwechsel: Kölner Hauptbahnhof, 6.30 Uhr. Jürgen H. steht mit einem schwarzen Rucksack in der Hand an der Rolltreppe zur U-Bahn und fragt: "Was ist denn hier los?" Nichts ist los, gar nichts. Keine Bahnen, keine Menschen. Der Streik der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) läuft seit dreieinhalb Stunden, die Bahnen der Linien 5, 16 und 18 werden auch hier am Bahnhof am Dienstag nicht fahren. Jürgen H. hat um 8.30 Uhr einen Termin beim Arbeitsamt, ist extra früh losgefahren. "Ich muss nach Ossendorf, vielleicht nehme ich die S-Bahn bis Ehrenfeld", sagt er und geht.

Vor dem Hauptbahnhof stehen die Taxis Stoßstange an Stoßstange. "Ich steh eigentlich um diese Zeit noch nicht hier", sagt ein Fahrer. "Aber viele haben vielleicht doch nicht mitgekriegt, was heut los ist und steigen aufs Taxi um." Sein Kollege sagt: "Und auf den Straßen werden heut viele Sonntagsfahrer unterwegs sein, wird sicher lustig."

Warnstreik 2018 in Köln: Bilder vom Streik vom 21.3. der KVB
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Warnstreik im öffentlichen Dienst in Köln

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Städtische Bäder und Kliniken — überall wird in Köln gestreikt. Eine Ausnahme ist die Kinderklinik an der Amsterdamer Straße. "Das Kinderkrankenhaus wird nicht bestreikt", sagt Sprecherin Sigrid Krebs. "Da haben die Kollegen vom Pflegepersonal eine gewisse Haltung und wollen kein Kind unversorgt lassen."

129 städtische Kitas bleiben aber geschlossen, 19 sind geöffnet und 78 bieten eine Notfallbetreuung an. Auch in Gelsenkirchen oder Oberhausen bleiben zahlreiche Betreuungsstätten dicht. In Köln sind dem Aufruf der Gewerkschaft zum Warnstreik auch die Mitarbeiter des Ordnungsamts gefolgt: Wer am Dienstag in Köln im Halteverbot steht, muss nicht zwingend mit einem Knöllchen rechnen.

So läuft der Verdi-Warnstreik in NRW 2018
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So läuft der Warnstreik in NRW

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Foto: dpa, gfh

Viele Pendler sind wegen des Streiks von Bus und Bahn auf das Auto umgestiegen. Auf den Straßen bilden sich am Morgen lange Staus. Die Zufahrtsstraßen in die Düsseldorfer City sind ab etwa 7 Uhr dicht. Die Gesamtlänge aller Staus in NRW steigt laut einer Übersicht des WDR zeitweise auf mehr als 200 Kilometer, zu einem Verkehrschaos kommt es aber nicht. "Die Arbeitnehmer haben sich gut vorbereitet", sagt eine Sprecherin der Polizei Köln.

Auch wenn Stephanie Peifer selbst am Morgen in ihrem Auto auf dem Weg vom Betriebshof Lierenfeld zur Kundgebung am Düsseldorfer Hauptbahnhof im Stau stand, ist die Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper mit dem Ablauf des Warnstreiks in der Landeshauptstadt zufrieden. "Es ist hervorragend gelaufen. Bis auf ein wenig Ersatzverkehr war die Rheinbahn komplett im Streik und die Betriebshöfe waren dicht. Die Kollegen sind richtig sauer, aber kampfesbereit", sagt Peifer.

Sollten sich die Arbeitgeber von dem Mittwoch unbeeindruckt zeigen, schließt die Geschäftsführerin vor der nächsten Verhandlungsrunde am 15. und 16. April in Potsdam einen weiteren Warnstreik nicht aus: "Streiks sind dafür da, um Druck auszuüben. Sollte er nicht ausreichen, dann kann es noch eine Steigerung geben. Wir sind vorbereitet." Peifer erwartet von den Arbeitgeber ein Angebot, zumindest aber ein Signal des Entgegenkommens: "Langsam muss etwas auf den Tisch - das ist die klare Ansage."

Wie Verdi-Sprecher Günter Isemeyer erläuterte, sind auch am Donnerstag in einzelnen Betrieben Aktionen geplant. So sollen in Hamm keine Busse fahren. Eine weitere große Warnstreikwelle sei in den Osterferien in Nordrhein-Westfalen aber nicht vorgesehen.

Verdi fordert sechs Prozent mehr Geld für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen, mindestens aber 200 Euro zusätzlich pro Monat.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

(hsr/aka)
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