Talentsuche in Düsseldorf In drei Minuten zum Traumjob

Düsseldorf · Die Veranstaltung „Stell-mich-ein“ will Talente und Arbeitgeber durch sogenannte Speedmeetings zusammenbringen.

 Jan-Linus Kever (mitte) im Express-Vorstellungsgespräch mit David Hoberg und Sarah Kuna von der Kommunikationsagentur „earnesto“.

Jan-Linus Kever (mitte) im Express-Vorstellungsgespräch mit David Hoberg und Sarah Kuna von der Kommunikationsagentur „earnesto“.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Drei Minuten hat Jan-Linus Kever Zeit, um sich vorzustellen. Ein eng bemessenes Zeitfenster für den 21-jährigen Mann aus Herzogenrath. Denn kaum hat der Marketingstudent David Hoberg und Sarah Kuna von der Kommunikationsagentur „earnesto“ ein wenig von sich erzählt, ertönt eine rote Glocke. Dann geht es schon weiter zum nächsten Express-Vorstellungsgespräch. „Das ist schon eine Herausforderung“, sagt der Student.

Mit der Veranstaltung „Stell-mich-ein“ der Berliner „School for Communication and Management“ sollen Kommunikationsagenturen und Talente auf einem unkonventionellen Weg zusammengebracht werden. Zweimal im Jahr organisieren die Initiatoren das Bewerbungs-Speedmeeting in Düsseldorf. Dabei lernen 30 potenzielle Mitarbeiter in jeweils 40 Minuten zehn Agenturen kennen. Da bleibt nur wenig Zeit, um Stärken und Schwächen abzuklopfen. Aber das ist auch gar nicht das Ziel. „Für die Agenturen geht es darum herauszufinden, ob die Chemie stimmt und ein Bewerber ins Team passt“, erzählt Organisator Steven Hille. Aber die Veranstaltung habe auch für die Kandidaten Vorteile. „Oft werden Bewerber nach einem Blick auf den Lebenslauf aussortiert, ohne sich persönlich vorstellen zu können. Hier ist es anders“, erläutert Hille. Denn die teilnehmenden Unternehmen bekommen erst kurz vor Veranstaltungsbeginn Informationen zu den Kandidaten, um möglichst unvoreingenommen in die Gespräche zu gehen.

Die Vorauswahl der Bewerber übernehmen die Veranstalter. Aus rund 140 Bewerbern werden die 30 besten ausgewählt. Die Selektion erfolgt auf Basis einer Online-Bewerbung, bei der berufliche Referenzen, aber auch Angaben zu persönlichen Zielen und Kostproben ihres Könnens, zum Beispiel kleinen Textarbeiten. Zudem müssen sich die Teilnehmer noch in eine von vier Kategorien einteilen: Beratung, Social Media, Design oder Text. Das Bewerberfeld ist zwar im Durchschnitt jung, in puncto Erfahrung dagegen sehr durchmischt. Manche haben bereits einen Job und wollen sich umorientieren, einige halten Ausschau nach ersten Berufserfahrungen durch ein Praktikum. Viele suchen jedoch einen Einstieg ins Berufsleben nach Abschluss ihres Studiums.

So auch Ann-Cathrin Sieren und Carolin Jupke, die am Speedmeeting Anfang Februar teilnahmen. Beide arbeiten im Moment an ihren Abschlussarbeiten und wollten bei der Veranstaltung herausfinden, wohin die berufliche Reise gehen könnte. Um bei der Menge an Konkurrenten in Erinnerung zu bleiben, hatten die beiden kleine Flyer mit Infos zu sich und ihren Erfahrungen entworfen, die sie den Agenturen nach Ende des Gesprächs überreichten. Von dem Konzept des Speedmeetings waren beide begeistert. Nicht nur wegen des direkten Kontakts zu den Agenturen. „Es ist viel persönlicher als eine Stellenanzeige“, erzählt Carolin Jupke. Einzig die Zeit zum Vorstellen hätte ein wenig länger sein können. „Fünf Minuten wären besser gewesen“, berichtet Ann-Cathrin Sieren. Häufig sei nicht genügend Zeit für Nachfragen gewesen. Doch dafür gibt es im Anschluss an die Veranstaltung noch ein lockeres Zusammenkommen, bei dem sich die Agenturen und Kandidaten weiter austauschen können.

Auch vonseiten der Unternehmen war das Fazit positiv. „Das Niveau der Teilnehmer war sehr hoch“, resümierte Michael Jansen, Inhaber der Agentur K12, wo die Veranstaltung stattfand. Aktuell sei es in der Kommunikationsbranche schwer, gute Leute zu finden. In diesem Punkt bietet das Speedmeeting gleich zwei Vorteile: einerseits eine Vorauswahl geeigneter Bewerber, andererseits die Möglichkeit, mit geringem Zeitaufwand viele Job-Kandidaten kennenzulernen. Auch Sarah Kuna von „earnesto“ zeigte sich zufrieden. „Durch die Gespräche haben wir viele Dinge erfahren, die wir anhand des Lebenslaufs nicht erkannt hätten“, berichtet sie.

Arbeitsverträge werden vor Ort jedoch nicht unterschrieben. Stattdessen vereinbaren Kandidaten und Agenturen bei gegenseitigem Interesse noch einmal ein offizielles Vorstellungsgespräch im Anschluss an die Veranstaltung. Dank des Speedmeetings dürfte dann bereits das Eis zwischen Bewerber und Unternehmen gebrochen sein.

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