Verbrechen per Funk Störsender als Tatwerkzeug

Düsseldorf · Ein 60-jähriger Berufsverbrecher soll vorige Woche per Funk versucht haben, Kö-Besucher daran zu hindern, ihre Limousinen abzuschließen. Polizisten erkannten den Mann: Er soll mit dieser Masche einen Schmuckhändler um Juwelen im Wert von einer Million Euro gebracht haben.

Die Anklage, die im Juni vor dem Amtsgericht verlesen wird, klingt unspektakulär: Wegen schweren Diebstahls soll sich Zoran M. verantworten. Bislang war nicht einmal sicher, ob es dazu überhaupt kommt. Denn die Verteidiger des mehrfach Vorbestraften hatten seine Prozessfähigkeit bezweifelt — schließlich war Zoran M., seit er Anfang 2006 gegen Auflagen auf freien Fuß kam, regelmäßig Psychiatrie-Patient.

Jetzt aber hat die Polizei den "Patienten" erwischt, wie er auf der Kö ein Auto ausräumen wollte, das ihm nicht gehörte. Offenbar ist er fit genug, um mit demselben raffinierten Trick wieder auf Beutezug zu gehen, mit dem er im Herbst 2005 einen Schmuckhändler um seine Existenz gebracht hatte.

Der Mann hatte damals bloß kurz auf der Kö gehalten, war drei Minuten bei einem Kundengespräch. Als er danach sein Jackett in den Kofferraum seines Mercedes legen wollte, sah er, dass drei Juwelen-Koffer (Wert: eine Million Euro) verschwunden waren.

"Als selbstständiger Händler war er dagegen nicht ausreichend versichert — es hat seine Existenz zerstört", sagte gestern Jürgen Franke, Chef der Fahnder, die Autoaufbrecher in Düsseldorf jagen. Franke selbst hat dem Händler nicht einmal sofort geglaubt, dass der Wagen abgeschlossen war. In Düsseldorf war bis dahin unbekannt, dass ein umgebautes Walkie-Talkie die Funkverbindung von Schlüssel zu Auto unbemerkt blockieren kann.

Erst die Recherche in anderen Polizeibehörden ergab: Das geht. Solche Störsender werden vor allem aus Ex-Jugoslawien geliefert. Und sie funktionieren gut. In Krefeld etwa, wurde der Schweriner Erwin Sch. am Golfplatz kurzfristig um 120 000 Euro reicher. Er hatte einen solchen Sender am Griff seines Golfwagens montiert, mit dem er im Sommer 2005 über den Parkplatz schlenderte — und dann bloß darauf achten musste, wann Golfer lässig ihre Limousinen per Fernbedienung abschließen wollten. Sch. wurde gefasst, verhört und kam frei.

Und auch in Düsseldorf häuften sich Anzeigen wegen Diebstählen aus verschlossenen Autos. Ein Funkortungswagen brachte die Polizei schließlich zu Zoran M. Der hatte auch schon mal eine teure Bonner Boutique mit Hilfe eines Störsenders um einige wertvolle Bekleidungsstücke erleichtert. Den Schmuck des Pforzheimers, vermutete die Polizei damals, hatte er mit Komplizin Elena S. (heute 40) in der Praxis von Kö-Zahnarzt Michail M. deponiert. Auch der wurde verhaftet. Wie seine Frau Elena und Zoran M. kam er später auf freien Fuß, tauchte unter — und wurde, vermutet die Kripo, in der Moskauer Unterwelt ermordet.

Vom Schmuck des Pforzheimers tauchte bloß ein einziges Stück wieder auf: ein Saphir-Armband. Zoran M. hatte es einer Freundin geschenkt. Sie brachte es zur Polizei. "Für uns war der Fall damit geklärt, auch wenn der Rest der Beute verschwunden blieb", so Franke.

Zoran M. erfüllte alle seine Meldeauflagen. Obwohl die Störsender bei ihm gefunden worden waren, beteuerte er seine Unschuld. Der "typische Kö-Szene-Gänger" hatte sich zurückgezogen, so Franke. Bis vorvergangenen Donnerstag. Da sah ein Polizist in Zivil zufällig Zoran M. auf der Kö — in der Nähe eines Autos, dessen Besitzer offenbar ein Problem mit dem Abschließen hatte. Woran das lag, erklärten ihm später die Polizisten. Denn als Zoran M. festgenommen wurde, hatte er wieder ähnliche Störsender wie damals dabei. Als sein mutmaßlicher Komplize wurde übrigens Erwin Sch., der Golfplatz-Dieb aus Krefeld, festgenommen. Der Mann, den sie als nächstes Opfer anvisiert hatten, hat beide angezeigt.

Sie sind auf freiem Fuß.

(RP)
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