Düsseldorf Straßenbahn statt Festsaal

Düsseldorf · Die Hoppediz-Wache veranstaltet ihre Sitzung an einem untypischen Ort: Gefeiert wird in einer Straßenbahn.

 Alle einsteigen, bitte: Die Hoppediz-Wache bei einem Sitzungs-Stopp in der Stadtmitte.

Alle einsteigen, bitte: Die Hoppediz-Wache bei einem Sitzungs-Stopp in der Stadtmitte.

Foto: HANS-JÜRGEN BAUER

Zum Start der Straßenbahn-Karnevalssitzung der Hoppediz-Wache am Samstag hatte Tom Jost einen Scherz parat: "So pünktlich ist keine Bahn in Düsseldorf. Da müssen erst die Narren kommen."

Programm Die Straßenbahn-Karnevalssitzung startete am Hauptbahnhof. Einzelne Stopps gab es in Benrath und an der Uni. Über Gerresheim ging es zurück zum Bahnhof. An jedem Halt wechselten die Programmpunkte. Los ging es mit dem schwungvollen Auftritt der Rhingschiffer. Während der Lieder hörten sie immer mal wieder auf zu spielen, aber das merkte kaum jemand, da die Jecken textsicher einfach weitersangen. Für weitere musikalische Unterhaltung sorgten die Dixieland-Jazz-Band Powerkraut und Melissa von Pänz in de Bütt sowie die Landpomeranzen.

Beste Gags Gut gelaunt führten Markus Schäfer und Rafaela Kaiser durch das Programm. Der Vorschlag Schäfers, nächstes Mal bis nach Leverkusen zu fahren, damit die Rhingschiffer sich nicht nur warm spielen, sorgte für Lacher. Für Emmanuel Clairambaud dürfte das Düsseldorfer Platt der Gastgeber eine Herausforderung gewesen sein, auch wenn er gut Deutsch spricht. Der Franzose arbeitet erst seit vier Monaten in Düsseldorf. Bisher hat er noch nicht viel von der deutschen Kultur mitbekommen. "Das ist die perfekte Möglichkeit, um zu verstehen, wie das hier läuft", fand der Franzose. "Die Kostüme hier sind herrlich. Das deutsche Karnevalsformat ist viel größer als das Französische."

Besondere Herausforderungen Die Mitglieder der Hoppediz-Wache haben aus den Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre gelernt und verzichteten dieses Jahr auf einen zweiten Waggon. "Die Übertragung der Live-Acts in den hinteren Wagen hat nicht so gut funktioniert", sagte Ursula Bechtle, zweite Schatzmeisterin des Vereins. "Daher ist er nicht mehr dabei." Aus diesem Grund gab es in diesem Jahr auch nur 60 Fahrgäste. Diese legten sich aber richtig ins Zeug. Über den Gang hinweg fassten sie sich an den Händen, um zusammen zu schunkeln und bereiteten dem Köbes damit Schwierigkeiten durchzukommen. Da es fast nur Sitzplätze gab, bereitete das Ruckeln der alten Bahn oder plötzliches Bremsen keine Probleme. Wer allerdings mal auf die Toilette musste, der musste bis zu den Zwischenstationen warten. Und auch dort ging erst mal die Suche nach dem stillen Örtchen los.

Versorgung Der Köbes zeigte all sein Können. Er balancierte sein Tablett mit Alt den wackelnden Waggon rauf und runter. Kochen kann man in der Bahn natürlich nicht, daher gab es Fingerfood wie Frikadellen mit Düsseldorfer Senf. "So wie es sich gehört", kommentierte der Köbes. Das war eine Überraschung für Renate Konkel und ihre Freundinnen. "Letztes Jahr gab es nichts zu essen", empörte sich Konkel mit einem Grinsen. "Da haben wir uns heute was mitgebracht", sagte sie und zeigt auf Brezeln, Brötchen und Käse. Aber ein Grund, auf die Straßenbahnfahrt zu verzichten, war das fehlende Essen vergangenes Jahr nicht. "Es ist so schön hier, wie wir alle zusammen sitzen und die Musik ist ganz nah."

Fazit Fetzige Musik, klasse Stimmung und Gruppenkuscheln - die Straßenbahn-Sitzung der Hoppediz-Wache ist eine tolle Alternative zu den üblichen Karnevals-Veranstaltungen. Wer allerdings einen großen Bewegungsdrang hat oder die Freiheit braucht, Luft zu schnappen oder zu rauchen, wann er will, ist bei der Straßenbahn-Sitzung weniger gut aufgehoben.

(RP)
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