Verkehrsleitsystem rund um Düsseldorf Staualarm: Pfeile geben Rätsel auf

Düsseldorf · Das Verkehrsleitsystem rund um Düsseldorf stößt bei vielen Autofahrern auf Unverständnis. Seit zwei Monaten werden die Verkehrsströme von dynamischen Anzeigetafeln und statischen Pfeilen am Stau vorbeigelenkt. Vorausgesetzt, man hat das Prinzip begriffen.

 Auch auf der A57 tauchen sie auf: die gelben Pfeil des neuen Verkehrsleitsystems.

Auch auf der A57 tauchen sie auf: die gelben Pfeil des neuen Verkehrsleitsystems.

Foto: rpo/Oliver Stein

Früher war er orange, heute ist er gelb. Früher hatte er ein eigenes Schild am Straßenrand, heute sitzt er oben auf den blauen Autobahn-Hinweisschildern: der Pfeil. Gleich geblieben ist die Idee, mit diesem Pfeil den Autofahrern die Möglichkeit zu geben, einem Stau auszuweichen. Das Problem: Noch hat sich bei vielen Autofahrern rund um Düsseldorf, wo das neue Verkehrsleitsystem seit 27. Februar installiert ist, die Funktionsweise nicht herumgesprochen. Selbst NRW-Verkehrsminister Wittke hatte auf einer Tagung in dieser Woche Probleme, das Prinzip der Pfeile detailliert zu erklären. Ist das neue Konzept damit eine millionenteure Fehlinvestition?

"Jedes neue System braucht eine Eingewöhnungsphase", sagt Andreas Budde, Leiter des Düsseldorfer Projekts "Dmotion". "Bei solchen Netzverbindungen muss man schon mal ein Jahr kalkulieren." Budde entwickelte als Teil eines Forschungsprojektes des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie unter anderem intelligente Hinweistafeln, über die sich der Verkehr steuern lässt. Eine wichtige Komponente dabei sind die gelben Pfeile. Denn das neue System basiert auf einem Zusammenspiel von dynamischen und statischen Informationen. Dynamisch heißt, dass die Tafeln auf die aktuelle Verkehrslage reagieren und eine Empfehlung anzeigen, wie ein Stau zu umfahren ist. Nur dann leuchtet ein gelber Pfeil auf, um diese alternative Strecke anzuzeigen. Für den weiteren Verlauf dieser alternativen Route gelten dann — und nur dann — die statischen Pfeile.

Gewöhnungsbedürftiges System

"Das System basiert auf festgelegten Ausweichrouten", erklärt Wolfgang Mainka, Telematik-Experte beim Landesbetrieb Straßen NRW. "Ist die Hauptroute gestört, springt die Anlage auf eine von Stadt und Land abgestimmte Alternativstrecke um. Die Tafel zeigt auf der linken Seite die Störung und auf der rechten die empfohlene Umleitung." Aber auch Mainka gibt zu, dass das System gewöhnungsbedürftig ist. Vor allem an den Knotenpunkten stiften gelbe Pfeile, die sowohl geradeaus als auch nach rechts weisen, Verwirrung. Wichtig sei, dass man sich an der dWiSta-Tafel (dynamischer Wegweiser mit integrierter Stauinformation) sein Fernziel merke. Danach werde man entsprechend weitergelenkt.

"Sicher wäre es besser gewesen, an allen Entscheidungspunkten elektronische Tafeln aufzustellen. Das aber hätte die Investitionskosten, die ohnehin schon bei rund acht Millionen Euro liegen, um das Drei- bis Vierfache erhöht", so Mainka. Die wichtigen Eckpunkte des Steuerungssystem heißen also: Nur über die Anzeige auf den Tafeln erhalten die gelben Pfeile eine Bedeutung. Bleiben die Tafeln schwarz, gelten die normalen blauen Hinweisschilder. "Die gelben Pfeile sind nur eine Ergänzung", sagt Frank Offermann vom Düsseldorfer Ingenieurbüro PTV, dass die Routenstrategie mit erarbeitet hat. Bei Erhebungen darüber, ob die Alternativrouten auch Sinn machen, erzielte man bisher positive Ergebnisse. "Wir haben deutliche Reisezeitgewinne gegenüber der verstopften Hauptstrecke ermittelt", betont Offermann.

Nur die Frage, ob das neue Verkehrssteuerungssystem auch von der Mehrzahl der Autofahrer verstanden und genutzt wird, bleibt aus Expertensicht noch eine Weile unbeantwortet. Gerade wertet Offermann einen Feldversuch aus, die Ergebnisse stehen aber frühestens in einem Monat fest. Für die rund 400 000 Berufspendler, die täglich nach Düsseldorf fahren, ist es nach Mainkas Ansicht vorteilhaft, sich mit dem Konzept vertraut zu machen. Geplant ist, alle 38 bereits installierten Tafeln im Ruhrgebiet, im Großraum Köln und um Düsseldorf miteinander zu kombinieren. Das Ziel ist eine durchgängige Routenempfehlung von der Autobahn bis in die Stadt. Sogar auf Handys und Navigationsgeräte sollen die Verkehrs-Informationen eines Tages überspielbar sein. Der gelbe Pfeil weist also auch in die Zukunft.

(RP)
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