Kinder in Düsseldorf Schnitzeljagd mit der Zwergenstube

Seit ihr Kinderzentrum in Gerresheim wegen der Corona-Krise geschlossen ist, entwickelt Stephanie Boschanski Ideen, wie die vielen oft gelangweilten Kinder beschäftigt werden können – und das alles ganz umsonst.

 Stephanie Boschanski hat für die Kinder in Gerresheim und darüber hinaus ausgefeilte Schnitzeljagden entwickelt.

Stephanie Boschanski hat für die Kinder in Gerresheim und darüber hinaus ausgefeilte Schnitzeljagden entwickelt.

Foto: Marc Ingel

Vor kurzem hat die Zwergenstube fünfjähriges Bestehen gefeiert. Stephanie Boschanski hat sich mit ihrem Kreativzentrum für Kinder einen beachtlichen Kundenstamm erarbeitet. Zwar musste sie die Räumlichkeiten an der Heye­straße verlassen, mit den beliebten Bewegungs- und Turnkursen ging sie aber ohnehin zumeist in Sporthallen. „Jetzt, im Nachhinein, war es natürlich besser so, dass ich mit meinem Vermieter keine Einigkeit mehr erzielen konnte. Die Pacht hätte ich gar nicht aufbringen können“, sagt sie. Denn „jetzt“ ist Corona, auch wenn ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist. Arbeiten darf Boschanski aber seit zwei Monaten nicht mehr, ihren Stab an freien Mitarbeitern konnte sie dementsprechend auch nicht länger beschäftigen.

„Das alles belastet einen natürlich auch privat“, erzählt die Mutter von zwei Söhnen. „Anfangs war ich wie gelähmt, meine Kreativität wurde komplett ausgebremst.“ Was blieb ihr anderes übrig, als mit ihren Kindern viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. „Da ist dann der Knoten geplatzt“, sagt sie. „Wenn ich doch sowieso viel draußen unterwegs bin, kann ich doch auch etwas entwickeln, was außerhalb der eigenen vier Wände unternommen werden kann, was spannend ist, Spaß macht, aber trotzdem kontaklos geschieht.“ Stephanie Boschanski entwickelte Themen-Schnitzeljagden. Keine 08/15-Routen, sondern ausgeklügelte Touren, bei denen an jeder sechs oder sieben Stationen ein Goodie, eine Bastelei oder auch eine Süßigkeit wartet, die Boschanski zuvor in wetterfesten Tüten verpackt ausgelegt hat. Und am Ende ist immer ein Schatz versteckt. „Bei der Piratentour waren das zum Beispiel angemalte Steine in einer Kiste, die wie Juwelen und Smaragde aussahen“, berichtet die 40-Jährige.

18 Familien waren es bei der ersten Schnitzeljagd, die teilnehmen wollten, doch die Idee machte in Gerresheim und darüber hinaus schnell die Runde. Inzwischen sind es mehr als 100 Abenteurer, die von Stephanie Boschanski per Mail die Routen zugesendet bekommen. Nach dem Osterspecial folgten die Raupe Nimersatt, die Piratentour und ein Pink-Special, in Vorbereitung sind Löwe und Maus sowie der Drache Kokosnuss. Natürlich muss die Leiterin der Zwergenstube die Terminfenster der teilnehmenden Familien entzerren und die Stationen auch immer wieder neu befüllen, dafür ist sie oft stundenlang unterwegs. Geld nimmt sie dafür hingegen nicht. „Ich habe seit dem Shutdown viel Solidarität erfahren und wollte auch einfach etwas zurückgeben. Außerdem hatte ich ja ohnehin das ganze Material, kistenweise davon. Geld kann ich schon deswegen nicht nehmen, weil ich ja nie weiß, ob alles klappt, ob nicht jemand die ausgelegten Spuren beseitigt oder die kleinen Geschenke für die Kinder geklaut hat – was leider schon vorgekommen ist“, erzählt Boschanski. Außerdem sei das ja auch nur eine Übergangsbeschäftigung, denn Boschanski hofft, bald wieder richtig mit Kindern arbeiten zu können, auch wenn ihr dann erst mal eine richtige Anlaufstelle für die Zwergenstube fehlt. Aber die fast 200 Kinder, die ihr bislang die Treue gehalten haben, sind für einen Neuanfang ja schon mal eine gute Basis.

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