Stadt will 2000 weitere Plätze schaffen Stellplatznot bei Fahrrädern
Düsseldorf · In der wärmeren Jahreszeit steigen immer mehr Bürger aufs Rad. Doch wer es diebstahlsicher anketten möchte, hat es in der Innenstadt schwer: Die meisten Ständer sind belegt. Die Stadt wird deshalb 2000 weitere Plätze schaffen.
Jeden Morgen das selbe Spiel: Mit steigenden Temperaturen beginnt vor dem Schuhladen an der Blumenstraße die Jagd nach einem Platz, an dem das Fahrrad relativ diebstahlsicher angekettet werden kann. Es gibt zwei Fahrradständer und drei Verkehrsschilder. Doch alle sind regelmäßig ab 10 Uhr belegt. Gleich um die Ecke, neben dem Haupteingang der Schadow Arkaden hat die Stadt sieben Ständer aufgestellt — doch auch die sind bei schönem Wetter überbelegt. Die Stellplatznot treibt skurrile Blüten: Das Geländer am Kö-Graben zum Beispiel ist bei Sonnenschein vor lauter Rädern nicht zu sehen. Und mancher Radfahrer umarmt auch mal einen Baum, um das Fahrradschloss um den Stamm zu legen.
Genug Platz?
Im Rathaus hat man diesen Parkplatzmangel erkannt. "Wir werden in diesem und nächstem Jahr insgesamt 2000 zusätzliche Fahrradständer aufstellen", sagt Andrea Blome, Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement. Derzeit gibt es stadtweit 5000, seit 1999 wurden jedes Jahr 200 bis 300 neue aufgestellt. 2009 sind zum Beispiel am Oberbilker Markt 18 neue Stellplätze geplant, an der Moorenstraße, Haltestelle Universität, 13 und am Bahnhof Benrath 30. Zu den Kriterien für neue Standorte zählt laut Blome neben dem Bedarf auch die Frage, ob ausreichend Platz ist: Ist auf dem Bürgersteig noch ausreichend Raum oder muss ein Parkplatz dafür weichen?
Ginge es nach Rüdiger Heumann, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Düsseldorf, wären etliche Auto-Stellplätze verzichtbar: "Dann gäbe es kein Problem für Fahrradfahrer", sagt Heumann. Das sei eben eine politische Entscheidung. Besonderen Druck sieht er außer in der Innenstadt auch in den Seitenstraßen des Hafenviertels und am Hauptbahnhof, wo jedoch die neue Fahrradstation am Bertha-von-Suttner-Platz die Situation bald entspannen soll. Aber auch an den Düsseldorfer Arcaden in Bilk sieht er dringenden Bedarf. "Bei jedem Neubau muss man Stellplätze für Autos nachweisen, warum gilt das nicht für Fahrräder auch?" Der Radler-Lobbyist favorisiert nicht Fahrradständer unter freiem Himmel, sondern verschließbare Boxen. "Die sind diebstahlsicher und wetterfest."
In der Stadt durchgesetzt haben sich bisher die hohen Bügel, bei denen der Fahrrad-Rahmen angekettet wird. "Nur das Vorderrad anzuketten, ist den Bürgern inzwischen zu unsicher", sagt Blome. Denn Fahrraddiebe sind in Düsseldorf viele unterwegs. Der Stellplatzmangel kann mehrere Gründe haben: Zum einen hat sich die Zahl der Radfahrer deutlich erhöht, zum zweiten sind die Mieträder hinzugekommen, stadtweit bald 400, die rege genutzt und oft von den Nutzern an Fahrradbügeln abgestellt werden.
Wer sein Zweirad an einen Laternenmast, Baum oder ein Verkehrsschild bindet, muss nicht mit einem Bußgeld vom Ordnungsamt rechnen. "Meines Wissens ist etwas Derartiges nicht im Bußgeldkatalog enthalten", sagt Michael Zimmermann, der kommissarische Leiter der Behörde. Falls mal ein Rad Fußgängern im Weg stehen sollte, "würden wir kurz selbst Hand anlegen und es drehen", so Zimmermann. Sollte es sich allerdings um Schrotträder oder Scharfkantiges handeln, würden sie von den Ordnungskräften eingesammelt und — je nach Zustand — verschrottet oder zum Fundbüro gebracht.