Handel in Düsseldorf Start-up haucht leeren Geschäften Leben ein

Düsseldorf · Brickspaces vermittelt Zwischennutzer für leerstehende Läden – und plant gerade an der Schadowstraße ein ganz eigenes Konzept. Der temporäre „blaenk“-Store soll verschiedene Marken unter einem Dach vereinen.

 Matti Levesque (v.l.), Martin Bressem und Moritz Nikula von Brickspaces im leeren früheren H&M an der Schadowstraße

Matti Levesque (v.l.), Martin Bressem und Moritz Nikula von Brickspaces im leeren früheren H&M an der Schadowstraße

Foto: Anne Orthen (ort)

Sie wollen nicht weniger, als den Handel zu revolutionieren – aber warum auch nicht? Viele stationäre Händler klagen über die stetig wachsende Online-Konkurrenz, und an diesem Punkt setzen die Macher des Düsseldorfer Start-ups Brickspaces an: „Wir haben uns gefragt, warum Menschen vor Ort einkaufen, wenn man im Grunde alles bequem vom Sofa aus bestellen kann“, sagt Mit-Geschäftsführer Martin Bressem. Seine Antwort: „Wir wollen mehr Erlebnisse in die Einkaufsstraßen bringen, damit der Einkauf einen neuen Nutzen bekommt.“ Es gehe nicht nur darum, Besorgungen zu machen – es gehe um Unterhaltung, um Erleben und Entdecken.

Das erste Geschäftsfeld des 2014 gegründeten Unternehmens ist die Vermittlung leerstehender Handelsflächen an Kurzzeitnutzer für temporäre Geschäfte („Pop-up-Stores“) – und zwar in einem weitgehend automatisierten Prozess. Brickspaces hat rund 2000 solcher Flächen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Niederlanden im Verzeichnis, Showrooms und Ladenlokale, Galerien und Gastronomien. Sie können an Marken vermittelt werden, die sich für einige Wochen oder Monate in einer besondere Lage ansiedeln möchten. Das Prinzip der Verknappung gehört hier zum Marketing-Konzept: Wenn der Laden nur für eine Weile da ist, macht ihn das interessant –und bezahlbar für junge Labels, die sich nicht dauerhaft eine A-Lage leisten könnten.

In einer Top-Lage an der Schadowstraße will Brickspaces jetzt aber mit einem eigenen Projekt zeigen, was aus seiner Sicht alles möglich ist. Als Ort haben die Macher sich den geschlossenen H&M an der Schadowstraße (Ecke Joachim-Erwin-Platz; gegenüber von P&C) ausgesucht, den sie von der Alten Leipziger gemietet haben. Hier eröffnen sie voraussichtlich im Juli das temporäre Geschäft „blaenk“ – ein Mix innovativer junger Marken und trendiger Produkte soll dort bis Ende 2020 geboten werden, dazu Veranstaltungen bis hin zum Morgen-Yoga im Ladenlokal. Das genaue Start-Datum hängt noch von der Frage ab, wann alle Genehmigungen (z.B. im Bereich Brandschutz) vorliegen.

„Es geht uns darum, die Kunden zu inspirieren und ihnen neue Dinge zu zeigen“, sagt Bressem über das Konzept. Die Marken, die sich hier als Untermieter präsentieren, wollten natürlich etwas verkaufen: „Aber es geht ihnen auch darum, sichtbar zu sein und verstanden zu werden“, sagt Bressem: „Wir sind so etwas wie ein begehbares Werbeplakat.“ Entsprechend wichtig ist ihm das Ambiente mit ansprechender Sound-Untermalung und gutem Licht.

Bei der Planung arbeitet das Unternehmen datengestützt, digitalisierte Prozesse helfen bei allen Schritten. Durch genaue Analysen sollen außerdem auch die teilnehmenden Marken Einblicke in den Erfolg ihres Standes bekommen: Wie viele Passanten sind an dem Store vorbeigelaufen, wie viele haben ihn betreten?

 So soll der „blaenk“-Store an der Schadowstraße aussehen, wenn er in einigen Wochen eröffnet.

So soll der „blaenk“-Store an der Schadowstraße aussehen, wenn er in einigen Wochen eröffnet.

Foto: Brickspaces

Zu den Mietern des rund 2000 Quadratmeter großen „blaenk“-Stores werden beispielsweise die Düsseldorfer Gewürzmanufaktur Just Spices, der Accessoire-Hersteller Kerbholz aus Köln, der aus der „Höhle der Löwen“ bekannte Sportartikler Stryve oder das Modelabel Neighbourgoods gehören. Zum Gesamt-Paket gehören der Bau der Stände und die Dekoration, auch die Mitarbeiter werden von dem Start-up selbst ausgesucht und geschult. Ausprobiert hat Brickspaces so ein gemischtes Pop-up-Konzept bereits im vergangenen Jahr, als im Weihnachtsgeschäft ein Laden im Kö-Bogen gemietet wurde; damals mit Marken von AEG bis Unu (Elektromotorroller). Viele Firmen, sagt Bressem, wollten nun am liebsten nur noch auf eine gemeinsame Fläche.

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