Kolumne zur Stichwahl in Düsseldorf Die Bürgermeister-Tombola

Düsseldorf · 1984 wählte noch der Stadtrat einen ehrenamtlichen Oberbürgermeister in Düsseldorf. Damals gab es ein Patt und das Los entschied. So etwas kann heute wieder passieren – wenn das Wahlvolk unentschieden ist.

 Stzephan Keller (l.) oder Thomas Geisel: Einer von beiden gewinnt am Sonntag auf jeden Fall.

Stzephan Keller (l.) oder Thomas Geisel: Einer von beiden gewinnt am Sonntag auf jeden Fall.

Foto: Andreas Bretz

Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering, aber sie existiert. Nämlich, dass die Stichwahl zum Oberbürgermeister am Sonntag unentschieden ausgeht. 477.000 Düsseldorfer sind wahlberechtigt. Geben sie Thomas Geisel und Stephan Keller exakt dieselbe Anzahl an Stimmen, wird nicht noch einmal gewählt – es wird gelost.

So sieht es die Kommunalwahlordnung des Landes NRW vor. Der Düsseldorfer Wahlleiter Christian Zaum, auch bekannt als Dezernent für Recht und Ordnung, würde dann zur Glücksfee und der Zufall über das künftige Stadtoberhaupt entscheiden. Ob per Zettelziehung oder Münzwurf – jede Entscheidung nach dem Zufallsprinzip wäre möglich.

So absurd das auch klingt, so fair ist es auch. 1984 gab es im Stadtrat ein Patt und Klaus Bungert wurde per Los Oberbürgermeister, Josef Kürten hatte das Nachsehen. Jetzt geht es gleich ums Volk und wenn es sich nicht entscheiden kann, tut’s eben eine Lostrommel.

Tatsächlich kommt es immer mal wieder vor, dass das Glück über die Politik bestimmt. Das wohl spektakulärste Losverfahren spielte sich 2010 in der unterfränkischen Gemeinde Bergtheim ab. In der Stichwahl um das Bürgermeisteramt hatte Karl Gremling (Freie Christliche Wählergemeinschaft) 899 Stimmen erhalten, sein Kontrahent Konrad Schlier (CSU) nur eine Stimme weniger. Erst beim Nachzählen stellte sich heraus, dass ein Wahlzettel ungültig war und Stimmengleichheit herrschte. Also musste das Los entscheiden und es machte den zunächst unterlegenen CSU-Kandidaten Schlier zum Bürgermeister.

Das Beispiel aus Bayern zeigt auch, dass der Zufall nicht immer die schlechteste Wahl sein muss. Zumindest, wenn man den Wählern in Bergtheim Glauben schenken darf. Denn Konrad Schlier wurde 2014 und 2020 in seinem Amt bestätigt – zuletzt mit mehr als 77 Prozent der Stimmen.

Ob per Bürgerentscheid oder Zufall, in jedem Fall wird am Sonntag eine Entscheidung über das Oberbürgermeisteramt in Düsseldorf fallen. Ausnahme wäre, einer der beiden Stichwahl-Kandidaten stirbt oder verliert sein passives Wahlrecht. Dann müsste die gesamte Wahl wiederholt werden. Da setzen wir doch lieber aufs Glück.

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