Schule in Düsseldorf Schüler bekommen Tipps zur Unternehmensgründung
Düsseldorf · Das neue Fach „Wirtschaft Politik“ wird jetzt an Gymnasien in NRW unterrichtet. Organisationen wie „Startup Teens“ kritisieren jedoch, dass noch immer zu wenig für die Unterstützung junger Unternehmensgründer getan wird.
Mit Beginn des neuen Schuljahres steht auch ein neues Fach auf den Curricula der über 600 Gymnasien in NRW. Das Fach „Wirtschaft Politik“ soll Schülern ab der Mittelstufe ökonomische Grundlagen vermitteln – so hat es die schwarz-gelbe Landesregierung um Kultusministerin Yvonne Gebauer (FDP) per Gesetz im Mai beschlossen. Während Wirtschafts- und Bankenverbände den Entschluss begrüßten, hagelte es Kritik vonseiten der rot-grünen Opposition und Pädagogen der „Gewerkschaft Erziehung und Bildung“ (GEW). Die einen forderten stattdessen mehr politische Bildung, die anderen kritisieren den Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Bisher bieten die Hochschulen in NRW nämlich noch kein Lehramtsstudium für das Fach an.
„Für viele Lehrer ist die Thematik noch sehr fremd“, sagt Jolina Huke. Die 15-Jährige war aus Gütersloh nach Düsseldorf zu einer Veranstaltung von „Startup Teens“ gekommen. Die Non-Profit-Initiative möchte Jugendliche zur Gründung ihres eigenen Unternehmens ermutigen und unterstützt sie dabei. Dazu lud der Verein über 80 Schüler und Studenten aus ganz NRW zu einer Gesprächsrunde in die Düsseldorfer Räumlichkeiten der Online-Jobplattform „StepStone“ ein. Mit dabei waren auch bereits erfolgreiche, junge Gründer wie der Düsseldorfer Schüler Nils Reichardt und Rubin Lind, bekannt aus der TV-Serie „Höhle des Löwen“.
Jolina möchte mit ihrer Idee „PipeIt“ das Vermitteln von Hobby-Schiedsrichtern an Amateur-Fußballvereine vereinfachen und hatte zahlreiche Fragen zur Unternehmensgründung. In der Schule hätte sie die Antworten bisher nicht bekommen, sagt sie. „Der Unterricht dort ist nicht mehr zeitgemäß. An den letzten Projekttagen hätten wir solche Themen super besprechen können. Stattdessen haben wir Filmanalysen gemacht.“
So müssen sich viele junge Gründer die Kenntnisse zur Unternehmensgründung noch selbst aneignen „Startup Teens“ bietet für solche Fälle Mentoren und Youtube-Videos an – statt in der Schule, lernen die Jugendlichen Ökonomie dann in ihrer Freizeit. Keine unerhebliche Belastung neben der Schulzeit, weiß Nils Reichardt. Dafür ist sein Hausaufgabenplaner „ShareZone“ ein Erfolg, schon 20.000 Menschen nutzen die App aktiv. Mit seinem Unternehmensplan gewann der Düsseldorfer vergangenes Jahr auch die 10.000 Euro der „StartUpTeens-Challenge“.
„Nach einem sehr anstrengenden Jahr ist es ein erleichterndes Gefühl, dass es sich gelohnt hat“, sagt Reichardt. Auf Hobbys wie Leistungssport hat er größtenteils verzichtet, um sich ganz auf seine Idee und das Lernen der Programmier-Codes zu fokussieren. „Dafür sind die Möglichkeiten heute durch die Digitalisierung und Social Media ideal“, sagt er. „Früher hieß es, Wissen sei Macht. Heute bedeutet eher angewandtes Wissen Macht.“ Auf ein Studium nach dem Abi verzichtet er vorerst. „Lieber will ich mit der App erst noch mal Vollgas geben.“
Auch Julian Dienst und Khalid Karroumi holten sich Tipps vom erfolgreichen Jung-Unternehmer. Das IT-Startup Karoumis ist schon seit einem Jahr am Start. Dagegen hofft der Düsseldorfer Student Dienst, das Produkt „fruitli“ – ein biologisches Getränkepulver ohne Zuckerzusatz – Ende des Jahres auf den Markt bringen zu können. Angst vor dem Scheitern haben beide nicht. Schließlich mache sich eine so frühe Unternehmensgründung gut im Lebenslauf. Und: „In den paar Monaten seit der Gründung habe ich mehr über Wirtschaft gelernt, als bisher in meinem ganzen BWL-Studium“, sagt Dienst.