Ehemaliger Verteidigungsminister beim Ständehaus-Treff Karl-Theodor zu Guttenberg über sein Leben in den USA und die anstehende Wahl
Düsseldorf · Beim dritten Ständehaus-Treff in diesem Jahr stellte sich der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Fragen von RP-Chefredakteur Moritz Döbler. Unter anderem ging es um seinen Rücktritt und seine Depression. Hunderte Gäste waren zu der Veranstaltung im K21 gekommen.
Eine Zeit lang wurde der frühere Bundesverteidigungsminister für den nächsten Kanzler gehalten. In kürzester Zeit legte er eine steile Karriere hin, bis er 2011 wegen Plagiaten in seiner Doktorarbeit zurücktreten musste: Zum 99. Ständehaus-Treff der Rheinischen Post war Karl-Theodor zu Guttenberg ins K21 gekommen und stellte sich den Fragen von RP-Chefredakteur Moritz Döbler. Es war bereits das zweite Mal, dass zu Guttenberg zu Gast bei dem Talk-Event war. Das letzte Mal war 2010, damals noch in anderer Position und kurz vor dem Plagiatsskandal.
Nach seinem Rückzug aus der Politik zog zu Guttenberg mit seiner Familie in die USA. Nach zehn Jahren kam er zurück nach Deutschland, wo er sich neu erfand. Heute ist der ehemalige Politiker Unternehmer, Filmproduzent und Host eines Podcasts, den der frühere CSU-Politiker gemeinsam mit dem Linken-Politiker Gregor Gysi betreibt.
Der Ständehaus-Treff war ein Anlass, um darüber zu sprechen, wie sehr der 52-Jährige noch an der Politik hängt, wie er seine damaligen Entscheidungen rückblickend bewertet und wie er auf die Wahlen in den USA blickt.
Im Gespräch mit dem RP-Chefredakteur ging es auch um private Themen. So thematisierte Döbler, dass sich zu Guttenberg und seine Ehefrau Stephanie im vergangenen Jahr getrennt haben. Ob er sich zu seinem aktuellen Beziehungsstatus äußern wolle? „Nein“, antwortete zu Guttenberg überzeugt.
Über die Plagiate in seiner Doktorarbeit, seinen Rücktritt und den Umzug und das neue Leben in den USA spricht zu Guttenberg heute offen und gab auch im Gespräch im Ständehaus einige Einblicke. So ging es darum, wie viel offener die Menschen in den USA mit psychischen Krankheiten und Therapien umgehen.
Denn das beschäftigte auch zu Guttenberg, der nach seinem Rücktritt mit einer Depression, einer posttraumatischen Belastungsstörung und Panikattacken zu kämpfen hatte. „In den USA tauscht man sich viel mehr über so etwas aus“, psychische Krankheiten würden dort besprochen wie Rückenschmerzen. „Nur hat man da nicht Rücken, sondern Seele oder Hirn.“
Ein Thema, das seine zeitweise Wahlheimat und auch die ganze Welt aktuell sehr beschäftigt, ist die anstehende US-Wahl. Er hoffe auf den Sieg von Kamala Harris, aber man solle sich auch auf eine zweite Amtszeit von Donald Trump einstellen. Was er von ihm hält, machte zu Guttenberg sehr deutlich: „Der Mann kann sich nicht mehr unterbieten. Bei Trump würde niemanden eine Doktorarbeit interessieren.“
Mehr als 400 geladene Gäste waren zu der Netzwerk-Veranstaltung am Montagabend gekommen. Aus der Düsseldorfer Wirtschaft und Politik waren unter anderem Stadtwerke-Vorständin Charlotte Beissel, IHK-Präsident Andreas Schmitz und IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen, Rheinbahn-Chefin Annette Grabbe und Bürgermeister Josef Hinkel ins Ständehaus gekommen, um sich das Gespräch anzuhören.
Auch die Flughafen-Chefs Pradeep Pinakatt und Lars Redeligx, Bankenverband NRW-Chef Steffen Pörner, Aquazoo-Direktor Jochen Reiter, Ex-Venetia Uasa Maisch und Heribert Klein, Erfinder der Unicef-Gala, waren zu Gast im K21.
Begleitet wurde der Abend von einem Menü, das traditionell der Jahreszeit und dem Besuch des Talkgastes angepasst war. Als Vorspeise servierte GCS Catering Pfifferlingsrahm mit gebräuntem Serviettenknödel, als Hauptspeise gab es geschmortes Schäufele vom Rind, „Fränkische Jus“, Karotten-Kimchi mit Pistazie und Püree von der Petersilienwurzel und als Nachtisch Crème brûlée mit Beeren. Für die musikalische Untermalung bei dem Empfang sorgte die Band „Foss Doll“.
Der nächste Ständehaus-Treff wird ein ganz besonderer, denn die 100. Ausgabe steht bevor. Stattfinden wird das Jubiläum im November mit dem traditionellen Gänseessen. Wer bei diesem besonderen Termin zu Gast im Ständehaus sein wird, wurde allerdings noch nicht verkündet.